Abb. 60 und 61. Der Zwinger.

Abb. 60 und 61. Der Zwinger. Wie die meisten Werke barocker Baukunst, ist auch der Zwinger nicht zu werten als eine mehr oder minder vollkommene Einzelarchitektur, sondern nur zu verstehen, wenn man ihn als städtebauliche Lösung auffasst. Der Künstler Matthäus Daniel Pöppelmann empfand als ausschlaggebend, wie alle Meister des Barock, die Gesamtwirkung, nicht die mehr oder minder gelungene Form des Details. Der von den Gartenanlagen, den Wänden der steinernen Architektur und dem Himmel gebildete Raum war die Aufgabe, die er sich stellte. Gleichsam ein von Kulissen umwehrter Ehrenhof sollte erstehen, bei dem eben der Hof und nicht die Kulissen das Entscheidende werden sollten. So wird die ganze Anlage aufgelöst in eine Folge von Galerien, die sich zwischen vier vollkommen symmetrisch gedachten Pavillons hinziehen.

Die Entstehungszeit liegt ungefähr zwischen 1711 und 1722. Die ganze Anlage ist streng achsial gehalten, auch hier wieder der auffallende Gegensatz zwischen der vollkommenen Freiheit und Auflösung der Einzelform und dem überstrengen, mathematisch übergenauen System der Gesamtdisposition. Die ursprünglich völlig symmetrische Anlage sah vier zweigeschossige Pavillone vor. An Stelle des vierten Pavillons ist später der Bau Gottfried Sempers getreten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Barockstädte