Zweite Fortsetzung

In diesem Kreise geistig hochstehender Personen verbrachte ich einen eben so genussreichen, wie lehrreichen Winter. Den folgenden Frühling (1802) erkrankte mein Vater sehr schwer. Mein Chef bewilligte mir den Urlaub und ich reiste nach Frankfurt, wo ich die große Freude hatte, meinen Vater genesen zu sehen, aber aufs schmerzlichste von der unerwarteten Nachricht ergriffen wurde, dass mein verehrter Chef mitten auf einem Spaziergange unter den Linden einen Schlaganfall bekommen und plötzlich gestorben sei. Dieser Verlust war für mich in doppelter Hinsicht betrübend. Denn nicht nur betrauerte ich den Hintritt des väterlichen Freundes, sondern sah auch die Veränderung voraus, die sein Tod für meine dienstliche Stellung nach sich ziehen würde. Meine Befürchtung ging nur zu bald in Erfüllung. Zum Nachfolger Krüdeners wurde Herr von Alopeus ernannt, der die große Gunst, in der er beim Vizekanzler Ostermann stand, und seine Stellung als dessen Kanzleidirektor dazu benutzt hatte, gegen meinen Vater, da er Gesandter in Berlin war, zu intrigieren in der Absicht, ihn zu verdrängen und sein Nachfolger zu werden, — was ihm übrigens nicht gelang. Da ich ihn als einen Feind meines Vaters ansehen musste, so wäre es im höchsten Grade unpassend gewesen, meine Stelle als Attaché der Gesandtschaft beizubehalten. Mein Entschluss war schnell gefasst. Sobald ich, von seiner Ernennung sichere Nachricht bekommen hatte, suchte ich um Versetzung zur russischen Gesandtschaft im Haag nach. Mein Gesuch wurde bewilligt.

Die Zwischenzeit, die bis zur Ankunft der Resolution aus Petersburg verstrich, benutzte ich zu einem Ausfluge nach Böhmen, der mir die angenehmsten Rückerinnerungen hinterlassen hat und mir die Gelegenheit bot, höchst interessante Bekanntschaften zu machen. Bei meiner Durchreise durch Dresden lernte ich den Fürsten, damals Grafen Metternich kennen, der österreichischer Gesandter in Sachsen war. In Teplitz machte ich die Bekanntschaft der Familie Clary und des Fürsten de Ligne.*) In dem schönen Tal dieser Stadt fand sich zur Kurzeit die Blüte der Wiener Gesellschaft ein und dieser schlossen sich die berühmten Fremden an, welche fast aus allen Ländern Europas zusammenströmten. Mehr als alle trug in diesem Jahr der Fürst Lobkowitz dazu bei, die Kurzeit genussreich zu machen. Er war ein leidenschaftlicher Freund des Gesanges und veranstaltete in seinen Schlössern zu Eisenberg und Raudnitz musikalische Aufführungen, an denen die ersten Künstler des Wiener und Dresdener Theaters — in Dresden war damals noch eine ständige italienische Oper — teilnahmen. Zum Kapellmeister hatte er den berühmten Paer,**) unter dessen Leitung und sogar bei dessen Mitwirkung — denn er war ein ausgezeichneter Schauspieler — in seltener Vollendung „der König Theodor" von Paisiello aufgeführt wurde. Der Empfehlungsbrief, den ich vom Grafen Stadion bekommen, hatte die beste Wirkung. Fürst Lobkowitz empfing mich mit der liebenswürdigsten Freundlichkeit. Ich blieb acht Tage bei ihm, zuerst in Eisenberg, dann in Raudnitz, einem großen am Ufer der Elbe gelegenen Schloss, wohin sich die ganze Teplitzer Gesellschaft zur Aufführung der Oper begeben hatte, und wo ich alle herrlichen Lustbarkeiten, die ohne Unterbrechung vom Morgen bis zum Abend währten, mitmachte. Doch geriet leider bei dieser Lebensweise das Vermögen des Fürsten dermaßen in Verfall, dass es bei seinem Tode unter Kuratel kam, durch die es indes, wenn auch nach einer langen Reihe von Jahren, wieder in den früheren blühenden Zustand gebracht wurde. In Oestreich dient eine vormundschaftliche Verwaltung dazu, die in Verfall geratenen Vermögensverhältnisse einer Familie wieder herzustellen, in Russland dient sie dazu, sie vollends zu Grunde zu richten.


Es kostete mir Mühe, mich von diesem reizenden Aufenthalt loszureißen. Ein wenig Liebe war auch dabei im Spiel. Doch es musste geschieden sein. Bei meiner Rückkunft in Berlin im Herbst des Jahres 1802 fand ich meine Ernennung für den Haag vor. Ich nahm meinen Weg zu meinem neuen Bestimmungsorte über Frankfurt und verbrachte hier vierzehn Tage bei meinem teuren Vater. Dann begab ich mich auf den Weg nach Holland. Ich reiste am rechten Ufer des Rheins über Düsseldorf, wo ich wiederum für zehn Tage Halt machte und meinen Vetter besuchte, den Grafen Karl Nesselrode, das Haupt unserer Familie und Inhaber der Majoratsgüter. Er war ein kluger und sehr gebildeter Mann und großer Musiker. Er war mit einer Gräfin Hatzfeldt vermählt, einer hochgewachsenen, wenig hübschen Dame, dafür aber einer Klavierspielerin ersten Ranges, und das zu einer Zeit, wo es noch keine am musikalischen Himmel glänzenden Lißt's und Thalberg's gab. Daher meinte mein Vater, nicht Liebe, sondern der Generalbass habe das Band der Ehe geknüpft. Mein Vetter und seine Schwester, die Gräfin Lerchenfeldt, waren die Lieblinge der ganzen Familie. Ich hatte ihn vorigen Winter in Berlin, wo er sich einige Monate aufhielt, kennen gelernt. In Düsseldorf schlossen wir uns näher an einander. Seine Unterhaltung war außerordentlich anziehend. Er hatte die Anfange der französischen Revolution in unmittelbarer Nähe durchlebt und bis zu einem gewissen Grade die Begeisterung geteilt, die die Nationalversammlung in edlen Gemütern erweckt hatte. Die weitern Vorgänge indes hatten ihn bald von dieser Begeisterung geheilt. Er starb im folgenden Frühjahr 1803 eines plötzlichen Todes.

Der Abstecher nach Frankfurt und Düsseldorf hatte meine Ankunft im Haag nicht unbedeutend verzögert. Ich erreichte meinen Bestimmungsort erst im Dezember 1802 fast mit Jahresschluss. Mein neuer Chef, Graf Stackelberg ***) empfing mich, wenn auch mit gemessenem Ernst, so doch wohlwollend. Ehe man sich mit ihm eingelebt hatte, war das Verhältnis zu ihm ziemlich peinlich. Er liebte es, das Gewicht seiner Stellung seine Untergebenen fühlen zu lassen. Doch bald nahm er gegen mich ein freundlicheres Benehmen an, und übertrug mir Arbeiten. Gerade dies hatte ich gewünscht. Die Folge davon war, dass sich unsere gegenseitigen Beziehungen so günstig gestalteten, wie es zwischen einem zwar mit Herzensgüte und edler Gesinnung begabten, aber zugleich herrischen und eigensinnigen Charakter und mir nur irgend möglich war. Obgleich in den drei Jahren, die ich mit Graf Stackelberg verlebte, so manche Spannung eintrat, so legte doch diese Zeit den Grund zu einer Freundschaft, die bis zu seinem Lebensende währte. Da er noch oft in diesem Lebensabris vorkommen wird, so habe ich geglaubt, hier die Grundzüge seines Wesens angeben zu müssen.

Als Pichegrü im Jahre 1795 Holland erobert hatte, wurde die Regierung des Statthalters aufgehoben und die vereinigten sieben Provinzen in die batavische Republik verwandelt, die ich auch bei meiner Ankunft im Haag antraf. Die (sog.) patriotische Partei, die es mit der bestehenden republikanischen Verfassung hielt, war die herrschende, alle Ämter waren mit Anhängern derselben besetzt. Die oranisch Gesinnten hatten sich durchweg zurückgezogen. Die Spaltung zwischen den beiden Parteien war sehr scharf. Verachtung auf Seiten der oranischen Partei und Hass auf Seiten der republikanischen machten zu der Zeit jede Annäherung unmöglich. Jedoch wohnten viele oranisch gesinnte Familien im, Haag, wie z. B. die Vylands, die Vassenaers, die Heekeren, die Vanoerstraets usw. Sie bildeten den Stamm der guten Gesellschaft und waren für das diplomatische Korps der fast ausschließliche Umgang. Der Friede von Amiens hatte eben zahlreichen Emigranten, die über England und Deutschland zerstreut waren, die Tore des Vaterlandes geöffnet, viele ausgezeichnete junge Männer kehrten zurück, unter ihnen fand ich so manche Gelegenheit zu angenehmen Bekanntschaften und zur Anknüpfung von freundschaftlichen Verhältnissen.

Das diplomatische Korps war trefflich zusammengesetzt. An der Spitze stand der französische Gesandte Herr v. Simonville. Er machte, unterstützt von seiner liebenswürdigen und geistreichen Gemahlin, der Mutter jenes Charles de Montholon, der 1815 Bonaparte nach St. Helena folgte und damals Attaché bei der französischen Gesandtschaft war, ein angenehmes Haus, das besonders Abends viel besucht war. England war durch Sir Robert Liston vertreten, einen achtungswerten und verdienstvollen Mann von mildem, versöhnlichem Wesen, das ächte Abbild eines englischen Diplomaten von altem Schlage. Der österreichische Gesandte war Baron Fels, ein geborener Belgier. Dies war ein geistig bedeutender Mann und Vater der Frau v. Vilain, die den Winter nicht auf ihren Gütern in Flandern, sondern im Haag bei ihrem Vater verbrachte und durch ihre Liebenswürdigkeit den Reiz der geselligen Freuden um Vieles vermehrte. Bei solchen Gesellschaftselementen fehlte uns nichts, um den Winter angenehm zu verbringen.

Im Frühjahr 1803 brach auf das unglückliche Holland, ja gewissermaßen auf ganz Europa ein neues Unwetter los, das in zwölf schweren Kriegs- und Unglücksjahren bestand und mit dem Bruch des Friedens von Amiens begann. Die Folgen dieses Bruches hatte zuerst Holland zu fühlen. Ein unter dem Marschall Victor stehendes Heer, das nach Louisiana bestimmt war, aber an der Überfahrt verhindert worden war, musste von der batavischen Republik unterhalten werden. Die einzige Quelle des Reichtums dieses Landes, der auswärtige Handel, der eben erst wieder aufzuleben begonnen hatte, wurde vollständig vernichtet und das Land in Unglück und Elend gestürzt. Aber selbst damit sollte es noch nicht sein Bewenden haben, Bonapartes Forderungen wurden immer maßloser und maßloser. Endlich glaubte die Regierung der batavischen Republik den Anmaßungen einigen Widerstand entgegensetzen zu dürfen. Damit brachte sie sich um ihre Existenz. Bonaparte stürzte sie, setzte an ihrer Stelle einen Groß-Pensionär ein und übertrug diesem alle Exekutivgewalt. Der erste, den Bonaparte zu diesem Amte erwählte, war Schimmelpenningk, der nach dem Friedensbruch von der holländischen Gesandtschaft in London zu der in Paris versetzt worden war. Er war ein ehemaliger Amsterdamer Advokat, der sich bei der patriotischen Partei ein großes Ansehen erworben hatte, ein sehr fähiger Kopf, dabei von sanftem Charakter, der sich mit ganzer Seele der Sorge für sein unglückliches Vaterland hingab. Seine Regierung war daher von nicht langer Dauer. Diese Veränderungen hatten im Laufe des Jahres 1804 stattgefunden.

Im folgenden Frühjahr 1805 erbat sich mein Chef einen Urlaub zu einer Reise nach Petersburg, wo seine Vermählung mit der Gräfin Ludolff stattfinden sollte. Da der erste Legationssekretär Hougberg vorkurzem nach Madrid versetzt worden war, so wurde ich als Geschäftsträger beglaubigt. Dies war das erste Mal, dass ich mit eignen Flügeln flog. Ich betrachtete diese Fügung als ein großes Glück und muss es auch heute noch, in meinem 79sten Jahre, wo ich diesen Lebensabriss schreibe, als solches ansehen. Es gibt für einen jungen Diplomaten in der Tat nichts Wünschenswerteres, als die Gelegenheit, seine Geschicklichkeit zeigen zu können und solche Gelegenheiten bieten sich eher an Gesandtschaften zweiten Grades, als an denen ersten Ranges dar. Mir war das Loos zu Teil geworden, meinem Ministerium bekannt zu werden. Meine Depeschen wurden in Petersburg mit mehr Nachsicht aufgenommen, als sie es im Grunde verdienten. Man lernte mich als brauchbar kennen. Was konnte ich mehr wünschen? Als Beobachtungspunkt war der Haag von einiger Bedeutung. Es war die Zeit, als die Vorbereitungen zu der großen Expedition nach England gemacht wurden. Das französische zum Einschiffen bestimmte Armeekorps stand mit dem batavischen Heere vereinigt im Lager bei Zeigst und unter dem Befehl des Generals Marmont; täglich empfing es Verstärkungen. Diese militärischen Vorgänge sollten bald für uns von unmittelbarer Bedeutung werden. Im Laufe des Jahres 1805 war von den drei Mächten Russland, Oestreich und England eine neue Koalition gegen Frankreich abgeschlossen worden. Im Oktober brach der Krieg aus. Das Marmontsche Korps verließ Holland und zog nach dem südlichen Deutschland. Ein russisches von dem Grafen Tolstoi befehligtes Korps besetzte Hannover. Die batavische Gesandtschaft wurde abberufen. Auch meine Stellung hätte somit aufhören müssen; indes erhielt ich die Weisung, so lange meine Stellung nur irgend haltbar wäre, im Haag zu bleiben und darüber, was im Rücken der französischen Heere vorgehe, genauen Bericht zu erstatten. Die Aufgabe war höchst zarter Natur und nicht immerleicht zu vollführen. Der Winter bereitete mir außerdem sehr peinliche Augenblicke, als die Nachrichten von unsern Niederlagen bei Mm und Austerlitz in Holland eintrafen. Ich fand nur Trost in der innigen Teilnahme, die die braven Holländer für unser Unglück fühlten. Sie waren des französischen Joches müde und hätten es, wenn die Waffen der Alliierten siegreich gewesen wären, gewiss abgeschüttelt. Anstatt dessen mussten sich jetzt die stolzen Republikaner eine königliche Regierung gefallen lassen, mit welcher der neue Kaiser sie im Frühling des Jahres 1806 zu beschenken geruhte. Russland erkannte das neue Königreich nicht an und ich erhielt den Befehl, Holland zu verlassen und mich nach Berlin zu begeben, um dort meine fernere Verwendung abzuwarten. Ich verließ Haag an dem nämlichen Tage, an dem der König Louis seinen Einzug hielt.

Um meinen Vater wiederzusehen nahm ich meinen Weg über Frankfurt, wo ich volle vierzehn Tage verweilte, weil ich annehmen musste, dass die Ereignisse, die sich vorbereiteten, eine längere Trennung herbeiführen würden. Um diese Zeit wurde ein russischer Bevollmächtigter, der Staatsrat Oubril, nach Paris geschickt, um gemeinschaftlich mit dem englischen Gesandten Lord Lauderdale über den Frieden zu verhandeln. Als ich Frankfurt verließ, konnte ich es mit der Hoffnung tun, dass die Ruhe Europas wenn auch nicht durch einen dauerhaften Frieden, so doch durch einen mehr oder weniger langen Waffenstillstand gesichert werden würde. In dieser Hoffnung langte ich in Berlin an.

Hier fand ich die Vertretung Russlands in einem eigentümlichen Zustande. Nach der Niederlage von Austerlitz und dem Presburger Frieden war Baron Hardenberg aus dem Ministerium geschieden und Graf Haugwitz,****) der eifrige Anhänger Frankreichs und Vertreter der zaghaften und wetterwendischen (pusillanime et versatile), von Preußen seit dem Baseler Frieden befolgten Politik, hatte aufs Neue dessen Leitung übernommen. Herr von Alopeus, unser Gesandte, hatte erklärt, mit dem neuen Minister in keinen Geschäftsverkehr treten zu wollen; da aber diese Grille den König nicht veranlassen konnte, seinen Freund Hardenberg zurückzuberufen, und da andererseits Kaiser Alexander nicht sehr geneigt war, das Verhältnis mit dem preußischen Kabinett zu brechen, so wurden dem Grafen Stackelberg, der eben von Petersburg zurückkehrte, die Verhandlungen mit dem Grafen Haugwitz übertragen. Und dem Grafen Stackelberg wurde ich attachiert. Sein Hauptgeschäft sollte darin bestehen, zwischen Preußen und dem König Gustav von Schweden eine Vermittlung zu Stande zu bringen. Dieser hatte als Teilnehmer der Koalition von 1805 noch einige Landstrecken im nördlichen Pommern inne. Es handelte sich um die Räumung derselben, die denn auch nach vielen verdrießlichen Verhandlungen vor sich ging. Während letztere noch im Gange waren, langte unerwarteter Weise Herr v. Oubril als Überbringer eines von ihm geschlossenen Traktats aus Paris an. Indes erhielt dieser Traktat nicht die Bestätigung. Da sich unser Kabinett in Folge dessen auf neue Verwickelungen gefasst machte, so erhielt ich den Befehl, das südliche Deutschland zu bereisen, um Erkundigungen über die Starke und Stellung der französischen Truppen einzuziehen, die im offenbaren Widerspruch mit dem Presburger Frieden noch immer unter verschiedenen Vorwänden einige Gegenden Deutschlands besetzt hielten. Zuerst begab ich mich nach Hof, wo ich einen meiner alten Freunde, den General Tauenzien, antraf, der da sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Von hier aus sandte ich meine Berichte an das Ministerium. Nach einem zweiwöchentlichen Aufenthalte nahm ich meinen Rückweg nach Berlin über Prag, Teplitz und Dresden und wurde überall von meinen alten Bekannten mit nützlichen Nachrichten versorgt, die mir zur Vervollständigung meiner Berichte trefflich zu statten kamen.

*) Das in einem schönen Park gelegene Schloss der fürstlich Clary'schen Familie, der Herrschaft des Orts, bildete den stets belebten Sammelpunkt für alle durch Geburt und Verdienst ausgezeichnete Personen. Es herrschte in diesem gastlichen Hause die heiterste, mit feinster Sitte gepaarte Geselligkeit, die besonders durch den Schwiegervater des Hauses, den Fürsten von Ligne, immer neue Anregung erhielt. Die Liebenswürdigkeit seiner nie getrübten heitern Laune errang ihm hier ebenso den dankbaren Beifall, wie an allen Höfen, die er besucht hatte. Er war österreichischer Großmeister der Artillerie und hat interessante Denkwürdigkeiten verfasst: „Mémoires du Prince de Ligne".

**) Ferdinand Paër, im Jahre 1774 in Parma geboren, war zu Anfang dieses Jahrhunderts einer der beliebtesten Opernkomponisten. Er war Kapellmeister in Dresden, dann kaiserlicher Hofkapellmeister in Paris und hier zugleich der Singlehrer der Kaiserin Marie Louise.

***) Der esthländische Graf Gustav von Stackelberg (geb. 1766, gest. 1850) ist der Sohn des in Warschau während der ersten Teilung Polens fungierenden bekannten russischen Gesandten. Graf Gustav war russischer Gesandte im Haag, in Turin, Wien, Neapel.

****) Der zu einer nicht ehrenvollen Berühmtheit gelangte Graf Haugwitz, 1792 von Friedrich Wilhelm II. zum Kabinettsminister ernannt, bereicherte beim Baseler Frieden, 1795, Preußen auf Kosten von Deutschland. Den 15. Februar 1806 schloss er als preußischer Bevollmächtigter, nachdem er sich von Napoleon mit Verachtung hatte behandeln lassen, den für Preußen schimpflichen Vertrag ab, dem zufolge letzteres sich mit Frankreich gegen seine beiden Bundesgenossen England und Russland verband. Hardenberg wurde auf die Forderung Napoleons entlassen und Haugwitz wieder Kabinettsminister. Aber damit war denn auch endlich das Maß der Schmach gefüllt, die antifranzösische Partei, an deren Spitze die hochsinnige Königin Louise stand, drang durch, Haugwitz wurde entlassen und an Napoleon der Krieg erklärt, der für Preußen die Asche des Phönix werden sollte, aus der es sich 1813—1815 strahlend erhob.