Das Jahr 1710. Vierter Feldzug. Die Belagerung von Douai

1710 verließen wir schon im April unsere Winterquartiere und kamen den 15ten bei Dornick an, wo unser allgemeiner Sammelplatz war. Den 20sten, nachdem die Armee formiert war, brach sie Nachmittags um 5 Uhr auf, und marschierte die ganze Nacht in zwei Kolonnen. Unser Aufbruch war so unerwartet, und ward mit so vieler Verschwiegenheit und Ordnung vollzogen, dass wir den folgenden Morgen ohne den geringsten Widerstand in die Französischen Linien einrückten. Der Feind hatte diesen Morgenbesuch so wenig erwartet, dass er sogar war fouragieren gegangen. Unsere Ankunft verbreitete so viele Unruhe unter seinen Truppen bei Lens, dass sie sich in aller Eile zurück zogen, und wir in ihrem Lager auf den Ebenen bei Lens Posto fassten.

Den 22sten schlugen wir des Morgens unsere Belagerung Brücken über die Scarpe; die Armee ging die folgende Nacht darüber und berannte den nächsten Morgen die Stadt Douai. Den 25sten fingen wir unsere Linien an; der Fürst von Anhalt-Dessau, der dem Grafen Lottum in dem Kommando der Preußischen Truppen folgte, kam an diesem Tag bei uns an, und führte den einen Angriff auf die Stadt, der Prinz von Nassau aber den andern. Den 29sten waren unsere Linien fertig, und die Reiterei hatte eine große Menge Faschinen und Schanzkörbe zur Belagerung herbei geschafft. Den 1sten Mai besetzten unsere Truppen das Schloss Pignonville, und den 3ten Chateaur - Loway, wo sich 340 Mann gefangen gaben. Den 4ten wurden unsere Laufgräben auf beiden Angriffen geöffnet, und unsere Leute gruben sich ohne Verlust ein, weil man sie aus der Stadt nicht war gewahr geworden. Den 9ten Abends um 10 Uhr tat der Feind einen lebhaften Ausfall aus des Prinzen von Nassau Angriff, welches die Arbeiter in große Unordnung brachte. Sie schleiften einige Teile unserer Parallele, wurden aber endlich mit beträchtlichem Verluste zurück getrieben, und bis an die Contrescarpe verfolgt. Das Gefecht war so lebhaft, dass wir 300 Mann Tote und Verwundete hatten, und vermutlich war der feindliche Verlust nicht geringer. Die Parallele ward in eben derselben Nacht wieder hergestellt, und den folgende Morgen mit Anbruch des Tages fing eine Batterie von acht Kanonen und vier Mörsern, von des Fürsten von Anhalt Angriff, an, mit großer Heftigkeit auf die Stadt zu feuern. Die Batterie stand auf einem Bollwerke in einem Moraste, der uns sehr gehindert hatte, unsere Laufgräben zu flankieren, und sie ward sehr bald unbrauchbar gemacht. Der Feind tat in derselben Nacht einen Ausfall auf unsere Seite, ward aber mit beträchtlichem Verluste zurück geschlagen. Den 10ten kam unsere schwere Artillerie an, und den 11ten kam auf jedem Angriffe eine Batterie von 24 Kanonen und 8 Mörsern zu Stande. Den 12ten waren unsere Laufgräben bis an den ersten Graben gekommen. Den 14ten waren unsere Batterien im Stande und mit 48 Kanonen und 32 Mörsern und Haubitzen besetzt, daher wir anfingen, die feindlichen Außenwerke zu beschießen, aber vornehmlich auf des Fürsten von Anhalt Seite, indem der Boden auf der andern so weich war, dass man nicht so ordentlich approchieren konnte. Der Feind tat den 17ten einen Ausfall, ward aber so lebhaft empfangen, dass er sich in großer Unordnung zurück zog und über 100 Gefangene im Stiche ließ. Den 22sten tat er einen andern Ausfall, der auf beiden Seiten viele Leute kostete. Unsere Armee hatte sich in den Linien nunmehr so sehr verschanzt, dass wir nicht befürchten durften, in der Belagerung gehindert zu werden, obgleich der Feind um 10.000 Mann stärker war, als wir, wir auch aus seinen beständigen Bewegungen vom 26sten bis zum 30sten glauben mussten, dass er uns angreifen und zur Aufhebung der Belagerung zwingen wollte.


Den 30sten lagerte er sich einen Kanonenschuss von unsern Verschanzungen, welches uns an der Belagerung hinderte, indem jedes Regiment, welches wir nur aus einige Art ersparen konnten, zur Verstärkung der Armee gebraucht ward. Der Feind blieb vier Tage in dieser Stellung, ohne uns zu beunruhigen, da denn der Marschall von Villars es für das Beste hielt, sich auf eine Stunde weit zurück zu ziehen, worauf die Belagerungs-Regimenter wieder auf ihre Posten gingen, und die Belagerung, mit dem größten Eifer fortgesetzt wurde. Der Feind tat häufige Ausfälle und ließ viele Minen springen, welches uns doch nicht hinderte, uns den 5ten Juni der Contrescarpe zu bemächtigen. Den 17ten liefen wir Sturm und eroberten ein Ravelin, und nachdem wir den Graben mit Faschinen ausgefüllt hatten, schlugen wir unsere Brücke nach der Haupt-Bresche. In der Nacht auf den 22sten wurden die Laufgräben auf das Fort Scarp geöffnet, welches ein reguläres Fünfeck war, worauf der Feind den 25sten Nachmittags um 2 Uhr Chamade schlug, und den 26sten so wohl die Stadt als das Fort übergab. Die Belagerten hatten ungefähr 3.000 Mann Tote, unser Verlust aber bestand in 8.000 Mann an Toten und Verwundeten. Den 29sten marschierte der Marschall Albergotti mit seiner Besatzung, die noch aus 4.725 Mann bestand, aus. General Hompesch ward Gouverneur der Stadt, und der Brigadier des Roques, der erste Ingenieur, ward Kommandant des Forts Scarp.