Das Jahr 1707. Sein erster Feldzug

Im April 1707 kam der Kronprinz bei uns an, und musterte unser Regiment. Als ich bei ihm vorbei marschierte, und ihm auf Befragen meinen Nahmen sagte, erinnerte er sich meiner, und gab dem Obersten einen Verweis, dass er bei seiner Compagnie ein Kind zum ersten Sergeanten gemacht hatte. Allein da der Oberste ihm sagte, dass ich den Dienst sehr gut verrichtete, und sehr viel Lernbegierde besäße, schien der Prinz damit zufrieden zu sein.

Im Mai brach unser Regiment von Mastricht, auf und stieß bei Mildert zur Armee, und den 9. August rückten wir nach Genap, in der Absicht, den Feind anzugreifen. Den 10ten gingen wir in der Nacht bei Florinal über die Deyle und marschierten bis an den Morgen. Mit Tages Anbruch langten wir zu Maveren an, fanden aber, dass sich der Feind zurück gezogen hatte, worauf wir wieder nach Genap zurück gingen. Die Franzosen zogen sich den ganzen Feldzug über so eilfertig vor uns zurück, dass wir nicht im Stande waren, sie zu einem Treffen zu bringen, welches unsere Truppen durch die vielen fruchtlosen Märsche und Gegenmärsche sehr abmattete. Gegen den Winter rückte die Armee nach Asche, wo wir uns trennten, und in die Winterquartiere gingen. Um diese Zeit ward der Prinz von Oranien zum Befehlshaber der Holländischen Truppen ernannt, ob er gleich erst 21 Jahr alt war. Unser Regiment ging nach Huy in die Winterquartiere, wo der Schwedische General Oxenstein Gouverneur war. Diese Stadt liegt zu beiden Seiten der Maß und ist nur schlecht befestigt; doch hat sie ein Castell und noch drei Forts, welche auf Anhöhen liegen und die Stadt decken. Ich zog eines Mals mit einem Holländischen Leutnant auf die Wache, der sehr einfältig war, und weder lesen noch schreiben konnte, indem er wegen eines außerordentlichen Beispiels persönlichen Mutes und guten Verhaltens von einem Sergeanten zum Leutnant war gemacht worden. Die Franzosen hatten nämlich eine gewisse Stadt mit allen ihren Festungen eingenommen, einen einigen Turm ausgenommen, auf welchem dieser Sergeant mit 20 Mann stand, und welchen er gegen alle Versuche des Feindes behauptete, bis der Platz im folgenden Jahre wieder erobert ward, wozu er folglich durch seine Stellung viel beigetragen hatte.


Als ich an einem Tage mit einer Patrouille ausging und bei einem Kloster vorbei kam, sahen wir ein Frauenzimmer laufen, welches von verschiedenen Personen verfolgt ward, daher wir auf sie zu gingen. Als sie hörte, dass wir zu der Besatzung von Huy gehörten, war sie vor Freude außer sich, und nachdem sie von ihrer Furcht ein wenig zu sich selbst gekommen war, sagte sie uns, dass sie nach Namur gehöre, und sich wider Willen ihrer Eltern mit einem Französischen Offizier versprochen habe, daher sie von ihnen in dieses Kloster sei gesteckt worden, aus welchem sie eben entsprungen sei, und nach Lüttich gehen wollte, wo sie Verwandte habe, die sich ihrer annehmen würden. Der Erfolg bestätigte ihre Aussage, denn als sie daselbst ankam, wirkten ihre Freunde einen Pass für ihren Liebhaber aus, mit welchem sie darauf getraut ward.