Der vergeßliche Graf

Autor: Ueberlieferung
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In Dillenburg war einmal vor vielen Jahren ein Mann der Hexerei beschuldigt worden. Der Graf wollte nicht recht daran glauben, aber das Volk wurde unruhig, so machte man dem Mann den Prozeß und verurteilte ihn zum Feuertod. Insgeheim aber befahl der Graf, man solle den Holzstoß zwar anbrennen, sobald man jedoch ein weißes Fähnchen vom Schloß herab winken sehe, wieder auslöschen. Die Richter hielten die Hinrichtung lange hin, als aber das Volk ungeduldig wurde, mußten sie doch den Befehl geben, den Scheiterhaufen anzuzünden. Die Flammen schlugen schon an dem Mann in die Höhe, da wehte auf einmal das Fähnchen aus dem Schloßfenster. Aber als man den Holzstoß auseinanderriß, fand man nur die verkohlte Leiche. Der Graf hatte zu der Stunde gerade ein Bankett gegeben und darüber sein Versprechen vergessen. Und als es ihm endlich einfiel, war es zu spät. Nun muß er jede Nacht auf einem schwarzen Roß den Weg vom Schloß nach dem Fluß, wo die Richtstätte war, reiten. Weder er noch das Roß haben einen Kopf.