Gibt es noch Studentendirnen in Berlin?
Ich habe diese Frage bereits in der Biographie der „Studenten-Cläre“ ventiliert, komme aber noch ein Mal darauf zurück, indem ich sie mit „Nein“ beantworte.
Jene Exklusivität der feilen Mädchen für eine ganz bestimmte, zu einem speziellen Lebensberuf sich heranbildende Klasse der Jugend findet nicht mehr — zur Ehre der Studenten in Berlin — statt. Damit will ich aber nicht etwa gesagt haben, als ob die Berliner Studenten alle Karthäuser geworden wären, — ich sage nur, die kastenartige Beschränkung der Prostituierten auf die akademische Jugend hat aufgehört vor der Kraft des Alles amalgamierenden und egalisierenden Zeitgeistes.
Wer sonst keine Gelegenheiten hat und seine Bekanntschaften nicht gerade auf der Gasse anknüpfen will, der besucht jene bekannten Tanzböden, wo die feinere Prostitution sich ihm auf- und entgegendringt. Diese, wie ich bereits gesagt, seit 1840 sich herausgebildeten Anstalten sind jetzt für den Studenten, wie für den Handlungsdiener, für den Künstler, Professionisten, Beamten, Rentier, Tage- und Taschendieb, kurz für Jeden, der einigermaßen anständig gekleidet geht, und 10 Sgr. Entree in der Tasche hat, die Réunion’s, um dort seine galanten Abenteuer vorzubereiten. Die Dirnen jener Assembleen machen daher keinen Standesunterschied mehr, wie sonst — wer am besten bezahlen kann, ist der Glücklichste. Oder sollte es wahr sein, wie alte Berliner sagen, — dass die Studenten nicht mehr so viel Geld verzehrten, als früher, da reiche Leute ihre Söhne nicht hierher schickten, und die armen Teufel selbstredend Nichts zu verschenken hätten? Diese Frage kann ich nicht entscheiden.
In jener alten Studentenzeit, bei dem sogenannten Onkel, waren außer der Clara es besonders zwei Dirnen, die in ihrer Jugend sehr floriert haben, und denen es merkwürdigerweise jetzt sehr gut geht.
Die Eine war die Droschken-Emilie oder das Droschkenpferd, wegen ihres derben Auftretens so genannt, die andere der schlappe Anton, deren Name einem unsaubern Vorfalle seine Entstehung verdanken soll. Beide waren tapfere Zecher und tranken manchen Fuchs zu Boden. Damals war es auch noch nicht Mode, auf den Tanzsälen bloß Champagner zu trinken, wie es die heutigen Phrynen verlangen, welche zuweilen Dem schnöde den Rücken zukehren, der ihnen bloß Rotwein vorsetzt. Ein Glas Grog, eine Bayersche, wirkte damals Alles, und wer sich schon bis zum Rotwein verstieg, der wurde für einen Verschwender gehalten. Die Droschken-Emilie hat sich vor mehreren Jahren schon mit einem wohlhabenden Manne verheiratet und lebt häuslich und zufrieden. Dem schlappen Anton war zwar ein so glänzendes Los nicht beschieden, jedoch ist dieselbe an einen ehrbaren Schuster vermählt, der zwar nach den Flitterwochen oft genötigt war, den Spannriemen zu gebrauchen, sich aber jetzt mit seiner Frau vertragen soll, die ihren Ansprüchen an ein lockeres und lustiges Leben mit den vorrückenden Jahren entsagt zu haben scheint.
Jene Exklusivität der feilen Mädchen für eine ganz bestimmte, zu einem speziellen Lebensberuf sich heranbildende Klasse der Jugend findet nicht mehr — zur Ehre der Studenten in Berlin — statt. Damit will ich aber nicht etwa gesagt haben, als ob die Berliner Studenten alle Karthäuser geworden wären, — ich sage nur, die kastenartige Beschränkung der Prostituierten auf die akademische Jugend hat aufgehört vor der Kraft des Alles amalgamierenden und egalisierenden Zeitgeistes.
Wer sonst keine Gelegenheiten hat und seine Bekanntschaften nicht gerade auf der Gasse anknüpfen will, der besucht jene bekannten Tanzböden, wo die feinere Prostitution sich ihm auf- und entgegendringt. Diese, wie ich bereits gesagt, seit 1840 sich herausgebildeten Anstalten sind jetzt für den Studenten, wie für den Handlungsdiener, für den Künstler, Professionisten, Beamten, Rentier, Tage- und Taschendieb, kurz für Jeden, der einigermaßen anständig gekleidet geht, und 10 Sgr. Entree in der Tasche hat, die Réunion’s, um dort seine galanten Abenteuer vorzubereiten. Die Dirnen jener Assembleen machen daher keinen Standesunterschied mehr, wie sonst — wer am besten bezahlen kann, ist der Glücklichste. Oder sollte es wahr sein, wie alte Berliner sagen, — dass die Studenten nicht mehr so viel Geld verzehrten, als früher, da reiche Leute ihre Söhne nicht hierher schickten, und die armen Teufel selbstredend Nichts zu verschenken hätten? Diese Frage kann ich nicht entscheiden.
In jener alten Studentenzeit, bei dem sogenannten Onkel, waren außer der Clara es besonders zwei Dirnen, die in ihrer Jugend sehr floriert haben, und denen es merkwürdigerweise jetzt sehr gut geht.
Die Eine war die Droschken-Emilie oder das Droschkenpferd, wegen ihres derben Auftretens so genannt, die andere der schlappe Anton, deren Name einem unsaubern Vorfalle seine Entstehung verdanken soll. Beide waren tapfere Zecher und tranken manchen Fuchs zu Boden. Damals war es auch noch nicht Mode, auf den Tanzsälen bloß Champagner zu trinken, wie es die heutigen Phrynen verlangen, welche zuweilen Dem schnöde den Rücken zukehren, der ihnen bloß Rotwein vorsetzt. Ein Glas Grog, eine Bayersche, wirkte damals Alles, und wer sich schon bis zum Rotwein verstieg, der wurde für einen Verschwender gehalten. Die Droschken-Emilie hat sich vor mehreren Jahren schon mit einem wohlhabenden Manne verheiratet und lebt häuslich und zufrieden. Dem schlappen Anton war zwar ein so glänzendes Los nicht beschieden, jedoch ist dieselbe an einen ehrbaren Schuster vermählt, der zwar nach den Flitterwochen oft genötigt war, den Spannriemen zu gebrauchen, sich aber jetzt mit seiner Frau vertragen soll, die ihren Ansprüchen an ein lockeres und lustiges Leben mit den vorrückenden Jahren entsagt zu haben scheint.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der sittliche Zustand von Berlin nach Aufhebung der geduldeten Prostitution des weiblichen Geschlechts