Feldlotte

So wie unter den öffentlichen Dirnen, welche vorzugsweise die Straßen besuchen, und erst nach 10 Uhr in den Tanzlokalen erscheinen, eine Art stillschweigenden Einverständnisses Statt findet, wonach sie sich in gewisse Stadtviertel verteilen und oftmals in blutige Händel geraten, wenn eine aus den Grenzen ihres Reviers herausgeht, so bemerkt man auch zuweilen, wie ich schon hin und wieder anzudeuten Gelegenheit hatte, dass Manche vorzüglich nur gewissen Klassen der Gesellschaft, namentlich dem Militär, sich preisgeben, — so Feldlotte und ihre Schwester. Beide sind von schlechtem Herkommen und von früh an prostituiert. Entweder von der Feldstraße, wo sie herstammt, wahrscheinlicher aber davon, dass sie sich in ihrer Jugend mit Dragonern, Uhlanen, Kürassieren u. s. w. Abends auf dem Köpenicker Felde in unsaubern Absichten umhergetrieben, hat Feldlotte ihren Beinamen bekommen. Jedoch kam sie bald in die Höhe. Durch die Soldaten gelangte sie in die Kasernen der Kavallerie und durch ihren Verkehr mit den Offizierburschen ward sie endlich den Herren Lieutenants selbst bekannt, welche ebenfalls nicht gefühllos gegen sie waren. Jetzt ging sie in eine höhere Sphäre über, indem sie regelmäßig nur mit Letzteren Umgang hielt. Sie kleidete sich nobel und war besonders bei den Festlichkeiten in den Kasernen eine fast notwendige Teilnehmerin, wenn nämlich Avancements junger Militärs gefeiert und dabei getrunken, gesungen und getanzt ward.

Der Erfolg ihrer Persönlichkeit bewirkte, dass sie zuletzt gegen ihre Bewerber förmlich spinös ward, und bei jenen Gelagen sich zu erscheinen weigerte, wenn nicht andere Damen — so nennen sich jene Prostituierte unter einander — anwesend wären. Daher kam es vor, dass einmal ein Dragoner sich als Frauenzimmer verkleiden und die Feldlotte auf diese Weise herbeischaffen musste, welcher sie aber bald tatsächlich von der angenommenen Maske überzeugte, was sie denn auch nicht übel nahm. Nachdem sie diese Wirtschaft lange getrieben, hat sie sich endlich mit einem Handwerksmann verehelicht, bei welchem sie jedoch keine guten Tage genießen soll, — sehr begreiflich, weil sie sicher auch von ihrem alten Fehler nicht ablassen wir