Amalie K...t...l.
Vor etwa 18 — 20 Jahren existierte in Berlin der berüchtigte K.sche Schnapsladen, wo nur Diebe und dergleichen Gesindel verkehrten, und wo die damalige Kriminalpolizei gewöhnlich die ihr Verdächtigen abfing. Jener Laden, welchem von den heutigen Diebesauflagen wohl keine zu vergleichen ist, ward endlich von der Polizei geschlossen, da die Erfahrung gelehrt hatte, daß die Mehrzahl der wichtigern Verbrechen dort verabredet und präpariert worden war. Kurz, es war die Börse des Lasters, von früh an mit Vagabunden gefüllt, welche auf dem Felde nächtigen, — den sogenannten Kornhasen, — bis späterhin die prinzipiellen Verbrecher hinzukamen und ihren unredlichen Erwerb bei der Besitzerin jenes Geschäfts, der Witwe K., unterbrachten, oder das dafür gelöste Geld mit dem Auswurfe der liederlichen Dirnen in nächtlichen Orgien vergeudeten.
Hiernach konnte die Erziehung der beiden Töchter der K. nicht anders als verderblich auf die jungen Gemüter wirken, und in der Tat wurden Beide auch von ihrer Mutter von Jugend auf angehalten, unter der Firma eines kleinen Hausierhandels zu stehlen. Die Witwe K. zog auch, als die Töchter erwachsen waren, junge Leute an sich, welchen sie ihre Kinder preisgab, und welche dafür für sie stehlen mussten. So hat sie Manchen, der mir später bekannt geworden ist, — Einen sogar, der von Hause aus ein guter Mensch war, und daher um so mehr zu bedauern ist — man erlasse mir seinen Namen, — in sein Verderben gestürzt!
Die älteste der Schwestern, Amalie, zeichnete sich wirklich durch körperliche Reize aus, daher ward sie allgemein „die schöne Male“ genannt. Sie besuchte vorzugsweise die damals beliebten Tanzlokale: „den Silbersaal“ in der Alexander- und „den Pariser Saal“ in der Oranienburgerstraße, wo sie besonders mit Militärs verkehrte und auf den Kegelbahnen oder an andern versteckten Stellen sich ungemäßigter Ausschweifung hingab. Sie erschien öfter, um ihre Konturen zur verführerischen Schau zu stellen, als Indianerin in Trikots, und steht als solche noch bei einem großen Teile der Männerwelt, wie man hört, in Andenken. Sie verdiente viel Geld, aber sie gab es ebenso leichtsinnig in jenen Kneipen ihrem militärischen Anhang zum Besten, daher konnte sie es auch nie weiter bringen. Mit dem Besuch jener Lokale verband sie einen diebischen Verkehr, welcher einmal sogar zu ihrer Bestrafung führte. Man hätte nun glauben sollen, sie würde ganz untergehen, dennoch wollte ihr das Glück wohl: ein alter reicher Kommissionär verliebte sich in sie, machte sie zur Frau und tat ihr den Gefallen, bald zu sterben und ihr sein Haus und Vermögen zu hinterlassen. So lebt sie jetzt als Witwe, jedoch natürlich nicht nach 1 Timoth. 5, 5., sondern sie hält sich einige Hautboisten, mit welchen sie Liebschaft treibt und je nach ihrer Laune bald den einen mit dem andern vertauscht. Während sie früher von ihnen Geld nahm, gibt sie jetzt ihrerseits, doch glaubt man, dass das Vermögen durch ihre laszive Haushaltung bald erschöpft sein wird. Was ihr dann übrig bleibt, bedarf keiner Frage.
Hiernach konnte die Erziehung der beiden Töchter der K. nicht anders als verderblich auf die jungen Gemüter wirken, und in der Tat wurden Beide auch von ihrer Mutter von Jugend auf angehalten, unter der Firma eines kleinen Hausierhandels zu stehlen. Die Witwe K. zog auch, als die Töchter erwachsen waren, junge Leute an sich, welchen sie ihre Kinder preisgab, und welche dafür für sie stehlen mussten. So hat sie Manchen, der mir später bekannt geworden ist, — Einen sogar, der von Hause aus ein guter Mensch war, und daher um so mehr zu bedauern ist — man erlasse mir seinen Namen, — in sein Verderben gestürzt!
Die älteste der Schwestern, Amalie, zeichnete sich wirklich durch körperliche Reize aus, daher ward sie allgemein „die schöne Male“ genannt. Sie besuchte vorzugsweise die damals beliebten Tanzlokale: „den Silbersaal“ in der Alexander- und „den Pariser Saal“ in der Oranienburgerstraße, wo sie besonders mit Militärs verkehrte und auf den Kegelbahnen oder an andern versteckten Stellen sich ungemäßigter Ausschweifung hingab. Sie erschien öfter, um ihre Konturen zur verführerischen Schau zu stellen, als Indianerin in Trikots, und steht als solche noch bei einem großen Teile der Männerwelt, wie man hört, in Andenken. Sie verdiente viel Geld, aber sie gab es ebenso leichtsinnig in jenen Kneipen ihrem militärischen Anhang zum Besten, daher konnte sie es auch nie weiter bringen. Mit dem Besuch jener Lokale verband sie einen diebischen Verkehr, welcher einmal sogar zu ihrer Bestrafung führte. Man hätte nun glauben sollen, sie würde ganz untergehen, dennoch wollte ihr das Glück wohl: ein alter reicher Kommissionär verliebte sich in sie, machte sie zur Frau und tat ihr den Gefallen, bald zu sterben und ihr sein Haus und Vermögen zu hinterlassen. So lebt sie jetzt als Witwe, jedoch natürlich nicht nach 1 Timoth. 5, 5., sondern sie hält sich einige Hautboisten, mit welchen sie Liebschaft treibt und je nach ihrer Laune bald den einen mit dem andern vertauscht. Während sie früher von ihnen Geld nahm, gibt sie jetzt ihrerseits, doch glaubt man, dass das Vermögen durch ihre laszive Haushaltung bald erschöpft sein wird. Was ihr dann übrig bleibt, bedarf keiner Frage.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der sittliche Zustand von Berlin nach Aufhebung der geduldeten Prostitution des weiblichen Geschlechts