Der rote Kampfflieger

Autor: Richthofen, Manfred, Freiherr von (1892-1918), Erscheinungsjahr: 1917
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
  1. Kapitel 1 - Einiges von meiner Familie
  2. Kapitel 2 - Meine Kadettenzeit (1903-1909 Wahlstatt, 1909-1911 Lichterfelde)
  3. Kapitel 3 - Eintritt in die Armee (Ostern 1911)
  4. Kapitel 4 - Erste Offizierszeit (Herbst 1912)
  5. Kapitel 5 - Kriegsausbruch
  6. Kapitel 6 - Überschreiten der Grenze
  7. Kapitel 7 - Nach Frankreich
  8. Kapitel 8 - Wie ich auf Patrouille zum erstenmal die Kugeln pfeifen hörte (21./22. August 1914)
  9. Kapitel 9 - Patrouillenritt mit Loen
  10. Kapitel 10 - Langeweile vor Verdun
  11. Kapitel 11 - Das erstemal in der Luft!
  12. Kapitel 12 - Beobachtungsflieger bei Mackensen
  13. Kapitel 13 - Mit Holck in Rußland (Sommer 1915)
  14. Kapitel 14 - Rußland–Ostende (Vom Zweisitzer zum Großkampfflugzeug)
  15. Kapitel 15 - Ein Tropfen Blut fürs Vaterland (Ostende)
  16. Kapitel 16 - Mein erster Luftkampf
    (1. September 1915)
  17. Kapitel 17 - In der Champagne-Schlacht
  18. Kapitel 18 - Wie ich Boelcke kennenlernte
  19. Kapitel 19 - Der erste Alleinflug
    (10. Oktober 1915)
  20. Kapitel 20 - Aus meiner Döberitzer Ausbildungszeit
  21. Kapitel 21 - Erste Zeit als Pilot
  22. Kapitel 22 - Holck † (30. April 1916)
  23. Kapitel 23 - Ein Gewitterflug
  24. Kapitel 24 - Das erstemal auf einem Fokker
  25. Kapitel 25 - Bombenflüge in Rußland
  26. Kapitel 26 - Endlich!
  27. Kapitel 27 - Mein erster Engländer (17. September 1916)
  28. Kapitel 28 - Somme-Schlacht
  29. Kapitel 29 - Boelcke † (28. Oktober 1916)
  30. Kapitel 30 - Der Achte
  31. Kapitel 31 - Major Hawker
  32. Kapitel 32 - Pour le mérite
  33. Kapitel 33 - Le petit rouge -
  34. Kapitel 34 - Englische und französische Fliegerei (Februar 1917)
  35. Kapitel 35 - Selbst abgeschossen
    (Mitte März 1917)
  36. Kapitel 36 - Ein Fliegerstückchen
    (Ende März 1917)
  37. Kapitel 37 - Erste Dublette
  38. Kapitel 38 - Mein bisher erfolgreichster Tag
  39. Kapitel 39 - Moritz -
  40. Kapitel 40 - Englischer Bombenangriff auf unseren Flughafen
  41. Kapitel 41 - Schäfers Notlandung zwischen den Linien
  42. Kapitel 42 - Das Anti-Richthofen-Geschwader (25. April 1917)
  43. Kapitel 43 - Der - alte Herr - kommt uns besuchen
  44. Kapitel 44 - Flug in die Heimat
  45. Kapitel 45 - Mein Bruder
  46. Kapitel 46 - Lothar ein - Schießer - und nicht ein Weidmann
  47. Kapitel 47 - Der Auerochs
  48. Kapitel 48 - Infanterie-, Artillerie- und Aufklärungsflieger
  49. Kapitel 49 - Unsere Flugzeuge
Einiges von meiner Familie.

Die Familie Richthofen hat sich in den bisherigen Kriegen an führender Stelle eigentlich verhältnismäßig wenig betätigt, da die Richthofens immer auf ihren Schollen gesessen haben. Einen Richthofen, der nicht angesessen war, gab es kaum. War er’s nicht, so war er meistenteils in Staatsdiensten. Mein Großvater, und von da ab alle meine Vorväter, saßen in der Gegend von Breslau und Striegau auf ihren Gütern. Erst in der Generation meines Großvaters wurde ein Vetter meines Großvaters als erster Richthofen General.

In der Familie meiner Mutter, einer geborenen von Schickfuß und Neudorf, ist es ähnlich wie bei den Richthofens: wenig Soldaten, nur Agrarier. Der Bruder meines Urgroßvaters Schickfuß fiel 1806. In der Revolution 1848 wurde einem Schickfuß eines seiner schönsten Schlösser abgebrannt. Im übrigen haben sie’s alle bloß bis zum Rittmeister der Reserve gebracht.

Auch in der Familie Schickfuß sowohl wie Falckenhausen – meine Großmutter ist eine Falckenhausen – kann man nur zwei Hauptinteressen verfolgen. Das ist Reiten, siehe Falckenhausen, und Jagen, siehe den Bruder meiner Mutter, Onkel Alexander Schickfuß, der sehr viel in Afrika, Ceylon, Norwegen und Ungarn gejagt hat.

Mein alter Herr ist eigentlich der erste in unserem Zweig, der auf den Gedanken kam, aktiver Offizier zu werden. Er kam früh ins Kadettenkorps und trat später von dort bei den 12. Ulanen ein. Er ist der pflichttreueste Soldat, den man sich denken kann. Er wurde schwerhörig und mußte den Abschied nehmen. Seine Schwerhörigkeit holte er sich, wie er einen seiner Leute bei der Pferdeschwemme aus dem Wasser rettete und nachher seinen Dienst beendete, ohne die Kälte und Nässe zu berücksichtigen.

Unter der heutigen Generation sind natürlich sehr viel mehr Soldaten. Im Kriege ist jeder waffenfähige Richthofen bei der Fahne. So verlor ich gleich zu Anfang des Bewegungskrieges sechs Vettern verschiedenen Grades. Alle waren Kavalleristen.

Genannt bin ich nach einem großen Onkel Manfred, in Friedenszeiten Flügeladjutant Seiner Majestät und Kommandeur der Gardedukorps, im Kriege Führer eines Kavalleriekorps.

Nun noch von meiner Jugend. Der alte Herr stand in Breslau bei den Leibkürassieren 1, als ich am 2. Mai 1892 geboren wurde. Wir wohnten in Kleinburg. Ich hatte Privatunterricht bis zu meinem neunten Lebensjahre, dann ein Jahr Schule in Schweidnitz, später wurde ich Kadett in Wahlstatt. Die Schweidnitzer betrachteten mich aber durchaus als ein Schweidnitzer Kind. Im Kadettenkorps für meinen jetzigen Beruf vorbereitet, kam ich dann zum 1. Ulanenregiment.

Was ich selbst erlebte, steht in diesem Buch.

Mein Bruder Lothar ist der andere Flieger Richthofen. Ihn schmückt der Pour le mérite. Mein jüngster Bruder ist noch im Kadettenkorps und wartet sehnsüchtig darauf, sich gleichfalls zu betätigen. Meine Schwester ist, wie alle Damen unseres Familienkreises, in der Pflege der Verwundeten tätig.