Der jähzornige Edelmann zu Dünnow.

Die Volkssagen von Pommern und Rügen.
Autor: Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881), Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern
In dem Dorfe Dünnow lebte zu katholischen Zeiten ein Edelmann, Namens Junker Krummel. Derselbe war sehr reich, denn es gehörten ihm die Güter Lindow, Muddel und Horst. Er war auch gottesfürchtig und brav, und konnte nicht leiden, daß Jemandem Unrecht geschah. Dabei war er aber erschrecklich heftig und jähzornig. Zu derselben Zeit war an der Kirche zu Dünnow ein geiziger und hartherziger Pfaff. Eines Tages trug es sich nun zu, daß der Junker, als er durch das Dorf ging, eine alte Frau draußen neben der Kirche am Thurme sitzen sah. Die Frau sah sehr ärmlich aus, sie hatte nicht einmal Schuhe an den Füßen, und weinte ihre bitteren Thränen. Der Junker fragte sie, warum sie weine und was ihr fehle, und sie erzählte ihm darauf, daß der Priester ihr nicht die Beichte hören wolle, wenn sie ihm nicht eine Stiege Eier brächte; sie sey eine arme Frau, und habe nur vier Eier aufbringen können, die habe sie dem Priester gebracht, der aber nicht damit zufrieden gewesen, sondern sie von der Beichte und aus der Kirche gewiesen habe.

Ueber solchen Bericht wurde der Junker Krummel sehr erzürnt; er begab sich sofort in die Kirche zu dem Pfaffen, und befahl ihm, schleunigst die arme Frau zur Beichte zu lassen. Der erwiederte ihm aber, in der Kirche habe der Junker nichts zu befehlen, und er wies ihn mit spöttischen Worten hinaus. Da gerieth der Edelmann in seinen schrecklichen Zorn und zog sein Schwert heraus, und schrie dem Pfaffen zu: Hast du kein Erbarmen, so soll für dich auch keins sein! Damit stieß er ihm das Schwert in das Herz, daß der Pfaff sogleich todt hinfiel und das Blut ihm aus der Brust floß. Das soll aber so schwarz gewesen sein, wie der schwarze Priesterrock, den er am Leibe trug.

Wie dieß geschehen war, da wurde der Junker sehr betrübt, und er fragte, wie er die große Sünde, die er begangen, von sich abwaschen könne. Die Geistlichen, die damals im Lande viel zu sagen hatten, legten ihm darauf eine doppelte Buße auf. Zuerst sollte er barfuß in die Fremde gehen, und alle Klöster beschenken, an die er unterwegs kam; und als er zurückkehrte, verlangten sie von ihm, daß er all sein Gut der Kirche übergeben solle. Dieses Letztere wurde aber von dem Herzog Bogislav anders vermittelt, so daß der Junker nur das Gut Horst und seinen Wald der Kirche schenken mußte. Das andere behielt er für sich; aber er starb vor Gram bald darauf.