Der grüne Jäger. Sage

Autor: Ueberlieferung
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In der Nähe des Hornspergs, im Wald Sauhagen, geht der grüne Jäger um. Man sieht ihn oft; er gräbt gern mit Schaufel und Haue, bringt aber kein Stäubchen Erde weg. Wenn die Jagdzeit eintritt, so reviert er mit seinen Gesellen und Hunden, daß es ein Graus ist und jedermann ihm ausweicht. Aber nicht allein im Wald ist er, er kommt auch heraus und jagt durch die Luft.

Am liebsten läßt er sich jedoch im Walde sehen. Kommt ein Bauer daher, fährt einen Sägblock weg und versinkt so tief, daß sich kein Gaul mehr regen kann, so ist der Grüne da und schiebt am Wagen, und schon geht's vorwärts. Stiehlt einer einen Baumstamm, dann steht der grüne Jäger auf einmal da, tut fürchterlich wild und setzt sich auf den Wagen, daß er nicht mehr weiterkommt. Bisweilen schmeißt er den Wagen auch in den nächsten Graben.

Wenn abends die Holzmacher heimkehren, so kommt der Grüne und bittet um Feuer. Dann zündet er friedlich sein Pfeifchen an, läßt die Leute in Ruhe, geht in den Wald und schreit. » Ho ho! I bin scho wieder do! «

Oft geht er in die benachbarten Höfe, ohne daß sich jemand um ihn kümmert, zündet am Herd ruhig seine Pfeife an und geht zur Tür wieder hinaus. Manchmal sieht man ihn ohne Kopf; manchmal erscheint er als Pferd.

Einmal fuhr nachts ein Bauer übers Weiherwehr. Da kam mitten auf dem Weg der Grüne auf einem Schimmel dahergeritten. »Wenn er mich nur denkt der Bauer. Aber der Schimmel weicht aus, nicht zusammenreitet«, der Grüne reitet mitten durch den Weiher, und der Bauer kann ruhig weiterfahren.

Vor dem grünen Jäger ist man nie sicher. Bald sitzt er einem auf dem Rücken, bald wirft er den Wanderer in einen Graben, manchmal schreit er nur sein »Ho, ho! I bin scho wieder do!« und verschwindet unter den Bäumen.