Die Zeit der Reformation
„Es ist um das geistliche Amt jetzt ein ander Ding worden.“ Mit diesem kurzen Wort bringt Luther sich und seinen Lesern zum Bewusstsein, welchen gewaltigen Umschwung die Reformation gerade für den geistlichen Stand bedeutete. Worin bestand er? Nach katholisch-mittelalterlicher Anschauung ist der Amtsträger Priester, d. h. er steht über dem Laien als der Vermittler der göttlichen Gaben und Kräfte und als der Vertreter und der Verwalter der kirchlichen Gewalt. Er trägt selbst göttlichen Charakter, unverlierbar, In ihm lebt der altheidnische Priester und Richter weiter. Es gehört zu den größten Taten der Reformation, dass er diese Priesterkaste und diese Priesterherrschaft zerstört hat. Wohl bedarf auch die evangelische Gemeinde des Geistlichen, aber nicht mehr des Priesters. „Darum sollte ein Priesterstand in der Christenheit nicht anders sein als ein Amtmann: so lange er im Amt ist, geht er vor; wird er abgesetzt, ist er ein Bauer oder Bürger wie die Anderen.“ Vielmehr sollen die Geistlichen aus der Gemeinde bestellt werden, wie man „im weltlichen Regiment etliche Amtleute wählet und setzet aus einer ganzen Bürgerschaft oder Gemeine. Daselbst wird einer nicht Bürger daher, dass er zum Bürgermeister oder Richter gewählt wird, sondern weil er zuvor das Bürgerrecht hat und ein Mitglied der ganzen Bürgerschaft ist, so wird er darnach zum Amt gewählet, bringet also sein Bürgerrecht mit sich in das Bürgermeisteramt. Also auch, ein Weib oder Frau im Hause wird nicht daher ein Weib, dass sie einen Mann nimmt. Denn wo sie nicht zuvor ein Weibsbild wäre, würde sie nimmer eine Hausfrau durch das eheliche Zusammengeben; sondern sie bringet ihr weibliches Wesen in den Ehestand, darnach kriegt sie die Schlüssel zum Hause . . . Also gehts nun in der Christenheit auch zu. Da muss zuvor ein Jeglicher ein Christen und ein geborener Priester sein, ehe er ein Priester oder Bischof wird, und kann ihn weder Papst noch kein Mensch zum Priester machen. Wenn er aber ein Priester durch die Taufe geboren ist, so kommt darnach das Amt und machet einen Unterschied zwischen ihm und anderen Christen . . . Denn ob wir wohl alle Priester sind, so können und sollen wir doch darum nicht alle predigen oder lehren und regieren; doch muss man aus dem ganzen Haufen Etliche aussondern und wählen, denen solch Amt befohlen würde.“
Das ist die neue Auffassung vom Geistlichen Stand, auf der alles Weitere beruht. Sie erst hat die ganze Geschichte des evangelischen Pfarrstandes möglich gemacht.
Abb. 002 Christus erscheint den Mönchen. Spottbild auf die katholische Geistlichkeit. Holzschnitt aus der Schule Cranachs ca. 1520. Nürnberg, Germanisches Museum.
Abb. 003 Der Papst und seine Kardinäle an dem Galgen. Spottbild. Holzschnitt aus; Luthers „Abbildung des Bapstum“ Wittenberg 1545. Berlin, Kupferstichkabinett. Schuch 106.
Das ist die neue Auffassung vom Geistlichen Stand, auf der alles Weitere beruht. Sie erst hat die ganze Geschichte des evangelischen Pfarrstandes möglich gemacht.
Abb. 002 Christus erscheint den Mönchen. Spottbild auf die katholische Geistlichkeit. Holzschnitt aus der Schule Cranachs ca. 1520. Nürnberg, Germanisches Museum.
Abb. 003 Der Papst und seine Kardinäle an dem Galgen. Spottbild. Holzschnitt aus; Luthers „Abbildung des Bapstum“ Wittenberg 1545. Berlin, Kupferstichkabinett. Schuch 106.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der evangelische Geistliche in der deutschen Vergangenheit
002 Christus erscheint den Mönchen. Spottbild auf die katholische Geistlichkeit. Holzschnitt aus der Schule Cranachs ca. 1520. Nürnberg, Germanisches Museum
003 Der Papst und seine Kardinäle an dem Galgen. Spottbild. Holzschnitt aus - Luthers, Abbildung des Bapstum, Wittenberg 1545. Berlin, Kupferstichkabinett
RA 047 Luther und seine Gattin
Luther, Die Hochzeit
Luther, Haus- und Familienleben
alle Kapitel sehen