Der abbrevierte Teufel.

Autor: Börne, Carl Ludwig (1786-1837)
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Der abbrevierte Teufel. – In einem Aufsatz, der neulich im Morgenblatte erschienen, hatte sich der Teufel gemischt – was einem schwachen menschlichen Werke leicht nachzusehen ist, da sich selbst in Gottes Werke der Teufel gemischt. Das Morgenblatt aber hat den Teufel verkürzt, hat ihm nur das große T. gelassen und ihm für die übrigen fünf Buchstaben drei Sterne gegeben. Drei Sterne für fünf Buchstaben – das darf man wohl geprellt nennen! Nun habe ich mehrere Tage darüber nachgedacht, warum das Morgenblatt so verfahren, habe es aber nicht herausgebracht. Ich bitte daher die Leser dieses Blattes, die sich darauf verstehen, mich darüber zu belehren. Es ist zwar üblich, daß man die sogenannten unanständigen Wörter im Schreiben und Drucken abbreviert, aber der Teufel gehört nicht zu den unanständigen Wörtern; und was die wirklichen unanständigen Ausdrücke betrifft, so sollte man sie entweder gar nicht gebrauchen oder, wenn gebraucht, nicht vermummen. Was gewinnt man dabei? Nichts, als daß die Phantasie des Unreinen sich die häßliche Sache noch häßlicher ausmalt. Ich besaß eine Sammlung von solchen Wörtern, die in verschiedenen Zeitschriften bald die Verfasser, bald die Redaktoren, bald die Zensoren abbreviert haben. Es ist schade, daß ich sie verloren. Nichts ist bezeichnender als das. Wir Deutschen sind zimperlicher als vierzehnjährige Mädchen, und ich dächte, wir wären doch alt genug.

Carl Ludwig Börne

Carl Ludwig Börne