Der Zauberstein im Blautopf

Autor: Ueberlieferung
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Man findt gleichwol, daß vor viel Jahren, als die Grafen von Helfenstein das Stättlin Blaubeuren samt der ganzen Herrschaft noch ingehapt, daß zwen Gebrüder des Geschlechts der Grafen von Helfenstein einstmals miteinander zu dem Ursprung und Bronnen der Blau spazieren gangen und der ein unter ihnen ein Stein allernächst dem Ursprung von manicherlei Farben ersehen (hat). Den hat er ufgehept und besehen. Wie das geschehen ist, ist der dem andern Bruder user den Augen kommen, derhalben (ihm dieser) gerufen, wo er so bald hinkommen. Der hat ihm geantwurt. Wie er ihn aber noch nit gesehen, aber wohl gehört, daß er allernächst bei ihme sei, do hat er sich noch mehr verwundert und dem Bruder bekennt (gesagt), er höre ihn wohl, kunnte ihn aber nit sehen und begehrt (zu wissen), womit er solches zuwege bring. Do hat ihm der Bruder den Stein auch in die Hand geben, also hat er auch nit gesehen.

Wie sie nun beide vermerkt, daß die Kraft von dem Steine her reich, do haben sie nach langer Beratschlagung, was sie mit diesem Stein, als einem köstlichen Kleinat (Kleinod), anfahen wellten, sich dahin entschlossen und bedacht, was Nachteils und Übeles ihre Nachkommen hiermit anstiften möchten, wodurch auch ihr Geschlecht in Spott, Unehr und Verderben geführt künnt werden; daß sie des Steins und seiner Kraft sich wollten verwegen und verzeihen (entäußern). Und damit warfen sie den Stein in den Ursprung der Blau, welcher dann viel klafter dief (fiel) und niemand besorgen muß, daß ihn jemand wiederumb vom Grund heraufbring.