Urgeschichte

Köln wurde schon 37 Jahre vor Christi Geburt von den Ubiern erbaut.*) 16 Jahre nach Christi Geburt wurde Julia Agrippina, spätere Gemahlin des Kaisers Claudius und Mutter Neros, in Köln geboren. Aus dieser Veranlassung und weil Claudius selbst eine römische Kolonie bei dem alten Ubium gegründet hatte, gab er seiner Gemahlin zu Ehren der Stadt die Benennung: Colonia Agrippina, aus welcher der heutige Name: Köln, sich allmählich gebildet hat.

*) Nach einer frommen Sage fiele die Gründung der Stadt mit der Geburt der h. Jungfrau Maria zusammen.


Die Kaiserin Julia Agrippina scheint eine große Vorliebe für die nach ihr benannte neue Stadt gehabt zu haben, denn sie umgab sie nicht nur durch feste Mauern mit Türmen und Toren, (von welcher ersten Ummauerung noch heute Spuren vorhanden sind), sondern schmückte sie namentlich im Innern mit großartigen Bauten, wozu besonders ein Capitol, ein Amphitheater, mehrere Tempel etc. zu zählen sind. Kaiser Trajanus (98 — 117 Jahre nach Christi Geburt) erteilte der so rasch aufblühenden Stadt römische Rechte und Freiheiten, und verwandte ebenfalls bedeutende Mittel auf Verschönerung und Bauten, und zwar nur römischer Art. Ein späterer Nachfolger des Trajanus, der römische Imperator Posthumus (260 Jahre n. Chr.) setzte seiner Zeit die Verschönerungen nicht nur fort, sondern errichtete außerdem in der Stadt einen römischen Senat, so dass man die ihm zugeschriebene Absicht, allmählich ein zweites Rom aus derselben zu schaffen, aus allen Einzelheiten erkennen konnte. In seine Regierungszeit soll sogar die Errichtung eines ersten Rheinhafens zu verlegen sein. Ein Arm des Rheines, der damals seinen Lauf von Lyskirchen her über den Heumarkt, unter Kästen, über den Altenmarkt, den Domhof auf Cunibert zu nahm, bildete unter andern kleinern eine ziemlich große Insel, (worauf die Kirche Groß St. Martin sich befand,) die zum Baue dieses Hafens die natürliche Veranlassung und große Erleichterung bot. Von Posthumus bis zum Kaiser Constantin können wir Köln als eine Reichs-, Haupt- und Residenzstadt betrachten, indem die Kaiser als solche hier anerkannt und ausgerufen worden sind. Es befand sich sogar eine Flotte im Kölner Hafen, und hatten die Kaiser ihre Hauptheeresmacht und ihre Münze in Köln.

Von den der Stadt in jener ihrer ersten Entwickelungsperiode erteilten römischen Einrichtungen und Rechten, hat sich manches sogar noch bis über das Mittelalter hinaus erhalten. So mussten selbst noch bis in die jüngere Zeit hinein die zwei jährlich gewählten Bürgermeister, (Consules,) statt dass sie ihren Eid im Capitole leisteten, in der jetzigen Kirche St. Maria im Capitol, einer feierlichen Messe beiwohnen, wurden alsdann mit der Consular-Toga bekleidet, und vom Senate in pomphaftem Zuge abgeholt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Wanderer durch Köln