Kirche von St. Andreas

Da, wo die Kirche von St. Andreas sich heute befindet, soll schon vom h. Maternus (s. Seite 5.) eine dem Apostel Mathäus gewidmete Kapelle erbaut gewesen sein. Erzbischof Bruno (s. Seite 15), der das seiner Zeit bei dieser Kirche bestehende Nonnenkloster nach Königsdorf verlegte, verband mit derselben ein großes Collegiatstift, von wo ab auch der Kirche der Name St. Andreas beigelegt worden ist. Sein Vorhaben, diesem Heiligen eine ganz neue Basilika zu erbauen, wurde nur insofern ausgeführt, als das Querschiff nach der linken Seite und der Bau der sehenswerten Sakristei ihm zugeschrieben werden kann. Erzbischof Gero führte später Brunos Plan noch so viel weiter aus, dass die ganze Kirche zum Gottesdienste benutzt, und 984 von ihm eingeweiht werden konnte. Ein späterer Nachfolger, Erzbischof Johann von Mors, hat im Anfange des 15. Jahrhunderts den jetzigen hohen Chor erbaut. Der Chor rechts, der den als Schnitzwerk wirklich bewunderungswürdigen Machabäeraltar enthält, scheint aus einer noch etwas späteren Zeit zu stammen. Wenn auch die jetzige Kirche in ihrer heutigen Gestalt und ihren einzelnen Teilen den verschiedensten Bau-Perioden angehört, so macht sie doch sowohl im Innern wie äußerlich auf jeden kunstsinnigen Beschauer einen erhabenen Eindruck, der freilich ohne die unmittelbare Nähe des Domes ein noch großartiger sein wurde.

Sehenswürdigkeiten in dieser Kirche sind:

1. Der schöne Kreuzgang in byzantinischem Stile, leider durch Anbauten und die Durchführung einer neuen Straße nur noch teilweise vorhanden;
2. in der ersten Seitenkapelle vom Eingange rechts ein neuer aus Holz geschnitzter gotischer Altar, auf welchem der vergoldete Reliquienkasten steht, der die Gebeine des berühmten Gelehrten Albertus Magnus enthält. Der Kasten ist ein Geschenk des Stadtbaumeisters a. D. J. P. Weyer, und wurde der Altar auf Rechnung des Rentners H. Schallenberg erbaut. Links neben dem Altare wird unter Glas eine altertümlich geformte Kasel verwahrt, die Albertus Magnus zu Lebzeiten getragen;
3. im Kreuzschiff rechts der große Machabäer-Altar, von Molitor sehr kunstreich aus Holz geschnitzt. In seiner Mitte sehen wir einen aus Messing getriebenen Schrein, welcher Reliquien dieser glaubenstreuen, alttestamentalischen Märtyrer enthält;
4. Der im nördlichen Kreuzschiffe dem vorigen gegenüberliegende Mater-dolorosa-Altar;
5. die vor dem Hochaltare zu beiden Seiten stehenden geschnitzten Chorstühle, die als Kunstwerke denen im Dome nicht- viel nachstehen sollen; 6. das Sakramentshäuschen links vom Hochaltare;
7. das von Fouckerath gemalte Altarbild, die Kreuzigung des h. Andreas darstellend;
8. einige in der Kirche zerstreut hängenden Gemälde, unter welchen wir besonders auf eines von Barth. de Bruyn verweisen. — Nach Aufhebung des Stiftes wurde St. Andreas zur Pfarrkirche erhoben. Später ging sie als solche durch Armut wieder ein, wurde
aber durch Vermächtnisse des Pfarrers Werner Riegel unter diesem von Neuem zur Pfarrkirche bestimmt. Mit dieser Kirche kam der gelehrte Albertus Magnus zu oft in Verkehr, als dass wir es unterlassen dürften, einige Notizen über ihn an dieser Stelle beizufügen. Albertus Magnus, (auch Teutonicus genannt) Graf von Bollstädt, wurde 1193 zu Lauingen in Schwaben geboren. Nachdem er in Padua studiert, wurde er Bruder des Dominikaner-Ordens, und trat sodann als Lehrer der Philosophie und Theologie an den geistlichen Schulen zu Hildesheim, Regensburg und Köln mit dem größten Erfolge auf. In Paris wurden ihm in Folge seines dortigen öffentlichen Lehramtes die akademischen Würden erteilt, von wo aus zugleich durch seine Epoche machenden Schriften sein literarischer Ruhm begann. Im Jahre 1248 trat er an die Spitze der Gelehrtenschule in Köln, und wurde 1254 zum Provinzial seines Ordens in Deutschland ernannt. Die bischöfliche Würde, die ihm Papst Alexander IV. 1260 mit der Diözese Regensburg verliehen, legte er 1262 wieder ab, um in seinem geliebten Köln der Wissenschaft zu leben. Er besaß wohl unzweifelhaft die vielseitigste Bildung unter den Gelehrten seines Jahrhunderts, und kam sogar durch seine in der damaligen Zeit unerklärbaren Kenntnisse in der Physik, Chemie und Mechanik in den Verdacht der Zauberei. Er brachte die aristotelische Philosophie als begabtester Vertreter derselben nicht nur zum höchsten Ansehen bei den Männern der Wissenschaft, sondern erstrebte es auch, ihr auf dem theologischen Gebiete die tief eingreifendste Anwendung zu verschaffen. Er starb zu Köln im Jahre 1280. Seine Gebeine ruhen in dem eben genannten Sarkophage, und seine Statue, von Werres aus Stein gehauen und am 9. August 1862 aufgestellt, ziert als zweite in der Reihenfolge die Ostseite unseres neuen Museums.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Wanderer durch Köln