Der Wanderer durch Köln

Eine geschichtliche Beschreibung der Stadt und ihrer sämtlicher Merkwürdigkeiten
Autor: Klein, Ph. M., Erscheinungsjahr: 1863
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Köln, Fremdenführer, Reiseführer, Stadtführer, Stadtgeschichte, Sehenswürdigkeiten, Römerzeit, Hansezeit, Rhein
Vorrede

Mit dem bescheidenen Bewusstsein, weder eine Frucht eigener historischer Forschung zu sein, noch einen Anspruch auf gänzliche Unfehlbarkeit in allen seinen unzähligen Einzelheiten machen zu dürfen, tritt gegenwärtiges Werkchen hiermit in die Öffentlichkeit. Die einzige Absicht bei seinem Entstehen war die, aus dem unerschöpflichen Material, welches die Metropole des Rheinlandes dem Suchenden zu allen Zeiten und an allen Orten bietet, das Hauptsächlichste auszuwählen, und durch Zusammenstellung desselben dem Kölner wie dem Fremden ein möglichst lebensfrisches Bild meiner Vaterstadt zu entrollen, dessen Betrachtung alle Bewohner mit Stolz, und alle Besucher mit gebührender Bewunderung erfüllen sollte. So nehme denn jeder Kölner es freundlich auf in sein Haus, um in demselben seine Vaterstadt besser kennen und mehr noch lieben zu lernen. Der Fremde aber nehme es als einen treuen Führer zur Hand, der sich mit dem besten Willen bemüht, ihm auf einem angedeuteten Wege Alles vorzuführen, ihm Alles zu erklären und zu beschreiben, was die alte heilige Stadt nur Wichtiges und Sehenswertes in ihren Mauern enthält. Das eine wie das andere erreichen zu wollen, war die Absicht des Unterzeichneten; das Bewusstsein aber, es mehr entsprechend dem guten Willen als der Kraft erreicht zu haben, wäre für die mühevolle Arbeit sein schönster Lohn.
Köln, in der Charwoche 1863.
Der Verfasser.
Einleitung

So liegt sie da, weitem Halbkreise ausgedehnt vor unserm Auge an den Ufern des grünen Rheines, die reiche Colonia, die stolze Römerbraut, einst der deutschen Hansa Schmuck. Jetzt die Metropole an jenem mächtigen Strome, der Preußens weinbelaubte Grenzmarken durchzieht. Ihren ganzen innern Charakter trügt sie freimütig zur Schau. Die zahllosen Kirchtürme geben den Frommsinn ihrer Bewohner zu erkennen. Tausende von Schiffen grüßen sie mit bunten Wimpeln, und fahren fröhlich an ihren Ufern entlang, teils ihrer Last entladen, teils mit reichen Schätzen für die Ferne befrachtet: das lebendigste Bild der üppigen Handelsblüte. Eiserne Linien weisen von allen Himmelsgegenden den Fremden in ihre Mitte hinein, und wer diesen Wegweisern folgt, er wird sich behaglich fühlen in der Umgebung einer gewerbstätigen, gesinnungstüchtigen Bürgerschaft. Die engen Straßen haben ihre Einwirkung auf Annährung und gegenseitige Zuneigung der Bewohner durchaus nicht verfehlt; dabei sind Gemütlichkeit und Lebensgenuss mehr wie irgend am ganzen Rheine in den Mauern dieser Stadt daheim. Wissenschaft und Kunst waren von jeher gepflegte Töchter der Mutter Colonia, die nebenbei auf Bearbeitung ihrer eigenen Biographie einen seltenen Fleiß verwandte. In ihren geheimen Schränken birgt sie nicht Gold und Silberwert, aber einen merkwürdigen Schatz weltgeschichtlichen Stoffes, von dem wir einiges, was die Eigentümerin selbt betrifft, dem geneigten Leser in kurzen Umrissen ins Gedächtnis niederzulegen hiermit versuchen wollen.