Einleitung

01. Einleitung

Wald nennt man jede zur Erziehung des Holzes vorzugsweise bestimmte Bodenfläche; sein Zweck ist: das Holzbedürfnis zu befriedigen, die National-Industrie zu ermöglichen, die sonstigen Nebennutzungen zu liefern, die Fruchtbarkeit der Länder zu vermehren, deren Gesundheit und Annehmlichkeit zu erhöhen.


Der Wald ist ein kostbares Geschenk der Natur, auf welches, als einen sehr wichtigen Bestandteil des Nationalvermögens, bisher noch lange nicht die allgemeine Aufmerksamkeit rege genug war, um über den Zustand der Wälder bei den verschiedenen europäischen Nationen, über deren Verhältnis zur Volksmenge, und ihre großen wichtigen Einflüsse auf die Bewohner eines Landes gehörig aufgeklärt zu sein.

Der Wald ist einer der wichtigsten und nützlichsten Gegenstände im Haushalte eines Staates sowohl, für die Krone als auch für das Volk; er dient zur Gründung des allgemeinen Wohles der ganzen Menschheit, als Regulator des Klimas, zur Deckung und Bestreitung der vielseitigen Bedürfnisse im häuslichen Leben und hat die wesentlichsten Einflüsse auf den Körper und die Gesundheit der Menschen.

Die Schöpfung hat reichlich den Wald auf alle Länder ausgebreitet, und die Wälder in den alleinigen Händen der Natur hatten ihre

erste Lebensperiode als Urwälder durchlaufen; allein die Vermehrung der Völker, deren vielseitige Bedürfnisse, die Begierde zeitlichen Nutzen aus den Wäldern zu erlangen, sogar mit Aufopferung des zukünftigen Allgemein-Wohles, waren leider die Ursachen einer stufenweisen, in mancher Gegend gänzlichen Ausrottung der Wälder. So lange der Wald noch so groß und die Bevölkerung so klein war, dass jeder Mensch aus demselben nehmen konnte, was er wollte und der Nutzen aus dem Walde alle seine Pläne befriedigte, bis zu jener Zeit kannte man nicht die Wichtigkeit und den vielseitigen Nutzen des Waldes, welchen er auf die ganze Menschheit ausübt und man könnte jene Periode als die

zweite Periode der Wälder als Nutzungswälder annehmen. Allein was war die Folge dieser willkürlichen Benützung der Wälder in allen Gegenden? — Die Vernichtung, des natürlichen Reichtums des Holzwachstums. Die Vergrößerung der Bevölkerung, die Vermehrung ihrer vielseitig immer wachsenden Bedürfnisse, sie konnten nicht mehr, wie früher, aus den Wäldern bezogen werden; da erschienen natürlicherweise die ersten Gedanken in den Menschen: Wir können, wir dürfen nicht mehr so verfahren wie früher, unser eigenes Interesse erfordert den Wald nach gewissen Grundsätzen zu benützen, eine ordentliche forstwirtschaftliche, nachhaltige Benützung einzuführen, ohne ihn zu zerstören, und so erschien von sich selbst die

dritte Lebensperiode der Wälder als Wirtschaftswälder. Es wurden allgemein vielseitig Maßregeln entworfen, teilweise probiert, eingeführt, allein sie bewiesen sich nicht zureichend und unter Entwerfung und Einführung der notwendigsten Maßregeln verfloss diese dritte Lebensperiode, ohne zum gewünschten Resultat gelangt zu sein, bis endlich die Monarchen und Völker, durch ihre vielseitig erlebten Erfahrungen, durch die traurigsten Unglücksfälle, durch die durch Waldausrottung herbeigeführten Elementar-Ereignisse überzeugend zur wahren Einsicht gelangen mussten, welchen wichtigen Einfluss der Wald auf Land und Volk ausübt, und wie unumgänglich notwendig, zur Gründung ihres eigenen Wohles, so wie dessen ihrer Völker, eine richtige geregelte Einführung einer umsichtigen Forstwirtschaft notwendig ist.

Die Wälder, deren riesenhafte Natur-Schöpfung eine der ersten Lebensbedingungen unserer irdischen Wohlfahrt in sich schließt, haben sich leider in vielen Ländern, nicht nur im Verhältnis der Zunahme der landwirtschaftlichen Kultur verringert, sondern anstatt in ihrer göttlichen Schönheit, ihrer Sommerkühlung und Winterwärme spendenden grünen Schmuckes zu prangen, trauernd als Wüsten, Hutweiden und kahle Felsen und Berge verwandelt.

Möge es mir gelingen, durch dieses Werk die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit des Waldes zu leiten, dann wird Jeder andere Begriffe von demselben erhalten und selbst jedes Gemeindeglied wünschen, dass eine richtige forstwirtschaftliche Bewirtschaftung bloß nutzbringend sein kann; allein um diese Organisation der Wälder in den Ländern mit Nutzen durchzuführen, muss in jedem Lande auch eine eigene Zentral-Forststelle, ernannt und systemisiert sein, die aus praktisch-erfahrenen Forstmännern zusammengesetzt ist, diesen allein so wichtigen Zweig des Staates zum Wohle des Landes zu leiten. Wir haben ein Ministerium des Äußeren, des Innern, der Justiz, der Finanzen, der Polizei, des Kultus und öffentlichen Unterrichtes, der Armee, — aber für die Wälder bloß ein Departement des Finanz-Ministeriums, welches unmöglich die Direktion aller Wälder im ganzen großen Kaiserreich zweckmäßig zu leiten im Stande ist.

Unser allergnädigster Monarch beweist in allen Gesetzen nicht bloß für das Wohl seines unermesslichen Kaiserstaates für den Augenblick, sondern auch für die Zukunft Österreichs Sorge zu tragen, auch für diese die Bedingungen der Volkswirtschaft aufrecht zu halten, mithin auch der Waldverwüstung und dem sich hieraus natürlich für die Zukunft ergebenden Holzmangel staatsgewaltig entgegenzutreten.

Allein nicht Hinweisung auf Surrogate des Brennmaterials, welche in manchem Lande nutzlos im Schoße der Natur noch schlummern, nicht eine allerdings wünschenswerte Erzielung an Sparsamkeit in dem Verbrauche, durch Einrichtung zweckmäßiger Öfen und Sparherde reichen hin, der Verwüstung der Wälder vorzubeugen, nein, das einzige richtige Universalmittel ist, welches leider in manchem Lande zu spät eingesehen wurde, eine richtige, nachhaltige Bewirtschaftung der Forste und durch einen mittelst einer leitenden Idee belebten Forstpolizei-Organismus auch den Privaten die Vernichtung eines Gutes zu verwehren, das sich für die zukünftige Wohlfahrt des Volkes als ein notwendiges, mithin in dieser Beziehung als ein Allgemeingut darstellt, zu dessen Erhaltung jeder Untertan verpflichtet ist.

Nicht die Elementar-Ereignisse allein tragen die Schuld von der übermäßigen Lichtung und Zerstörung der Wälder, von den vielen von mir später beschriebenen traurigen Folgen der Entwaldung der Gebirge, wie sie vor unseren Augen in Südtirol so offen liegen, sondern der Mangel an Bildung und Aufklärung des Volkes.

Bisher hatten sich Wenige Mühe gegeben, den Knaben, als künftigen Waldbesitzer, über die große Wichtigkeit und den hohen Wert des Waldes, sowie über die Schonung jedes einzelnen Stammes im Walde aufzuklären, die meisten Waldfrevel in hiesigen Gemeinden sind unbesonnene Holzverkäufe, das verwüstende Weiden durch das bestialische Gais- und Schafvieh, und alle diese Übel werden durch die reine Unwissenheit der hiesigen Bauern herbeigeführt.

Wäre diese Unwissenheit nicht Ursache, wie konnte dieses unsinnige Gebaren gegen ihre eigenen Vorteile bei den Waldbesitzern erklärt werden? Allein woher soll diese Einsicht kommen, auf welche Art ihnen eine bessere Überzeugung beigebracht werden, da der Schulbesuch auf dem Lande überhaupt, so wie die Sittlichkeit in schauerlichem Rückschritte sind? Kann ein Bauer oder Knabe schreiben, oder einen Obstbaum veredeln? Nein, und aller dieser Rückschritt liegt in der vernachlässigten Volksbildung. Würden dem Knaben und Jünglinge die richtigen Begriffe von der Wichtigkeit des Waldes beigebracht, so würde schon durch sein eigenes Interesse, als Waldbesitzer, Liebe zum Walde erwachen, und Liebe bedingt Achtung und Schonung, um so mehr eines Gegenstandes, der seine ganze Existenz gründet. Auf diese Weise würde der künftige Besitzer die Wichtigkeit und den Nutzen des Waldes kennen lernen, ihn nicht zu zerstören, sondern im Gegenteil zu erhalten trachten und selbst ein Mitwächter werden, damit der Wald sorgfältigst zum Wohle für ihn und der Menschheit erhalten und nicht wie bisher zum Ruin derselben verwüstet werde.