Fünfte Fortsetzung

            Prunus Padus L., Faulbaum.
Die Finnländer gebrauchen die Frucht als ein stopfendes Mittel gegen die Ruhr, und kurieren mit einer starken Abkochung desselben die Lustseuche. Der Rinde dieses Baumes werden gleiche Eigenschaften wie der China-Rinde beigelegt.

            Prunus spinosa L., Schlehendorn.
Die Blüten werden am Terek im häuslichen Gebrauche als Tee angewendet und führen gelinde ab. Die Blüte, mit Milch gekocht, soll ein blutreinigendes Mittel sein. Die Fruchte geben, wenn sie schon einen Frost bekommen haben, mit Branntwein oder vielmehr Weingeist aufgestellt, den beliebten Schlehenwein, bei den Russen Tepnobka (Ternowka) genannt; die Engländer bereiten aus den Schlehen mit Apfelmost und Branntwein ein sehr angenehmes Getränk, welches sie Aporto oder Rumpunck nennen und dessen sie sich auf den Schiffen bedienen. Die Früchte geben auch ein vortreffliches Mittel, das Weiß der Zähne zu verbessern. Der Aufguss von der Rinde mit Wein, wird wider das kalte Fieber und den Stein gerühmt.


            Rhamnus catharticus L., Kreuzdorn.
Die reifen Beeren haben eine heftig purgierende Eigenschaft, daher sie auch als Reinigungs- und Verdauungs-Mittel häufig von den Russen angewandt werden.

            Rhododendron chrysanthum L., Schneerose.
Die Bewohner des östlichen Sibiriens gebrauchen die Blätter, welche betäubend sind, Schwindel, Trunkenheit, Erbrechen erregen und einen scharfem bitterem Geschmack, mit einem schwach rhabarbarartigen Geruch verbunden, besitzen, bei Anfällen von Gicht, Gliederreißen und Fehlern des Unterleibes. — Sie trinken einen starken Absud davon, der sie trunken macht, einen heftigen Durst erregt, worauf dann Erbrechen erfolgt und wodurch sie hergestellt werden. In Kathrinopel hat man sie mit Erfolg gegen den Brustkrebs angewendet.

            Ribes nigrum L., Schwarte Johannisbeere.
Die jungen Zweige und Blätter abgekocht, geben ein Hausmittel gegen Gicht, Hundswut und der Ruhr. Die Beeren treiben stark den Urin.

            Rosa cinnamemea L., Bosser.
Aus den Blättern dieser Rose wird das Rosenöl und Rosenwasser destilliert, aber noch besser für die Haushaltung ist der Rosensirup, welcher auf folgende Art bereitet wird: Man nimmt etwa 4 Pfd. frische rote Rosenblätter, zerstößt solche in einem; Gefäß, gießt darauf ein Stoff oder 3 25/64 Wiener Seidel heißes Wasser und lässt solches erkalten, hierauf nimmt man etwa 4 Pfd. frische rote Rosenblätter, zerstößt solche wieder, drückt die Masse der ersteren durch ein Tuch, gießt das Durchgepresste auf die letzteren zerquetschten Blätter und lässt solche noch einige Stunden stehen. Dann wird die ganze Masse durch ein Tuch gepresst, 4 Pfd. reiner Honig beigemischt und bei fleißigem Umrühren zu einem dicken Sirup eingekocht. Nach der Erkaltung wird dieses in Bouteillen an einem kühlen Orte aufbewahrt, und dieser Sirup leistet gegen Entzündungen, bei Zufällen des Mundes, des Halses und der Zunge die heilsamste Linderung.

            Rosa villosa L., Große Hagebutte.
Die Russen benützen einen Trank davon, mit Zucker versüßt, wider Blutflüsse und Durchfälle.

            Rubus areticus L., Nordische Himbeere.
Diese köstliche Frucht der nördlichen Halbkugel der Erde ist von einem sehr angenehmen, süßsäuerlichen Geschmack und einem vortrefflichen aromatischen, herzstärkenden und erquickenden Geruch. Frisch übertrifft sie an Annehmlichkeit alle europäischen Beerenfrüchte, und ist in hitzigen und faulen Fiebern von besonderem Nutzen. Im östlichen Sibirien bereitet man aus ihr mit Honig, durch Kochen und Gärung, einen dauerhaften Wein.

            Sambucus nigra L., Schwarzer Holler.
Die Blüten gebraucht man zum Tee, als ein schweißtreibendes und schmerzstillendes Mittel, bei Halskrankheiten ist er zerteilend, und auch bei erweichenden Umschlägen zu gebrauchen. Die Samen purgieren stark und vertreiben die Würmer. Die geschabte junge Rinde, äußerlich aufgelegt, ist für Zahnschmerzen ein gutes Mittel, auch wird sie von Manchen gegen die Rose angewandt. Aus den reifen Beeren macht man auf folgende Weise einen Wein. 34 Pfd. reife Beeren werden mit 3 Maaß Wasser 2 Stunden lang gekocht, bis zur laulichen Wärme abgekühlt, dann 4 Löffel guter Hefe beigemengt und 12 Stunden gären gelassen, endlich auf ein Fass abgezogen und nach einigen Tagen fest zugespundet; acht Wochen später auf Bouteillen abgezogen.

            Sambacus racemosus L., Trauben-Hollunder.
Der Saft der Beeren dient als schweißtreibendes Mittel.

            Sorbus aucuparia L., Vogelbeerbaum.
Aus den Beeren bereitet man in Tomsk, nachdem sie Frost bekommen, durch Gärung einen Branntwein, von dem man sagt, dass er eine abführende Kraft besitzt, und welcher angenehmer und starker, als der gewöhnliche Kornbranntwein ist. In Russland habe ich in vielen deutschen Familien, vorzüglich bei Verwaltern und Förstern, getroffen, dass man in großen Flaschen auf die Beeren Franzbranntwein aufgegossen, und dann einige Zeit in die Sonne gestellt hatte, den abgegossenen Brandwein (Stalifka) später versüßte und um 10 Uhr zum Frühstück servierte.
In Preußen bedienen sich die Bauern sehr häufig dieser Beeren, weil sie stark auf den Urin wirken, um damit den Stein zu vertreiben. Der ausgepresste Saft wird an einigen Orten zum Erbrechen oder Purgieren, oder zu Mus eingekocht, und als ein schweißtreibendes Mittel, wie auch wegen seiner zusammenziehenden Bitterkeit gegen die Herbstruhr angewendet.

            Taxas baccata L., Eibenbaum.
Die Blätter und das Holz werden gegen die fallende Sucht und andere Nervenkrankheiten angewandt, und vorzüglich beide gegen den Biss toller Hunde empfohlen. Der Kaiser Claudius empfahl schon vom Throne herab das Taxusholz als ein Mittel wider den Biss giftiger Schlangen.

            Tilea europaea L., Linde.
Die Rinde, in Wasser eingeweicht, gibt einen Schleim von sich, welcher äußerlich für Wunden und Geschwüre eine kühlende und heilende Kraft hat.

            Ulmus campestris L., Ulme.
Die ganz junge Rinde wird von den Ärzten in Hautkrankheiten gebraucht, insbesondere wird die innere Rinde, wovon ein Decoct gemacht wird, als ein gutes Mittel bei flechtenartigen Ausschlägen, unreinen Geschwüren und bei der Krätze angewendet.

            Vaccineum Vitis idnea L., Preisselbeere.
Ich habe mir aus den Beeren das beste, kühlste Getränk auf folgende Weise bereitet: Ich füllte einen halben Anker voll reife Beeren und darauf füllte ich gutes Quell- oder Brunnenwasser, ließ es vier Wochen stehen, füllte es hernach auf Bouteillen, die gut verkorkt wurden; so hielt sich dieses Getränk mehrere Jahre, und wurde von mir im Sommer, mit einem kleinen Zusätze von Zucker, als ein herrlich labendes Sommergetränk getrunken.
      Die Wälder haben auch einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen, ein häufigerer Kegen, seine regelmässigere Verteilung in den Jahreszeiten, die öfteren Gewitter, überhaupt der Feuchtigkeitszustand der Luft und eine gewisse Gleichmässigkeit der Temperatur, namentlich das Vermeiden zu großer Extreme in Kälte und Wärme sind die Hauptfaktoren für das Leben und Gedeihen der Pflanzen und für die Erhaltung der Gesundheit der meisten Menschen. Das Fehlen der Feuchtigkeit hat, bis auf einen gewissen Grad gekommen, das Erliegen des vegetabilischen Lebens zur Folge und erzeugt in dem Körper des Menschen viele Krankheiten. Diese Feuchtigkeit wird durch die Wälder vermittelt. Ebenso wirken die Wälder durch Regelung der Winde, durch Austrocknung von Sümpfen, durch Erhaltung des Wassers in Quellen, Bächen und Flüssen auf die Gesundheit der Menschen, und je besser das Klima, je reiner die Luft ist, desto gesünder sind auch die Menschen und desto kräftiger ihr Körperbau. Auch auf die moralische Stimmung eines Menschen hat der Wald wichtigen Einfluss. Der Bergbewohner, geboren und lebend in der Mitte düsterer Nadelwälder, ist ernster gestimmt; seine Lieder, seine Sagen sind düster, melancholisch, aber treu hängt er an seiner Heimat, wie der, welcher im lustigen Laubwalde das Leben heller ansieht, und wie ganz anders ist der kecke Sohn der Alpen gegen den schwerfälligen Saterländer, der aufgeweckte Harzer Bergmann und der ostfriesische Schiffer usf.

Welchen wesentlichen Einfluss der Wald auf die Gesundheit des Menschen ausübt, sieht man deutlich, wenn man bedenkt, dass ein Wald, welcher den Zug eines feuchten, mit verpesteten Miasmen beladenen Luftstromes unterbricht, manchmal Alles, was hinter ihm liegt, gegen die Wirkungen desselben schützt, während die frei vor ihm liegenden Strecken vielen Krankheiten ausgesetzt sind. Die Bäume sieben also die infizierte Luft und reinigen diese, indem sie ihr die für die Gesundheit des Menschen schädlichen Miasmen entziehen.

In Amerika sollen die Ost- und Nordost-Winde immer weiter vordringen, je mehr das Land entwaldet wird. Auffallend ist es, wie die Wälder dadurch, dass sie gewisse Luftströme abhalten, auf den Gesundheitszustand der Bewohner mancher Gegenden einwirken. So nimmt man an, dass die Dämpfe der Pontischen-Sümpfe ihre Schädlichkeit verlieren, wenn sie einen Wald passiert haben, während die Manglewaldungen in den Niederungen der Ostküste von Südamerika das Auftreten der Fieber dadurch begünstigen sollen, dass sie den Luftzug hemmen, der die feuchte Luft über den Sümpfen zerstreuen könnte.