Erste Fortsetzung

Nicht überall gibt es Kohlenbergwerke und Torflager, und sind auch deren vorhanden, so fehlen oft Ergiebigkeit und Nachhalt. Wie schwer fällt nicht den Armen die Zufuhr solcher Brennstoffe aus größerer Entfernung! Ihr Geschrei nach Holz ist in Bayern manchmal herzzerreißend. „Wir können ja unsere Kartoffeln nicht roh essen! Sollen wir, sollen unsere Kinder, vor Elend schon erkrankt, bei dieser strengen Kälte gar erfrieren?“ Dergleichen Wehklagen muss der Forstwirt, der seinen zur Befriedigung des Bedarfes unzulänglichen Material-Etat nicht überschreiten darf, sehr oft hören. Schon mancher Hauswirt, dem der geringe Vorrat ausgegangen war, hat, notgedrungen, seine fruchtbaren Obstbäume gefällt. Welches Ende, welches Elend steht bevor, wenn äußerst strenge und anhaltende Winter, wovon gar manche Nachrichten aus alter Zeit warnende Beispiele aufbewahren, und wogegen die erlebten von 1788— 1789, 1829—1830, 1840—1841 nur für Schatten zu achten sind, über kurz oder lang eintreten?

Der Reiche kann wohl teurere Brennmaterialien kaufen und braucht sich nicht sehr um die drohende Gefahr fast gänzlichen Holzmangels zu bekümmern; dem Mittelmann und Armen jedoch fallen die Unkosten der Anschaffung sehr schwer, sind für ihn beinahe unerschwinglich und zerrütten manches Hauswesen.


Ferner, ist es möglich, den Bergbau ohne Grubenholz zu betreiben? Lassen sich Eisenhütten und Hammerwerke oder andere holzverbrauchende Fabriken, die schon selten genug geworden sind, ganz entbehren? Wie soll's gehen, wenn kein Kalk, keine Ziegel mehr gebrannt werden können, wenn die nötigen Bauhölzer fehlen? Steine und Lehm reichen nicht zum Baue hin.

Julius Bernhard v. Rohr schrieb zu Anfang des vorigen Jahrhunderts: „Wir Deutsche müssen mehr Gebäude haben als andere gegen Süden wohnende Nationen. Diese brauchen nicht so viel oder kein Winterfutter für Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und dergl., ersparen also zugleich die Gebäude an Scheunen, Schuppen, Ställen und Böden, in denen die Fütterung aufbehalten wird, weil sich die meiste Winterzeit über ihr sämtliches Vieh bloß von der Weide und dem Gras erhält."

Der Verlust der meisten Eiche- und Buchenwälder ist uns Deutschen sehr empfindlich. Die Vorzüge des Eichenholzes zum Bauen, des Buchenholzes zur Feuerung und beider zu mancherlei unentbehrlichen Gerätschaften sind allgemein anerkannt. Eichenrinde ist den Gerbern zur Bereitung der Lohe fast unentbehrlich. Missjahre waren nicht selten und machten die nützliche Schweinezucht dem Landwirte leicht. In jeder großen Waldung fand man Schweinebuchten zur Stallung für ganze Herden, die, im Oktober eingeschlagen, längstens nach sechs Wochen vollkommen fett und schlagbar zurückkommen. Welche Menge an Getreide und Wurzelwerk wurde dadurch gespart, und welchen großen Nutzen hatte das Umwühlen des Bodens durch die Schweine für den Wald und dessen Besamung.

Das Bucheckernöl, das dem Olivenöl an Gräte gleich zu achten ist, und vorzüglich gutes Speiseöl war, müssen wir auch in manchen Ländern, früher reich an Laubwäldern, fast gänzlich entbehren, und wo auch noch Buchen vorhanden sind, tragen sie, wegen Magerkeit des Bodens und Verödung des Klimas, selten mehr Früchte, weil die Blüten zu bald hervorgelockt, alsdann aber von Spätfrösten leicht wieder vernichtet werden.

Nun frage ich offenherzig jeden Menschen, den höchsten wie den niedrigsten, den reichsten wie den ärmsten: Sind wir diesem Walde für alle seine so nützlichen Produkte, so vielseitigen Einflüsse auf das Klima, häusliche Leben, allgemeines Wohl und Gesundheit der Menschen nicht den wärmsten Dank schuldig? Können wir ohne ihn leben, und bildet er nicht, so zu sagen, unsere ganze Existenz?! Jeder Mensch wird und muss es als seine heiligste Pflicht ansehen, den Wald hoch zu achten, zu lieben, zu schätzen und als das wichtigste Nationalvermögen auf das sorgfältigste zum Wohle des Landes und der Nachkommen zu erhalten trachten.

Der Mensch hat die Wälder von seinem und ihrem Schöpfer und Oberherrn gleichsam zum Lehen empfangen. Er soll dieselben weise benutzen, aber nichts tun, was das Lehen schwächt, oder gar vernichtet. Die Strafen der Übertretung dieses Gesetzes sind äußerst empfindlich.

Aus diesen Gründen habe ich hinreichend bewiesen, dass die Wichtigkeit des Waldes auf das bürgerliche Leben einen großen Einfluss hat und dass daher jeder Mensch verpflichtet ist, der Verwüstung und Ausrottung der Wälder, so viel in seinen Kräften liegt, entgegenzuwirken. Leider ist es traurig, dass in vielen Ländern Europas der Wald bisher immer mehr vor unseren Augen verwüstet und zerstört wurde, und dadurch das Wohl der jetzigen Landesbewohner sowie das der Nachkommen zerstört wurde, allein die Wichtigkeit des Waldes wurde nicht so offen geschildert und dem zeitlichen Gewinn der nachhaltige Nutzen geopfert; daher ist es nun höchste Zeit, dass wir den Wald als Gemeingut, das uns die Natur zur Befriedigung und Bestreitung aller unserer daraus so wichtig zu beziehenden Bedürfnisse, zur Beförderung des allgemeinen Wohles als ein ewiges Inventar übergeben hat, durch eine zweckmäßige, umsichtsvolle Verwaltung für die ganze Menschheit auf das sorgfältigste zu erhalten trachten sollen.

Werden die Waldbesitzer die Wichtigkeit des Waldes, wie ich sie hier beschrieben, endlich einsehen und werden sie auch den später von mir angedeuteten Nutzen durch eine regelmäßige Forstwirtschaft begreifen, dann werden sie den armen Wald aus einem wichtigeren Gesichtspunkte betrachten und ihm, anstatt wie bisher zu verwüsten, jene Achtung und Behandlung widmen, die ihnen eine bis jetzt unbekannte Revenue verspricht und wodurch die Holzbedürfnisse der Gegenwart und unserer einstigen Nachkommen hinreichend gedeckt werden.

In dem ersten Hefte der böhmischen Vereinsschrift bemerkt Herr Forstmeister Hejrowsky: „Das Holz gehört zu den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen der Menschen, und obgleich die Deckung der Holzbedürfnisse den Wald schon als besonders wichtig darstellt, so gebieten nicht minder die Einflüsse des Waldes auf die Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens, auf das Klima, sowohl in Rücksicht auf die menschliche Gesundheit, auf die Vegetation, als Schutz gegen die Heftigkeit der Windströmungen, Versandungen, Erdschlüpfe und Lawinen, die sorgfältigste Erhaltung derselben, machen ihn zum Gegenstande der besonderen Aufmerksamkeit der Staatsregierung und dies um so mehr bei der Provinz Böhmen, in welcher einerseits die so bedeutenden Holz konsumierenden Industrial-Werke beigt sind, anderseits aber die hohe günstige Lage des Landes, welcher zufolge alle Flüsse Böhmens den holzarmen Gegenden des Auslandes zuströmen, daher der richtige Stand der Walder, einen Artikel des Aktivhandels bildend, auch eine möglichste Steigerung der Holzproduktion bedingt.

Obgleich bei einer konstitutionellen Landesverfassung jeder Eigentümer in der Benützung seiner Realitäten ungehindert walten kann, so dürfte doch aus Staatsrücksichten eine Einschränkung der freien Benützung bei den Wäldern als notwendig sich darstellen, um einerseits jeder Devastation oder Verminderung derselben Schranken zu setzen und die gehörige Kultur derselben zu überwachen, anderseits aber jene Wälder, die moralischen Körpern gehören, einer strengen Überwachung zu unterordnen, denn deren zur Nachhaltigkeit nötige Materialfond gehört den Nachkommen, der gegenwärtigen Nutznießung aber bloß eine dem Ertragsvermögen angemessene Benützung.

Um die Wichtigkeit des Waldes und dessen Einfluss auf das bürgerliche Leben deutlicher darzustellen, will ich ein Beispiel aus meinem hiesigen Distrikte anführen.

In demselben befinden sich drei Gemeinden, Denno, Quetta und Rovere della Luna, welchen insgesamt eine Waldfläche von 2059 österreichischen Jochen und eine Population von 1928 Einwohnern besitzen.

Die bisherige willkürliche Benutzung und Zerstörung, der freie Auftrieb der Ziegen und Schafe, des Viehes hat diese einst so schönen Wälder so zerstört und vernichtet, dass in keiner Gemeinde mehr ein Baumstamm, fast kein armdicker Brennholzstamm vorhanden ist, und ich im vergangenen Jahre gezwungen war, um den Leuten nur einiges Brennholz zu geben, fünf- bis sechsjährige Faschinenschläge aufzuzeigen.

Die Produktionskraft des Bodens ist ausgezeichnet, und die strenge Forstpolizei und Beschränkung der Weide seit meiner Anwesenheit hat die Leute überzeugt, welchen Nutzen ihnen die Forstorganisation bringt. In den streng bewachten Schlägen sind die zweijährigen Bodentriebe emporgeschossen, so dass man auf früher kahlen, abgeweideten Waldflächen schöne, geschlossene, zweijährige Bestände aufwachsen sieht.

Nur noch einige Jahre in diesen Gemeinden und sie hatten kein Bau- und Brennholz mehr zu erwarten gehabt. Leider haben sich die Gemeinden dieses Übel durch übermäßigen Ziegen-Eintrieb, durch willkürliche Benützung des Waldes selbst zuzuschreiben, allein sie hatten keine Idee von den traurigen Folgen einer Holz-Not; kein Forstmann erklärte ihnen solche, kein Waldwächter verwehrte die Vernichtung der Wälder. Was bleibt diesen Gemeinden übrig? Ihr ihnen möglich auszuzeigendes jährliches Holz reicht in den ersten Jahren kaum hin, das Feuer zum Kochen zu erhalten, noch weniger die Öfen zu beheizen; ohne Holz können sie nicht sein, zum Kaufen haben sie kein Geld, was bleibt ihnen übrig? Wozu zwingt sie die dringende Not? Entweder in den angrenzenden Gemeinde- und Privatwäldern Holz zu stehlen, oder in ihren Gemeindewäldern die jüngsten, schönsten Faschinen abzuschneiden, wofür sie wieder bestraft; werden.

Mancher Bauer, anstatt zu Hause seine häuslichen Verrichtungen und Geschäfte vornehmen zu können, wird durch die Not gezwungen, in den Wald um eine Trage Holz zu gehen, wozu er bei der weiten Entfernung oft einen halben Tag braucht, durch die Holz-Not entsteht bei vielen Familien Zank, Zwist und Unfrieden; die kleinsten Kinder werden schon zum Stehlen des Holzes abgerichtet, manche suchen durch hitzige Getränke die Wärme des Holzöls zu ersetzen und so äußern sich die traurigen Folgen der bisherigen Waldverwüstung. Wenn nun unglücklicherweise in einer solchen Gemeinde eine Feuersbrunst auskommt, woher sollen die Bewohner ihr Bauholz nehmen? Sie müssen Vieh und Alles verkaufen, um das nötige Holz zum Aufbauen ihrer Hütten anzuschaffen. Nicht allein der Mangel an Holz, sondern auch andere Einflüsse und nachteilige Folgen mahnen den hiesigen Bauer an die Zerstörung seiner Wälder; in obigen Gemeinden sind viele Überschwemmungen, Erdabrutschungen seither eingetreten, haben mancher Familie ein Stück Weingarten, Acker oder Wiesen mit Schotter überschüttet und bewiesen, dass im hiesigen Gebirgslande der Einfluss des Waldes auf das bürgerliche Leben weit größer ist, als im flachen Lande, weil seine sämtlichen Hauptbedürfnisse: Holz, Dünger, Streu und Weide bloß der Wald geben kann und hinreichend gibt, wenn er forstmäßig behandelt werden wird.