Zweite Fortsetzung

II. Der nächste Frevel ist die Weide; diese teilt sich wieder in drei verschiedene Abteilungen, und zwar:

1. Weide der Ziegen.
ad 1. Diese Tiere sind die eigentlichen Zerstörer der hiesigen Gebirgswälder, wovon manche Gemeinde den traurigsten Beweis liefert. Jede Gemeinde hat einen Hirten und dieser treibt sämtliche Ziegen derselben in die Berge. Es liegt im Interesse des Hirten, die Ziegen dorthin zu treiben, wo sie gutes und reichliches Futter finden; da bisher keine Forstaufsicht war, so trieb er sie natürlich in die nächsten und jüngsten Wälder, und da Niemand die Zahl der einzutreibenden Ziegen kontrollierte, so wurde diese Herde so vermehrt, dass ich bei manchen Gemeinden um 100 bis 120 Stücke mehr antraf, als sie die Bewilligung hätten. Diese gefräßigen Tiere, welche die Knospen und jungen Blätter der Laubhölzer dem Grase bedeutend vorziehen, ruinieren zierst die jungen Bodentriebe und fressen die Spitzen derselben ab; dadurch geht der schlanke Wuchs der Wälder zu Grunde, die Laubhölzer müssen in den Achseln neue Triebe erzeugen, diese werden wieder abgefressen, und so geschieht es, dass ganze Berge, worauf vor Zeiten der schönste, üppigste Buchenbestand prangte, kahl sind und niedriges Gestrüpp enthalten, der Boden von der Sonne ausgesogen, und anstatt nützlicher Holzarten meistens Hagedorn oder andere unbrauchbare Gesträuche aufwuchsen, welche die Ziegen nicht abfressen. Die Gemeinde Denno liefert den klaren Beweis; sie hat 881 Joch Waldgrund auf den Vorbergen und nicht einen armdicken Stamm in allen diesen Wäldern. Die Berge Campeto und Sopra Pietra gegen die Grenze des Forstwirtschafts-Bezirkes Cles sind der dritte der Gemeindewälder; sie sind seit zwanzig Jahren von den Ziegen so abgeweidet, dass keine gerade Buchenstange zu finden ist, lauter verkrüppelte, abgefressene Buchen und meistens Haselnuss- und Domstauden, weil die Inwohner die wenigen Buchen mit der Wurzel ausgegraben und gestohlen haben. Diese Entblößung des Waldgrundes hat im Frühjahre die Folge, dass der Schnee sehr schnell schmilzt, das Wasser schnell abfließt, in den Schluchten den Grund mit sich reißt, am Fuße der Berge vielen guten Wiesen und Ackergrund mit Steinen und Schotter überflutet und zu beiden Seiten der Wildbäche bedeutende Erdabrutschungen bewirkt.


Ich war als Bezirksförster in diesem Jahre gezwungen, um den dringendsten Bedarf an Brennholz für die Gemeinde auszuzeigen, Faschinen auf dem Schlage anzuweisen, wo vor sieben Jahren gehackt worden war. Im ersten Monate meines Dienst-Antrittes erkannte ich sogleich den Ruin dieser Gemeindewälder und erstattete einen gründlichen Bericht an die vorgesetzten Behörden, mit Angabe, dass über 1.618 Ziegen und 431 Schafe mehr in meinen Bezirk eingetrieben wurden, als es die Bewilligung vom Kreisamte erlaubte.

Von der k. k. Statthalterei für Tirol und Voralberg wurden im Februar und Mai 1855, Nro. 6731— 435, Forst-, und Nro. 11,280 zwei sehr umsichtsvolle Verordnungen in Betreff der Ziegen- und Schafweide erlassen; allein in dem hiesigen Bezirke wurde diesen Verordnungen keine Aufmerksamkeit geschenkt und nicht die gesetzliche Strenge angewandt, um dieses Übel mit seinen so nachteiligen Folgen für das Wohl der hiesigen Landesbewohner auszurotten, oder wenigstens zu vermindern. Die Folgen dieser Ziegenweide üben auf die Gemeindeglieder von Denno den traurigsten Einfluss, dass dieselben in wenigen Jahren der bitteren Holznot ausgesetzt sein werden. Unzufriedenheit im häuslichen Zirkel tritt dann ein, die Kinder werden zum Holzstehlen in den benachbarten Gemeinden und Privatwäldern abgerichtet, und so wirkt die Holznot auf die Demoralisierung des Volkes. Anstatt dass diese Gemeinde das Bauholz aus ihren Wäldern beziehen könnte, muss sie jeden Stamm teuer aus den benachbarten Gemeindewaldungen ankaufen und viele Zeit und Geldkräfte auf die weite Zufuhr verwenden. Woher sollen sie bei einer möglichen Feuergefahr ihr Bauholz nehmen, wenn sie jetzt kaum im Stande sind, das Holz zur Unterhaltung ihrer Gebäude zu kaufen?

2. Weide der Schafe.
ad 2. In jedem Frühjahre, im Monate Mai und Juni, treiben die Schafhirten aus Italien die Schafe in Herden von 50 bis 500 Stücken auf die Tiroler Alpen und passieren den diesseitigen Bezirk; allein anstatt diese Herden auf der Straße oder den Kommunalwegen auf die bestimmte Alpe zufuhren, waren sie bisher gewöhnt, ihre Schafe willkürlich durch die Wälder zu treiben, tagelang in mancher Gemeinde die jungen Gemeinde- und Privatwälder abzuhüllen und einen solchen Wald auf viele Jahre zu ruinieren. Am 24. Mai traf ich, eine halbe Stunde von Mezzolombardo, an der Straße gegen Cles, eine Herde von 54 Schafen in den dreijährigen Eichenschlägen der Gemeinde Mase di Vigo, und machte beim Bezirksamte die pflichtschuldigste Anzeige dieses Unfuges; anstatt Unterstützung zu finden, wurde ich für die Erfüllung der Gesetze beim Herrn Landespräsidenten eines groben, voreiligen Betragens beschuldigt, und das Bezirksamt antwortete mir, die Schafhirten hätten seit undenklichen Zeiten das Recht, die Wälder an der Straße abzuweiden. Wie kann ein Forstmann wirken, wenn er solche Unterstützung findet? Anstatt durch strenge Handhabung der Gesetze das allgemeine Wohl zu befördern, wurden die Wälder durch die untersten politischen Behörden in diesen traurigen Zustand versetzt.

3. Weide des Hornviehes.
ad 3. Sobald der Frühling hier erscheint und auf den sonnigen Lagen der Vorberge das Gras zu grünen und das Laub auszuschlagen anfangt, treiben die hiesigen Landesbewohner meistens familienweise ihr Hornvieh in den zunächst ihrer Hütte liegenden Wald, gewöhnlich junge Laubwälder; das Vieh findet anfangs noch wenig Gras und frisst aus Hunger die jährigen Bodentriebe der Eiche, Esche, Buche und Ahorn und ruiniert die Wälder. Obgleich der §. 10 des neuen Forstgesetzes deutlich das Weiden in den jungen Wäldern verbietet, so wurde bisher darauf hier gar nicht geachtet und das Hornvieh in alle Wälder ohne Unterschied eingetrieben. Viele Tausende von jungen Pflanzen wurden abgebissen, in den jungen Schlägen zertreten und dem allgemeinen Wohle durch die Zerstörung der Wälder ein großer Nachteil zugefügt.

III. Der Frevel, die Bodentriebe der Laubhölzer abzuschneiden und die Blätter zum Viehfutter zu verwenden.

Dieser Frevel hat ebenfalls bisher zur Zerstörung der hiesigen Wälder sehr viel beigetragen. Im Monate August und September waren die hiesigen Inwohner gewohnt, zur Fütterung ihrer Ziegen den Winter über, die ein- und zweijährigen Bodentriebe der Bauhölzer abzuschneiden und dadurch den jährlichen Zuwachs bedeutender Waldflächen zu vernichten. Am 2. September, als ich die Häuser der Gemeindeglieder von Cavedago untersuchte, um ihren Bauholzbedarf zu ermitteln, fand ich in manchem Hause zu 100 bis 150 Stück ganz grüne Faschinen aus zweijährigen Bodentrieben der Eiche und Esche aus den Gemeinde Wäldern gestohlen.

IV. Frevel. Eigenmächtige Eröffnung der Steinbrüche, Schotter-, Lehm- und Sandgruben.

Bisher hat jeder hiesige Bauer Steine, Schotter, Lehm und Sand gegraben, wo er wollte; die Gemeinden hatten um einige Gulden den Eisenbahn-Unternehmern die Erlaubnis, ohne Anfrage bei dem Bezirksförster, gegeben, die größten Steinbrüche in den Gemeinde-Waldungen zu eröffnen, und dafür um viele Tausend Gulden an Wert in ihren Wäldern verloren. Nicht allein die Fläche, wo die Steine gebrochen wurden, war für den Wald verloren, sondern eine weit größere Fläche wurde bei den Steinbrüchen im Gebirge mit dem ausgegrabenen Schotter und unbrauchbaren Steinen unterhalb der Brüche durch Überschütten vernichtet, wo selten ein Wald mehr wachsen kann. In allen hiesigen Wäldern findet man allenthalben offene Schotter-, Lehm- und Sandgruben, und kein Mensch dachte bisher daran, dass dadurch dem Walde eine bedeutende Waldgrundfläche verloren gehe, weil dort kein Wald mehr wächst.

V. Das Sammeln des Sumach-Krautes hat ebenfalls viele Nachteile für die hiesigen jungen Laubwälder. Dieses Kraut wächst häufig an den Bergflächen unter dem jungen Laubwalde, auf weise magerem Boden und auf solchen Stellen, wo ohnedies wenig Humus vorhanden. Weil der Wind auf den Abhängen das Laub entfuhrt, ist es hier um so notwendiger in den jungen Wäldern dieses Kraut nicht sammeln zu lassen, weil es einigen Schatten gibt, durch seine Wurzeln die Erde auf den Felsen bindet und durch die Blätter etwas düngt. In sämtlichen hiesigen Wäldern ohne Unterschied, Gemeinde- oder Privatwälder, jung oder alt, haben die hiesigen Gemeinde-Vorsteher das Sammeln dieses Krautes, ohne den Förster zu fragen, verpachtet. Bei der Zeit des Einsammelns werden nun von dem Pächter die Leute aufgefordert, das Kraut zu sammeln und ihnen dasselbe nach dem Gewichte bezahlt. Hunderte von Menschen, Alt und Jung, mit ihren Messern laufen nun in die Wälder und schneiden dieses Kraut und da sie keine Vorsicht dabei anwenden, auch sehr viele junge Laubholzpflanzen und Triebe damit ab.

Ich habe sie in den jungen Eichenschlägen getroffen und wie ich die eingesammelten Haufen untersuchte, zum vierten lauter junge Eichen darunter gefunden. Nicht allein obige Nachteile erwachsen aus dem Einsammeln dieses Krautes, sondern die Leute haben bei dieser Arbeit Gelegenheit den ganzen Wald zu durchstreifen, zu beobachten, wo für sie ein Nutzen entstehen kann, wo ein Grasfleck ihnen Gewinn gibt, und so habe ich mich überzeugt, dass manche Waldblöße, wo einiges Gras wuchs und darunter viele junge Waldpflanzen emporkeimten, in Folge des Einsammelns des Sumach-Krautes später mit der Sense kahl abgemäht und der junge Wald vernichtet wurde.

Ich will damit nicht sagen, dass diese für die Gemeinde mitunter nicht unbeträchtliche Einnahme auch für die Zukunft als Forstnebennutzung zu betrachten und zu benutzen wäre, allein bloß nach Angabe des Försters in den bestimmten Wäldern und unter den von ihm bestimmten Vorsichtsmaßregeln.

VI. Die Waldwächter, welche bisher die Aufsicht über die Gemeinde-Wälder führten, können ebenfalls als die Zerstörer der Wälder mit angesehen werden. Es waren bisher lauter Leute aus der Gemeinde, die unter dem Gemeinde-Vorsteher standen, seine Befehle vollzogen und mit ihm nach ihrem beiderseitigen Interesse den Gemeindewald bisher benutzten, wie sie wollten. Keine sachkundigen Förster waren bisher nicht hier und diese Gemeinde-Vorsteher und Waldwächter hatten keine Idee von einer Waldwirtschaft, und verstanden bloß den Wald zu zerstören und für sich den größten Gewinn daraus zu ziehen. Die Waldwächter waren bisher so schlecht bezahlt, dass sie mit dem Lohne kaum die Stiefeln bestritten, noch viel weniger mit der Familie leben konnten; z. B. der Waldwächter der Gemeinde Lover hat früher jährlich einen Lohn von 24 fl. Conv. Mze. oder täglichen 4 kr. gehabt; was waren die Folgen? dass diese Leute sich auf Kosten des Waldes ihren Unterhalt suchen mussten und gezwungen waren, entweder durch Vernachlässigung ihres Forstschutzdienstes und Arbeiten in ihren eigenen Feldern, oder durch Verkauf von Holzprodukten noch soviel zu erwerben, als sie zum Leben brauchten. Diese Waldwächter, welche bisher von der Gemeinde erwählt und bezahlt wurden, betrachteten bisher den Wald als ganz freies Eigentum der Gemeinde, worin jedes Gemeinde-Glied tun konnte, was es wollte; selten haben sie die begangenen Frevel ihrer Brüder und Verwandten angegeben und keine Uniform, keine Waffe zeichnet sie vor den übrigen Leuten aus; Niemand gab ihnen gehörige Instruktionen, erklärte ihnen die Wichtigkeit der Felder und ihre Folgen für das allgemeine Wohl. Natürlich mussten die Wälder, zerstört und vernichtet, in jenen Zustand kommen, wo sie sich heutzutage befinden, und mit den traurigsten Folgen die hiesigen Waldbewohner bedrohen.

Ich habe in den Notizen der österreichischen Vierteljahresschrift far Forstwesen, V. Band, 3. Heft, Pag. 328, die Wirksamkeit des russischen Forstaufsichts-Personals geschildert und erlaube mir auch hier zu bemerken, dass bloß in Tirol, wenigstens in Südtirol, das einzige Mittel, um die hiesigen Wälder vor ihrem gänzlichen Ruin noch zu retten und das Land vor den traurigen Folgen einer Holznot zu bewahren, die Einführung eines militärischen Forstschutzpersonals ist, das an Subordination gewöhnt wird; denn sonst nutzen alle Forstmänner nichts, die verwöhnten Tiroler von ihren Vorurteilen und falschen Ideen, sich selbst ins Unglück zu stürzen, zu befreien.

VII. Der Mangel an einer Säge-Ordnung trug im hiesigen Bezirke sehr viel zur Ausrottung der Wälder bei. In den verschiedenen Tälern bestehen neun Brettsägen; diese liegen entfernt, tausende von gefrevelten Klötzen werden dort zu Brettern verschnitten und gehen nach Verona und Mailand; die Ausfuhr unterliegt keiner Kontrolle, ebenso die Brettsägen.

Unter solchen bewandten Umständen war es freilich zu erwarten, dass es hier mit der Zerstörung der Wälder soweit kommen und das allgemeine Wohl der Menschen darunter leiden musste.

Der höchst weise, väterliche Blick unsers allergnädigsten Monarchen hat die traurigen Folgen, welche eine solche Devastierung der hiesigen Wälder herbeiführen musste, allergnädigst einzusehen geruht, das Forstgesetz und die Organisierung der Forste Tirols schnell ins Leben gerufen, um die Zukunft und das Wohl der Tiroler zu gründen, und wir Forstmänner werden gewiss alle unsere Kräfte anspornen, um den Allerhöchsten Wunsch, die kahlen Berge mit der Zeit wieder mit ihrem früheren grünen Kleide zu schmücken, zu erfüllen; doch nimmer wird es uns gelingen dieses Ziel zu erreichen, wenn nicht eine kräftige Zentral-Forstbehörde in Wien und ein hinreichendes militärisches Forstschutzpersonale uns unterstützt, und die politischen Behörden, vorzüglich die Bezirksämter, mit Lust und Eifer beitragen, uns jenes Ansehen bei den Gemeinden zu verschaffen, dessen wir Forstmänner zur Erfüllung unseres Berufes so unumgänglich notwendig bedürfen.

Für den Uneingeweihten und Kurzsichtigen ist der Gang des Verderbens der hiesigen Wälder freilich nicht schnell genug, um ihn zur rechtzeitigen Erkenntnis zu bringen. Er betrachtet nur die Waldflächen ihrer äußeren Form nach, aber ihren inneren, schlechten herabgekommenen Zustand erkennt er nicht und überlegt auch nicht, dass Waldungen in kurzer Zeit ruiniert sind, dass aber oft mehrere Menschenalter dazu gehören, um solche herabgekommene und ganz zerstörte Bestände wieder gehörig zu bewalden, was oft gar nicht mehr möglich ist. Nicht nur die Nachwelt wird gerechte Ursachen haben, unserer mit Bitterkeit und Vorwürfen zu gedenken, sondern auch unsere Zeitgenossen werden es noch zu entgelten haben, wenn es nicht gelingen sollte, dieser immer noch wachsenden, raschen Zunahme der Waldverwüstungen Einhalt zu tun.

Ich erlaube mir hier einige Beiträge in Betreff der Wichtigkeit der Wälder auf das allgemeine Leben, auf das Proletariat und die Waldungen in Bayern 1851 anzuführen.

Holz ist ein für Jedermann ganz unentbehrliches Lebensbedürfnis. Sogut der Mensch Nahrung und Kleidung bedarf, ebensogut und ja noch mehr bedarf er des Holzes, welches ihn vor Kälte schützt, mit welchem die meisten rohen Nahrungsstoffe oft zubereitet werden, welches zu unendlich vielen Zwecken verwendet wird, um uns die Annehmlichkeit des Lebens zu erhöhen, und tausende von Bedürfnissen zu befriedigen. Wenn auch hie und da Surrogate hierfür durch den rastlosen Forschergeist der Menschen aufgefunden wurden, so wird doch nun und nimmermehr ein solches entdeckt und gefunden werden, welches das Holz ganz, oder bezüglich seiner verschiedenen Verwendung, ganz abgesehen von der großartigen Einwirkung der Waldungen auf die klimatischen Verhältnisse eines Landes, auch nur weise vollständig zu ersetzen vermochte.

Die Natur selbst gibt uns in ihrer reichlichen, natürlichen Produktion und Ausbreitung der Wälder über die ganze Erde einen Fingerzeig, dass Surrogate hierfür in der angedeuteten Ausdehnung und Wirksamkeit in ihrem unermesslichen und undurchdringlichen Bereiche nicht vorhanden sein werden. Hieraus ergibt sich von selbst die Notwendigkeit der Hege und Pflege dieses uns von der Natur geschenkten so kostbaren Gutes.

Gleichwie nicht nur der einzelne Verschwender, sondern auch seine Nachkommen es büßen müssten, wenn ersterer in Leichtfertigkeit sein Vermögen schon frühzeitig vergeudet, ebenso und noch weit mehr müsste die Gesamtheit der lebenden Menschheit und die Nachwelt eine leichtfertige und wenn auch nur weise Zerstörung dieser unschätzbaren Gabe der Natur zu entgelten und tief zu bereuen haben.

Es ist daher heilige Pflicht der obersten Staatsgewalten, unsere ganz unentbehrlichen und auf den Nationalstand so wesentlich einwirkenden Waldungen nicht nur in ihrer Existenz, sondern auch in ihrer pfleglichen Behandlung zu schützen. Ein laues Eingreifen in dieser Beziehung wäre gegen alle Rechtsbegriffe und Zivilisation, sowie auch eine Versündigung gegen die Mit- und Nachwelt.

Da nun Holz, wie gesagt, ein für jeden Menschen unentbehrliches Bedürfnis ist, da ferner jede eigenmächtige gewaltsame Entwendung von Forstprodukten, ganz abgesehen von den jetzigen massenhaften Freveln, schon an und für sich mit Nachteilen für den Wald verbunden ist, so folgt hieraus die Notwendigkeit, vor Allem zur Abwendung und Minderung der Frevel, für die Befriedigung des wirklichen Bedarfes Aller zu sorgen.

Der Grundsatz muss jedoch hierbei obenan stehen, dass die Anforderung des Einzelnen, soweit es das Gesamtwohl des Staates erheischt und allgemein staatswirtschaftliche Rücksichten es unbedingt gebieten, beschränkt und untergeordnet sein müsse.

Erwägen wir die Bedeutung der Forst- und Staatswirtschaft in ihren gegenseitigen Beziehungen, so finden wir, dass das ausdauernde Bestreben der Forstwirtschaft eines Staates sein muss, für Erhöhung der Produktionskräfte der Waldungen (sowohl hinsichtlich der Qualität als Quantität der Masse) zu sorgen, zu allen Zeiten die sichere und nachhaltige Befriedigung seiner Holzbedürfnisse zu sichern. Die Befriedigung dieser Bedürfnisse mit dem möglichst geringsten Kraftaufwande des Konsumenten und aus der möglichst beschränkten Fläche (was bereits schon in fast allen deutschen Staaten der Fall sein wird) ist aber eine Bedingung der Staatswirtschaft.

Die Erfüllung dieser Bedingungen mit der möglichsten Schonung des Individuums ist mithin Pflicht einer jeden Staatsregierung, wenn sie die Gesetze der Humanität und strengsten Gerechtigkeit nicht verletzen und den Grund des ganzen Staatsgebäudes nicht unterspülen lassen will.