Zehnte Fortsetzung

Als ein Beispiel arger Bevorteilung dürfte hier angeführt werden können, dass nach einer über meine Veranlassung vor zwei Wochen im Möllthale stattgehabten behördlichen kommissionellen Erhebung ein Hochwald nach dem Mittelpreise des Holzes in jener Gegend auf 9.000 fl. geschätzt worden, während er an den Holzhändler um 400 fl. verkauft; wurde, welcher Betrag aber, ungeachtet schon zwei Jahre lang Holz ausgebraucht und als Merkantilware versendet wird, keineswegs schon bezahlt worden ist. So geht es ähnlich anderwärts, und indem ein Holzhändler in Kärnten zum Monopol gelangt, behauptet das Holz einen stets niederen Stockpreis, den niedrigsten im weiten Österreich! Vorzüglich ist es auf streitige Wälder abgesehen. Um solche auf Absteckung zu erlangen, wird den Gemeinden oder Inhabern alle Vertretung in etwaigen Besitz- und Eigentumsstreitigkeiten zugesichert, und ihnen das Versprechen gegeben, der Gemeinde, die es betrifft, wo möglich das Eigentumsrecht zu vindizieren. Auch der religiöse Sinn der Bevölkerung wird für solche Spekulationen ausgebeutet. Man sieht da schöne Kirchenfahnen und Kandelaber, dargebracht von dem Freunde oder den Freunden des wirklichen oder angemaßten Vermögens der Gemeinde oder Insassen. Ihr Anblick wird daher immer traurige Reminiszenzen hervorrufen. Gelder sind oft aufs ganze Bauerngut versichert und doch wird der Holzverkauf nur für einen Bestand des Gutes, den Wald, geschlossen, wodurch der Käufer, etwa Gewerkschaft, in Haftung und Nachteil kommt, wenn später die Gläubiger mit etwaigen Forderungen auftreten.

Wie ist es unter solchen bedauerlichen Verhältnissen wohl möglich, dass das Landvolk für die Achtung der Wälder und die dafür geschaffenen Gesetze sittlich heranreife, dass es. Übertreter derselben in seinem Schosse mit dem Ausspruch „Schuldig“ belade und sie so strafend von sich weise?


Tirol hat mit der Verwüstung schöner und fruchtbarer Landstrecken, seinem rücksichtslosen Holzhandel die Entholzung der Berge gebüßt; Kärnten hat die derbe Lehre der Jahre 1848 und 1851 noch vor sich und nicht minder unser Kronland Krain. Aber auch die fruchtbaren Ebenen Italiens und Steiermarks, die tieferen Gegenden des östlichen großen Stromgebietes der Drau, der Save u. s. w., nicht ahnend in ihrer Unschuld, dass die Bewohner der Gebirge ober ihnen ihre Gräber graben, mussten mit Entsetzen die schweren Folgen der Entwaldung der Berge in dem Nachbarlande eines und desselben Staates mitempfinden.

Dieser obersten Gürtel der Holzvegetation, bis zur gewissen Höhe abwärts, möge sich die hohe Regierung überall versichern, weil sie in Ansehung ihres klimatischen Einflusses und ihres Zweckes, gemäß welchen sie zum Schutze der tiefer liegenden Wälder und der sonstigen Gründe zu dienen haben, von der allerhöchsten Wichtigkeit sind, und daher besonderer Sicherheitsmaßregeln bedürfen. Die Abwehr der Elementarschäden ist zugleich ihr vorzüglicher Zweck und bei dem Umstände, als es sich hierbei um die Abwendung solcher Übel handeln kann, die oft ganze Länderstriche treffen könnten, ist eine besondere Vorsorge rücksichtlich solcher Wälder jedenfalls gerechtfertigt.

Bei der Schwierigkeit, wo nicht Unmöglichkeit, auf die Bewirtschaftung von Privat- und Gemeindewäldern vom forstpolizeilichen Standpunkte aus einen solchen Einfluss zu nehmen, dass derlei Wälder, wenn sie in irgend einer Rücksicht zu den Schutzwäldern des Hochgebirges gehören, auch dort, wo dies mit Opfern für das Interesse des Waldeigentümers verbunden ist, mit voller Wahrung des öffentlichen Wohles behandelt werden, ist das einzige Mittel, dass alle Schutzwälder im Besitze des Staates sein sollen.

Mag man noch so künstliche Forstgesetze formen, sie werden nicht ins Leben übergehen, oder sich wenigstens nicht dauernd behaupten, wenn sie für den Waldeigentümer drückend sind oder auch nur dessen Privat-Interesse wesentlich gefährden.

Die Idee der Freiheit des Eigentums steht zu hoch in der öffentlichen Meinung, als dass gegen sie ohne sonstige entschiedene Nachteile und mit nachhaltigem Erfolge angekämpft werden könnte, und da über keinen Zweig der National-Ökonomie allgemein eine größere Unwissenheit herrscht, als rucksichtlich der über den Holzertrag hinausreichenden Wichtigkeit der Wälder, so darf man in diesem Falle auch nicht auf die Einsicht und den Einfluss der Gutgesinnten rechnen und müsste sich im Gegenteil gefasst machen, die ganze ländliche Bevölkerung zum Gegner zu haben. Gegenteilige Voraussetzungen gehören in das Reich der Illusionen, und diese sind insbesonders im Forstfache gefährlich, weil nur zu oft mehr als ein Jahrhundert erforderlich ist, um den eingesehenen Irrtum später wieder gut zu machen, wenn dies überhaupt noch möglich ist.

In Beziehung des allgemeinen Wohles auf die Menschheit ist die Wald-Industrie in Russland noch weit zurück, wie beifolgende Äußerung eines russischen Waldbesitzers, Herrn Schellganoff, im „Forstjournal vom Jahre 1849", Nro. 38 in folgenden Worten beweist.

„Angenommen, dass in Russland in der Landwirtschaft noch lange nicht die Zeit gekommen ist, wo die Verbesserungen blühen und alle Gutsbesitzer, wie in Deutschland, große Feldwirtschaften führen und selbe so zweckmäßig leiten wie es sein soll, so geschieht doch mehr oder weniger in der Landwirtschaft; das kann man aber von der Waldwirtschaft nicht sagen. Seht, im Verhältnis der großen Fläche des Ackerlandes habt Ihr nur einen kleinen Wald und was macht Ihr mit diesem? Ihr ergreift alle möglichen Mittel denselben zu vernichten, und das ist Sünde, welche unsere Nachfolger nicht verzeihen werden. Im Leben muss man nicht bloß an sein Ich denken, und sich nie um Nutzen und Bequemlichkeit seines Nächsten kümmern ; solcher Egoismus kann niemals Nutzen bringen, weil ein weiser Nutzen auch mit dem allgemeinen Nutzen verbunden ist, und jener Mensch zeigt Edelsinn, der für sich und Andere denkt. Es ist schmerzlich anzusehen, was die russischen Gutsbesitzer mit ihren Wäldern treiben; für sie ist der Wald was die Sünde für die Schande, welchen sie mit allen möglichen Mitteln vertilgen wollen und unglücklicherweise auch werden. Es ist nicht genug, dass sie in ihren Wäldern ackern und ohne Mitleid hacken! Nein, sie brennen darin herum. Der Mangel an Wäldern in unseren südlichen Gouvernements ist schon fühlbar geworden und diejenigen Gutsbesitzer, welche den Wert des Waldes für das allgemeine Wohl anerkennen, fangen an die Wichtigkeit desselben einzusehen und bekümmern sich sogar um seine Beschützung und Einrichtung.

Allein die größere Zahl derselben ist nicht von dieser guten Meinung; deshalb wird der Wald mit unglaublicher Schnelligkeit verbraucht und von den Eigentümern selbst vernichtet. Auf Gütern, wo große Feldwirtschaft getrieben worden und Mangel an verbessertem Grunde ist, gibt es wenig Fruchtbarkeit, daher viele Waldbesitzer ihre Wälder ausrotten und Felder daraus machen, und hat er von einem neuen Felde das zweite und dritte Korn Ernte abgenommen, so lässt er es nutzlos liegen; dasselbe, überwächst mit Gras und Unkraut und bleibt unbenutzt für Feld- und Waldwirtschaft.

In jenem Walde, wo man nicht ackert, werden wieder andere Mittel zur Verwüstung angewendet; man hackt darin ohne Barmherzigkeit und Ordnung Alles nieder und verschwendet und verwüstet denselben auf alle nur erdenkliche Art. Die Forstwirtschaft mit richtigen Prinzipien ist eine unvermeidliche Notwendigkeit und die wichtigste Bedingung unserer vaterländischen Wirtschaft. Ohne Waldwirtschaft kann keine Feldwirtschaft bestehen, und abgesehen, dass alle unsere Gutsbesitzer auf Bildung Anspruch machen wollen, so sind es doch nur jene, welche den Nutzen des Waldes einsehen und richtige Maßregeln zur Einrichtung dieses so wichtigen Zweiges für das allgemeine Wohl der Menschheit anwenden. Alle Waldbesitzer denken an Geld und Vergrößerung ihrer Einkünfte, allein wenige streben und wirken zu diesem Ziele; deshalb handelt es sich nur um unseren eigenen Vorteil und Handel, der auf Begründung zweckmäßig eingeführter Geschäfte beruht.

Der Wald bringt uns bei weitem noch nicht den Nutzen, welchen er uns bringen könnte. So lange man nichts unternimmt, kommt man auch nicht vorwärts; ohne Studium kein Wissen und ohne Wissen kein Geld. Einen der wichtigsten Zweige unseres inneren Handels gründet die Waldwirtschaft die technischen Produkte spielen dabei die Hauptrolle; allein bei uns ist noch nichts für die bessere Einrichtung und Erzeugung geschehen. Wir sprechen hier nicht von den nördlichen Gütern Archangels und Wologda, wo die Erzeugung der verschiedenen technischen Waldprodukte auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gestiegen ist, sondern seht auf unsere Gouvernements, was da geschieht. In Wologda benutzt man zur Gewinnung des Teers die zweckmäßigsten Öfen, bei uns bedient man sich bloß der Teergruben; und warum sind diese Öfen nicht über die Grenze des Gouvernements gegangen? Weil man hier gleichgültig für Verbesserungen ist, kein Verlangen trägt das Alte, Unbrauchbare mit dem Neuen, Nützlichen zu vertauschen — nur aus lächerlicher Faulheit und blinder Anhänglichkeit an den alten Sitten und Gebräuchen.

Alle unsere technischen Erfindungen neuerer Art werden bei unsern Untertanen unterdrückt, weil sie sich darum nicht kümmern und keine Aufmerksamkeit darauf wenden. Unsere Bauern möchten gerne Techniker sein, damit sie etwas Neues und Nützliches einführen könnten, aber von wem sollen sie etwas lernen? Sie können nicht lesen, schreiben, wissen nicht den Ursprung, haben nicht die Kenntnisse, und jene Leute, welche lesen können, lesen wieder nicht das, was für sie im Leben nützlich sein kann, und schöpfen aus ihrem Lesen weder Nutzen für sich noch für Andere. Denjenigen Kaufleuten, welche von den Untertanen technische Produkte kaufen, ist es ganz gleichgültig, auf welche Art sie solche erzeugen. Ihre Berechnung ruht auf dem Grundsätze, unsere Bauern von diesen Technikern abzureden, damit solche sich von ihrem dummen bezauberten Wissen nicht trennen und aus Mangel dessen in der Unwissenheit ihrer Vorfahrer bleiben. Die Waldindustrie und die technische Erzeugung der Waldprodukte könnten die Quellen großer Einkünfte sein, nur müssen dazu Leute gewählt werden, welche die Sache am rechten Flecke anzugreifen wissen.

Wie groß ist der Bedarf an Walderzeugnissen und wie groß kann der Nutzen davon sein? Dieses Wissen ist uns nötig, wir haben darnach Verlangen, denn unser einziges Bestreben ist Geld zu machen. Bei Entwickelung der technischen Erzeugnisse wird sich unser Handel schnell erheben, durch die Grundlage und Möglichkeit von Walderfindungen, durch die zweckmäßige Methode der Gewinnung der verschiedenen Waldprodukte, durch Verbesserungen immer mehr und mehr vermehren; dadurch vergrößert sich der Bedarf, gibt uns einen guten Gewinn, reichliche Belohnung des Wissens und der Mühe. Man muss nur den Anfang machen zu diesen Entwicklungen, weil ohne Anfang kein Ende ist, und nur dann können wir den Beutel zum Einsammeln des Geldes bereit halten und Dank von den Nutzgenießern erwarten, wenn die verbesserte Methode zur Erlangung von technischen Erzeugnissen die Mittel gibt, dieselben vorteilhafter und vollkommener wie bisher zu gewinnen."

In den „Mitteilungen des Forstvereines der österreichischen Alpenländer". Nro. 21 vom Jahre 1853 schildert Herr Joseph Klement den Holzmangel und die Holznot folgendermaßen:

„Es hat ein eigenes Bewandtnis mit den forstlichen Zuständen aller Länder. So lange Überfluss an Holz besteht, die Zustände gut und leidlich sind, denken die Wenigsten an eine Einschränkung der Holzbedürfnisse; man nimmt und teilt reichlich aus vom Schatze der Wälder. Wenn aber von dem schwindenden Schatze der Wälder ein kaum zureichender oder gar nur kümmerlicher Vorrat an den verschiedenen Holzgattungen sich bemerkbar macht, so wird mit dem Holze gekargt und ein förmlicher Beschlag auf die Hölzer zu legen verlangt.

Man überbietet sich in Klagen um die dagewesenen, leichtsinnig verscherzten goldenen Zeiten; man wendet sich an die Regierung, die augenblicklich helfen, den Holzhandel nach Außen abstellen, die großen holzkonsumierenden Gewerbe in ihrem Holzverbrauche beschränken oder gar einstellen und eine Vorschrift erlassen soll, wie viel Holz für jeden häuslichen Herd, für die Beheizung der Wohnungen aufgewendet werden soll.

Ein in dieser Art herabgekommenes Forstwesen kann füglich mit dem physischen Leben des Menschen verglichen werden.

So lange man sich des Vollbesitzes der Gesundheit erfreut, halten Viele die Gesundheitspflege, die ärztliche Diätetik für etwas Überflüssiges. Und so gefehlt es wäre, den Arzt bloß als Helfer in der Not und ihn nicht vielmehr auch als den Pfleger der gesunden Natur zu betrachten, dessen Ratschläge man beobachten müsse, um Krankheiten fern zu halten, ebenso verhält es sich mit dem Wirken des Forstmannes, den man nicht bloß als Helfer in der Holznot, sondern auch als Wächter noch gut erhaltener Wälder betrachten müsse, dessen Anordnungen die Waldbesitzer zu allen Zeiten befolgen sollen; denn es soll vorgebeugt werden, dass es zu keinem wirklichen Holzmangel kommt — es soll das Holz nicht verschwendet, aber auch nicht karg damit umgegangen werden.

Durch Verschwendung geht für die National-Ökonomie ein Gut, das zur Befriedigung eines Bedürfnisses dient, verloren; durch Kargtun wird das Gut in seinem natürlichen Wert beirrt, einem lohnenden Preise — der Rentabilität — entzogen, welche doch der Hebel für menschliche Unternehmungen ist.

Verschwenderisch sein und Kargthun sind Extreme, die in einer geregelten Ökonomie nicht vorkommen sollen. In der Mitte dieser beiden Extreme liegt der verständige, weise Gebrauch. Um des verständigen, weisen Gebrauches willen hat Jedermann seine Wünsche und Anliegen mit Rücksicht auf das allgemeine Wohl einzurichten, alle Willkürlichkeiten bei Seite zu setzen und sich der Herrschaft des Gesetzes und den Anordnungen seiner Vollzieher willig zu unterwerfen.

Wenn nun die Klagen über Holzmangel oder über gänzliche Not laut werden, und man die Behauptung aufstellt, der Bedarf an Bau-, Brenn- und Nutzholz für die Hauswirtschaft und Industrie-Bedürfnisse übersteigen den nachhaltigen Waldertrag und die allenfällige Einfuhr aus den benachbarten Ländern, und dass sofort zur Deckung dieser Bedürfnisse der Normal-Holzvorrat selbst angegriffen werden muss, so muss in diesem Falle unterschieden werden, ob die Behauptung sich wirklich auf Grundlage statistischer Ergebnisse stützt, oder ob dieses nicht der Fall ist. Ist dies nicht der Fall, so ist es sehr zweifelhaft, ob die Landesregierung sich zur augenblicklichen Erhebung statistischer Daten, die eine Vermessung und Taxation voraussetzen, herbeilassen wird.

Es ist der Kostenpunkt, der langwierige Gang der Erhebungen, die nicht das Werk eines Jahres sein können, in gebührende Rechnung zu nehmen. Mit einer bloßen approximativen Erhebung im Lande (was aber immer Zeit und Kosten verursacht) kann der Sache auch kein Dienst geleistet werden; es handelt sich um Zahlen, um verlässlich sprechende Zahlen, damit der vollgültige Beweis des Holzmangels oder der gänzlichen Not auch hergestellt werde."