Der Valentinstag in England, Schottland und einigen Provinzen Frankreichs

Autor: Wagener, Friedrich Wilhelm Hermann (1815-1889) preußischer Jurist, Chefredakteur, Herausgeber, Ministerialbeamter und Politiker, Erscheinungsjahr: 1866
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Valentinstag, Valentin, Valentine, Verlobung, Liebe, Liebespaar, Geschenke
Aus: Staats- und Gesellschafts-Lexikon. In Verbindung mit deutschen Gelehrten und Staatsmännern herausgegeben von Herrmann Wagener. Band 21. 1866

Valentinstag nennt man in England, Schottland und einigen Provinzen Frankreichs den 14. Februar und vollzieht am Vorabend desselben eine Verlosung, durch welche junge Männer und Mädchen sich paarweise so verbinden, dass der junge Mann, der von nun an Valentin genannt wird, sich verpflichtet, im nächsten Jahre seiner Valentine jeden Dienst zu erweisen, den sie in Anspruch nimmt. Namentlich hat er Geschenke zu spenden, welche früher auch von den Mädchen erwidert wurden.
Zugleich gilt diese Verbindung als Vorbedeutung für künftige Vermählung der durch das Los Zusammengeführten mit einander.

Mit süßen Worten, List und Schmeichelei
Um ihre Gunst zu werben, steht ihm frei.
Ja, wollt er auch, er darf nicht schweigen,
Und auch die Schöne muss sich ihm gefällig zeigen
In Allem, was mit Anstand er begehrt.


Zuweilen hatten auch die Männer das Mädchen, welches sie am Valentinstage zuerst sahen, als ihre Valentine zu betrachten. In früheren Zeiten war diese Sitte auch in den höheren Ständen verbreitet. Sie verdankt ihre Entstehung ohne Zweifel irgend einem heidnischen Fest, welches sich wahrscheinlich auf das Wiedererwachen des Frühlings bezog. Noch jetzt ist in England der Glaube verbreitet, dass an dem Valentinstage die Vögel ihre Gatten wählen.