Die Juden in den Kleinstaaten

Die weiteren deutschen Staaten, abgesehen noch von Preußen, bieten geringes Interesse, da sie ganz kleine Judengemeinden aufweisen. In keinem Lande zählen die Anhänger des Mosaismus 1.000 Seelen, so dass wir die jüdische Bevölkerungsbewegung in den Kleinstaaten nur streifen. Es nahmen die Juden ab in 4 Staaten, in Mecklenburg-Strelitz, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck und Schaumburg-Lippe. Ungefähr gleich blieb die Bevölkerung in Schwarzburg-Sondershausen und Reuß ältere Linie. Es verstärkten sich die 3 Gemeinden in Sachsen-Coburg, Sachsen-Altenburg und in Reuß jüngere Linie. Wir haben also die Verhältnisse der deutschen Juden mit Ausnahme von denen in Preußen kennen gelernt.

In 16 Staaten sank die Zahl der Juden, in dreien hat, wie wir wohl einwandfrei nachgewiesen haben, lediglich die Einwanderung ausländischer Juden eine Zunahme der jüdischen Bevölkerung bedingt, in einigen blieb sie stationär. An einzelnen Gebietsteilen, besonders im Westen, in Elsass-Lothringen, in der Rheinpfalz, auch in Baden konnten wir einen traurigen Zerfall der einheimischen jüdischen Bevölkerung konstatieren.


In Sachsen sind mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Nichtdeutsche, wobei wir in Betracht ziehen müssen, dass in früheren Jahren Naturalisationen leichter vorgenommen wurden, so dass auch ein Teil der heutigen deutschen Juden schon auf das Konto der Einwanderung zusetzen ist. Dr. Otto Meller (Darmstadt) ermittelte, dass die Juden Sachsens zu fast 2/3 aus dem Auslande stammen. Für Dresden ergab sich pro 1905 die Zahl der einheimischen = 1.799, die der fremden = 1.715 (= 43% aller Juden).
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Untergang der deutschen Juden.