Die Juden in Preußen und deren Zunahme

Auf der Suche nach dem Zuwachs, den die deutschen Juden zu verzeichnen haben, müssen wir uns nun Preußen zuwenden.

Tabelle III. Statistik der Juden in Preußen




Die Zunahme der preußischen Juden betrug in den verschiedenen Jahrzehnten in % ihres Bestandes:



Die Zunahme sank also zuerst bedeutend, bis in den neunziger Jahren ein neuer Faktor das Sinken nicht nur verhinderte, sondern sogar die geringe jährliche Vermehrung auf eine, wenn auch nicht die alte Höhe hob.

Können wir diesen Umstand wieder in Zusammenhang mit der Einwanderung bringen? Dieser Gedankengang liegt nach den Studien über die Juden in den übrigen Ländern nahe. Wir finden aber für 1900 keine statistischen Erhebungen über die Staatsangehörigkeit der Juden in Preußen. Es muss also ein Hilfsmittel herangezogen werden — der Analogieschluss könnte etwas zu gewagt erscheinen! — wobei allerdings die Resultate nicht so umrissen sind, wie bei den früheren Vergleichen.

Die preußische Statistik *) gibt für das Jahr 1890 die Reichsausländer nach Konfessionen geordnet an. Damals waren es 11.390 Juden. 1905 wurden deren 38.844 ermittelt **). Wenn wir auch die Zahl derer vernachlässigen, die inzwischen naturalisiert wurden — und das ist immerhin für die neunziger Jahre eine nicht geringe (man denke z. B. nur an die jüdischen Rabbiner und sonstigen Kultusbeamten, die vielfach aus dem Auslande stammen und bis vor etlichen Jahren leicht die Reichsangehörigkeit erhielten) — so ergibt sich immer noch ein Zuzug von außen von 27.454 Juden. In derselben Zeit stieg die Zahl der preußischen Juden um 37.442, so dass sicher fast ¾ des Plus auf Rechnung der Immigranten zu setzen ist.

*) Bd. 63.
**) Stat. Jahrbuch f. d. preuß. Staat, 4. Jahrg. (Berlin 1907.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Untergang der deutschen Juden.