Die Juden in Bayern

Ausgeglichen wird der Verlust an Juden nur in einigen Gebieten des Reiches, wo sehr starker Zuzug sich einstellt. Aber selbst in Bayern ist die absolute Zahl der Juden stagnierend geblieben, der relative Anteil sank in überraschen der Weise. Die Zahlen der jüdischen Bevölkerung in Bayern zeigt folgende Tabelle:

1840 = 59.168 in % der Bevölkerung 1,38
1852 = 56.168 in % der Bevölkerung 1,38
1871 = 50.162 in % der Bevölkerung
1880 = 53.526 in % der Bevölkerung 1,02
1890 = 53.885 in % der Bevölkerung 0,98
1895 = 53.750 in % der Bevölkerung
1900 = 54.928 in % der Bevölkerung 0,89
1905 = 55.341 in % der Bevölkerung 0,85
1910 = 55.065 in % der Bevölkerung 0,80


In der Mitte des 19. Jahrhunderts war es der Zug nach Amerika, der die großen Lücken in der bayerischen Judenheit verursachte. Es mag wenig bayerische Judenfamilien geben, die nicht Mitglieder über See entließen. Als aber die Juden die Freizügigkeit erhielten, Ehen nach Belieben schließen durften und in alle Städte übersiedeln konnten, nutzten sie die gebotene Freiheit und blieben im Lande. Bedeutende Judengemeinden, wie die von Nürnberg und Schweinfurt, sind jüngsten Datums. Der bayerische Jude, der heute nicht mehr zur Auswanderung gezwungen ist, bleibt in seinem Vater lande, das er nicht einmal gerne mit einem anderen deutschen Bundesstaat vertauscht. Eher siedeln 10 preußische Juden nach Bayern als einer vice versa. Wer die Verhältnisse etwas kennt, dürfte das bestätigen. Wir können bei dieser Gelegenheit die Angaben der Auswanderung der Juden aus dem ganzen Reich gleich behandeln. Diese Auswanderung ist heute sehr gering geworden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Untergang der deutschen Juden.