Die Entwicklung der Judenschaft in den einzelnen Kreisen

Damit stimmt auch die Detailstatistik überein. Die jüdische Bevölkerung muss da, wo es keine größeren Ausländersiedlungen gibt, also abgesehen von Nürnberg, Fürth, Augsburg, auch Regensburg, Passau etc., zurückgegangen sein.

Es ergab sich dementsprechend eine Vermehrung in
1895 1900 1905
Oberbayern 7.411 9.076 10.279 (München!)
Niederbayern 240 294 379 (Passau!)
Mittelfranken 12.291 13.111 13.675 (Nürnberg-Fürth!)


In Oberbayern gibt es keine nennenswerte Zahl von Juden außerhalb Münchens. 1880 treffen wir hier 367 ausländische Juden, 1905: 2.588, also 2.221 mehr. In Niederbayern haben wir z. B. die Gemeinde von Passau, die hauptsächlich aus eingewanderten österreichischen Juden besteht.

Der Überschuss von 550 Seelen, den Mittelfranken aufweist, erklärt sich gleichfalls durch den Zuzug nach Nürnberg.

Dagegen haben die anderen Regierungsbezirke einen recht empfindlichen Verlust an Juden aufzuweisen.

Am bayerischen Rhein traf man nach dem französischen Krieg 12.466 Israeliten, 1905 = 9.606.

Dabei handelt es sich hier um Gegenden, wie die unter fränkischen und schwäbischen Lande, die Hochburgen der Judensiedelungen waren und früher eine schier unheimliche Fruchtbarkeit aufwiesen. Diese Judendörfer haben einst eine große Rolle gespielt. Bekannte deutsche Schriftsteller wie z. B. M. G. Conrad und Wassermann haben rühmend derer gedacht, denen wir hier einen Schwanengesang anstimmen müssen (Die Juden von Zirndorf).

Die Entwicklung der Juden in den letzten Jahren war in diesen Provinzen folgende:

in 1895 1900 1905
Unterfranken 14.157 13.641 12.835
Rheinpfalz 10.423 10.108 9.606
Schwaben 4.286 3.904 3.703
Oberfranken 3.516 3.322 3.176
Oberpfalz 1.481 1.472 1.438

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Untergang der deutschen Juden.