Die Einwanderung in Bayern

Die Zahl der europamüden jüdischen Wanderer aus Deutschland ist demnach an und für sich betrachtet gering, prozentual stärker als sie nach der allgemeinen Auswanderung aus Deutschland betragen dürfte, und ist heute von einer ziemlichen Bedeutung. Bei der großen Überproduktion an Kindern in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts bis in die achtziger Jahre hinein, wurde die damals viel stärkere Auswanderung reichlich gedeckt. Anders heute. Bayern konnte schon in den neunziger Jahren (1890 bis 1895) den ihm durch solche äußeren Gründe entstandenen Verlust nicht decken. Erst die letzten 5 Jahre brachten den bayerischen Juden wiederum einen Überschuss, der auf das einzelne Jahr berechnet 84 Seelen beträgt. Sollte diese wiederkehrende Kraft wirklich auf ihre eigene Rechnung, auf verminderte Auswanderung etc. zu setzen sein?

Die Zahl der ausländischen Juden in Bayern hat nach allen Mitteilungen — ganz Bayern umfassende Statistiken liegen leider nicht vor — in den letzten 5 Jahren erheblich zugenommen. So treffen wir in München 1905 allein 683 ausländische Juden mehr denn 1900. Die Zunahme der Juden in ganz Bayern beträgt 487 Seelen, wird also allein durch den Zuzug der ausländischen Juden nach München gedeckt. Wären die ausländischen Juden nicht eingewandert, so ständen wir einer sicheren gehörigen Verminderung der bayerischen Juden gegenüber.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Untergang der deutschen Juden.