Vorrede John G. Bourkes.

Mag der Vorwurf unserer Untersuchung — die skatologischen Gebräuche und Anwendungen von Kot usw. — in mancher Hinsicht noch so abstoßen, verdient er dennoch eine ganz besondere Beachtung und sei es auch nur aus dem einen Grunde, dass man nach der früheren allgemeinen Verbreitung solcher Anschauungen sowohl der Vernunft als auch der religiösen Triebe der Menschheit und nach ihrer gegenwärtigen Zurückdrängung oder Einschränkung den Fortschritt der menschlichen Gesittung aufwärts und vorwärts am besten bemessen kann.

Philosophische und sonst gelehrte Denker vergangener Zeiten haben mehr oder weniger umfangreiche Werke über diesen Gegenstand veröffentlicht; es genügt, wenn ich hier von diesen Schriftstellern nur einige namentlich anführe: Schurig, Etmuller, Flemming, Paullini, Beckherius, Rosinus Lentilius und Levinus Lemnius. Auch der Geschichtsschreiber Buckle hielt ihn für wichtig genug, um ihn zu untersuchen und zu studieren, wie man aus dem im Texte angeführten Entwürfe sehen wird, den man nach seinem Tode in einem seiner Vormerkhefte aufgefunden hat. Dem Philosophen Boyle schreibt man die Vaterschaft eines Werkes zu, das mit der Unterschrift B. über unser Thema erschienen ist. Der ungenannte Verfasser oder die Verfasser der sehr gelehrten Schrift „Bibliotheca Scatologica" sammelten eine Menge der wertvollsten bibliographischen Nachweise. Erst kürzlich erschienen in den Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft zu Wien, Jahrgang 1888, zwei Seiten aus Dr. M. Hoeflers „Volksmedizin und Aberglaube in Oberbayern in Gegenwart und Vergangenheit", mit Beschreibung einiger Kotheilmittel, die noch heute die Volksmedizin Bayerns anwendet.


Haben wir also viele Abhandlungen über unsern Gegenstand, so sind sie doch selten oder nur denjenigen Gelehrten zugänglich, denen ganz große Bibliotheken zur Verfügung stehen. Und während ferner alle oder fast alle auf die Verbindung dieser Bräuche mit der Zauberei und auch mit der Volksmedizin hinweisen, hat es bis jetzt doch kein Schriftsteller gewagt, auf die ganz bestimmt religiöse Abteilung dieser Gebräuche hinzudeuten und sie ihnen zuzuschreiben.

Von dem Augenblicke an, wo Zuñis vor meinen Augen ihren ekelhaften Harntanz aufführten, bis zu der Stunde, in der ich die letzte Hand an dieses Werk legte, habe ich mehr als tausend Abhandlungen der verschiedensten Art und Größe aufmerksam gelesen, von den verschimmelten Schweinslederbänden des fünfzehnten Jahrhunderts an bis zu den bescheideneren, aber nicht weniger wertvollen Druckschriften späterer Zeit. Diese Werke handelten von Religion, Medizin und Zauberei der Urzeit; es befand sich aber auch ein ziemlich bedeutender Teil von Reisebeschreibungen und Forschungen unter primitiven Völkern darunter und zwar aus allen Teilen der Erde; ich habe nicht nur englische Quellen benutzt, sondern auch die Schlitten der angesehensten französischen, spanischen, deutschen, lateinischen, griechischen, arabischen und keltischen Autoren durchgesehen, ferner berücksichtigt, was uns die Führer der religiösen Anschauungen im Orient überliefert haben und was von den mönchischen Kurpfuschern der Angelsachsen herstammt.

Eine große Anzahl von Beispielen über den Gebrauch von Kot usw. als Arznei ist unter der Bezeichnung „Heilmittel'' aufgeführt und zwar aus zwei ganz besonderen Gründen, erstens wollte ich zeigen, wie weit verbreitet der Gebrauch solcher Arzneien war, und zweitens handelte es sich um den Nachweis, dass sich dieser Gebrauch von Jahrhundert zu Jahrhundert fortgesetzt hat. Schlug ich einen andern Weg ein, dann hielte man mir entgegen, ich hätte ungewöhnliche Heilmittel oder solche, die von nicht ganz zurechnungsfähigen Menschen angewendet worden seien, zusammengesucht und nur deshalb angeführt, weil ich beweisen wollte, das die „Dreckapotheke" eine beständige und wohl entwickelte Abteilung der Heilwissenschaft von den ältesten Zeiten an gewesen sei, die bis in unsere Zeit hinein, ja sogar über sie hinaus bestehe.

Eine Durchsicht des vorliegenden Werkes wird sicherlich auch den schärfsten Kritiker überzeugen, dass es unparteiisch abgefasst ist, soweit dies einem Menschen möglich sein kann, nämlich ohne Voreingenommenheit oder Vorurteil in irgend welcher Hinsicht. Schon die Tatsache, dass ich viele Anführungen in dieses Sammelwerk ohne Zusätze aufnahm, kann als weiterer Beweis für die unbefangene Erledigung der Aufgabe gelten.

Eine Sammlung von Tatsachen ist an sich noch keine Wissenschaft. Alles, was hier eigentlich mit Tatsachen geschehen kann, die man bisher noch nicht zu einander in Beziehung brachte, zeigt auch, was ich getan habe. Der Leser findet solche Tatsachen hier neben einander gestellt, die Folgerungen aber muss er selber daraus ziehen. Nur nach dieser Arbeitsmethode kann ein Schriftsteller dem Vorwurf entgehen, er habe die Beweismittel entstellt oder gefälscht.

Die große Menge von Briefen, die ich von ausgezeichneten Gelehrten aus allen Teilen der Welt erhielt, beweist die Anteilnahme an meiner Abhandlung. Gleichzeitig ist mir daraus eine Dankschuld erwachsen, die ich in Worten nicht ausdrücken kann. Besonders verpflichtet fühle ich mich den Herren W. Robertson Smith, J. G. Forlong, Franck Rede Fowke, J. W. Kingsley, E. B. Tylor, E. N. Horsford, Washington Matthews, B. J. D. Irwin, F. B. Kyngdon, J. F. Mann, Otis T. Mason, Albert G. Gatschel, Andrew Lang, J. Owen Dorsey, W. W. Rockhill, Frl. F. D. Bergen, J. Hamden Porter, W. M. Mew, Havelock Ellis, Gustav Jäger, James C. Frazer, Franz Boas, H. Gaidoz und vielen andern.

Die Angaben über Sitten und Gebräuche der Indianer beruhen teils auf den in den Jahren 1881 und 1882 unter Leitung des Generals Sheridan gemachten Aufzeichnungen teils auf meinen eigenen Beobachtungen während meiner Tätigkeit als Adjutanten des Generals Georg Crook in den Feldzügen gegen aufständische Stämme.
                                    J. G. B.
Büffeljagd 01

Büffeljagd 01

Indianer. A Dog Dancer. Hidatsa

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Indianer. Assiniboin Warrior

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Indianer. Blackfood. Sun Dance Headdress

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Indianer. Blackfood

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Indianer. Cheyenne

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Indianer. Crow

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Indianer. Dakota Frau

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Indianer. Pawnee

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Indianer. Teton-Dakota

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Indianer. Wind River Shoshoni

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