Jena

Es ist ein großer auffallender Kontrast, wenn man Erfurt nach Jena kommt. Dort findet man eine veraltete, gleichsam schon im Todesschlummer liegende Universität, hier eine andere voll Leben und frischer Jugendkraft. In der Tat gehört Jena jetzt zu denen Universitäten, die die meiste Aufmerksamkeit und Achtung verdienen. Ich hielt mich daher auch länger als auf den meisten andern Universitäten hier auf, indem ich 3 Tage hier blieb. 1)

Die Frequenz, die Jena ehedem hatte, da man die Studenten hier nach Tausenden zählte, hat diese Universität jetzt freilich nicht. Aber doch ist die Frequenz ansehnlich, und sie ist seit ungefähr 10 Jahren beträchtlich gestiegen. Jena hat jetzt ungefähr ebenso viele Studenten als Göttingen, nämlich zwischen 8 und neunhundert. Aber freilich hat Jena nicht so viele reiche und vornehme studiosos als Göttingen. Man lebt in Jena sehr wohlfeil, wie auch aus den beigelegten gedruckten Ökonomischen Nachrichten etc. erhellt. Diese Wohlfeilheit lockt viele zum Studieren. Es sind unter den Jenaischen Studenten viele Söhne von Bauern, die ihren Vätern oft nur 30 Thlr. oder weniger kosten, wenn sie den Freitisch im öffentlichen Convictorium haben. Hier werden täglich 137 Studenten Mittags und Abends gespeist, teils ganz umsonst, teils gegen einen Zuschuss von 6 Groschen wöchentlich.


1) Am 26. Juli kam Gedike an und blieb bis zum 29., an welchem Tage er bei Schiller hörte und ihn besuchte. Tagebuch a. a. O. 185.

Die Jenaischen Studenten waren sonst wegen ihrer Rohheit und Wildheit berüchtigt. Jetzt hat sich der Ton außerordentlich verbessert. Indessen sind doch noch manche Spuren der alten Rohheit übrig. Dahin gehört z. B. die auf keiner andern Universität gebräuchliche Bezeugung des Beifalls durch lautes Trommeln. Wenn hier ein beliebter Professor ins Auditorium tritt, so trommeln alle Studenten mit den Füßen, und mit dieser für einen Fremden so auffallenden Musik wird der Professor, den man ehren will, auf den Katheder begleitet. Ich lernte diese Bezeugung des Beifalls zuerst in einem Kollegium des Prof. Schiller kennen, wo wenigstens 400 Zuhörer zugegen waren, und wo daher dieser von den dortigen Studenten sehr verehrte Professor mit einem ganz unbändigen Geräusch bewillkommt wurde. Auch im übrigen Betragen zeigen sich noch bei einem großen Teil der hiesigen Studenten einige Reliquien der alten Wildheit. Dies rührt aber großenteils von der Menge der armen Studenten her, die keiner feineren Erziehung genossen. Der größte Teil der hiesigen Studenten besteht aus Theologen, deren hier gegen 500 studieren. Mediziner sind an hundert.

Die hiesige Universität ist bekanntlich von 4 Höfen abhängig: dem Weimarschen, Gothaischen, Koburgischen und Meinungischen. Aber eben darum genießen die Professoren, wie sie selbst versichern, einer desto größeren Freiheit. Nicht einmal einen Verweis kann ein Professor von Einem der Höfe allein erhalten, sondern die 4 Höfe müssen sich hierzu vereinigen. Bei Verlangen schlägt die Universität den Höfen einige Subjekte vor, welches zuweilen zu Missbräuchen Gelegenheit gegeben haben soll.

Unter den 4 Höfen hat der Weimarsche bei weitem die größten Verdienste um die Universität. Vornehmlich hat der jetzige Herzog sehr viel für die Universität getan, teils durch Pensionen und Zulagen für mehrere Professoren, teils durch Gründung und Verbesserung mehrerer öffentlichen Institute. Der Koburgische und Meinungische Hof bekümmern sich am wenigsten um die Universität.

Bei jeder Fakultät wird nur eine bestimmte Anzahl von Professoren aus dem alten Fonds besoldet Die darüber angesetzten (deren jetzt viele sind) werden von einem der 4 Höfe außerordentlich salariert, sowie mehrere der Professoren der alten Fundation von den Höfen, vornehmlich dem Weimarschen, beträchtliche Zulagen erhalten. Denn die alten Besoldungen betragen etwa nur für jeden 300 Thaler. Oberhaupt aber sind die Besoldungen hier nicht groß. Viele Professoren (ungeachtet sie Hofräte heißen) haben doch nur 400 Thaler. Die stärksten Besoldungen haben die beiden Theologen: Döderlein 1) und Griesbach, 2) und der Prof. Medicinae Loder. 3) Die Belohnung mit Titeln ist hier sehr gewöhnlich.

Die hiesige Bibliothek mit Inbegriff der Buderschen ist nicht unbeträchtlich. Man hat die Hoffnung, dass der Herzog von Weimar die Herzogliche Bibliothek aus Weimar hierher werde bringen lassen, wodurch die Universitätsbibliothek sehr ansehnlich werden würde.

Das öffentliche Naturalienkabinett ist beträchtlich. Die Grundlage von des verstorbenen Prof. Walch Kabinett, welches der Herzog von Weimar für die Universität kaufte. Mit demselben ließ er das Herzogliche Kabinett in Weimar vereinigen. Überdies hat er dem Hofrat Loder, der Oberaufseher ist, von Zeit zu Zeit ansehnliche Summen zur Vermehrung des Kabinetts bewilligt, so dass es jetzt in mehreren Klassen vortrefflich besetzt ist. Es sind jährlich über 200 Thaler zur Vermehrung des Kabinetts ausgesetzt, wozu jedoch der Herzog öfters außerordentliche Zuschüsse schenkt.

Das anatomische Theater hat der Herzog vor wenigen Jahren beträchtlich erweitern lassen. Es wird sehr reichlich mit Kadavern versorgt. Auch besoldet der Herzog zwei Professoren. Der Herzog besucht selbst öfters die anatomischen Vorlesungen. Die gute Einrichtung des hiesigen anatomischen Theaters, und besonders der große Ruf des Professors der Anatomie, Hofrath Loder, zieht sehr viele medizinische Studenten hierher, deren hier weit mehr sind, als auf andern Universitäten im Verhältnis der übrigen Frequenz zu sein pflegen.

Überdies hat der Herzog von Weimar hier ein sehr gut eingerichtetes Entbindungsinstitut und eine damit verbundene Hebammenschule gestiftet. Die Direktion haben die beiden Professoren Loder und Stark. 4) Die Hebammen bleiben hier ein halbes Jahr und bekommen theoretischen und praktischen Unterricht. Diesen Unterricht gibt der Hofrat Loder. Auch die Studiosi Medicinae haben Zutritt ins Institut und zu den praktischen Übungen des Accouchements. Auch das hiesige klinische Institut unter Direktion des Hofrat Stark trägt viel zum Flor der Universität mit bei, indem es viele Mediziner hierher zieht. Es hat freilich nur einen sehr kleinen Fonds. Der Herzog von Weimar gibt nur 50 Thaler dazu. Die übrigen Bedürfnisse werden von milden Beiträgen bestritten. Und doch wird wirklich nicht wenig geleistet, insofern der Hauptzweck des Instituts die praktische Bildung junger Ärzte ist. Denn es werden gewöhnlich an 300 arme Kranke jährlich durch dis Institut besorgt.

1) Johann Christof Döderlein 1746-1792, seit 1782 in Jena.

2) Johann Jakob Griesbach 1745-1812, seit 1775 in Jena.

3) Justus Christian Loder 1753-1832, seit 1778 in Jena, ging 1803 nach Halle.

4) Johann Christian Stark 1753-1811, seit 1779 in Jena.


Die theologische Fakultät hat zwei vortreffliche Dozenten, die auch durch ihren ausgebreiteten literarischen Ruhm dieser Universität Ehre machen. Dis sind die beiden geheimen Kirchenräte Griesbach und Doederlein.

Griesbach war ehedem Professor in Halle, welches an ihm sehr viel verloren. Er steht hier allgemein in großer Achtung, die er auch als Mensch, als Gelehrter und als Professor vorzüglich verdient. Ich hörte ihn in der Kirchengeschichte. Es waren über 200 Zuhörer zugegen. Sein Vortrag ist deutlich, bestimmt, wohlgeordnet, und hat viel Freimütigkeit und Würde. Nur noch etwas mehr Lebhaftigkeit wäre zu wünschen.

Döderlein ward von Altdorf hierher gerufen. Er hat sehr großen Beifall. In der Dogmatik, wo ich ihn hörte, waren an 300 Zuhörer. Sein Vortrag ist sehr lebhaft und deutlich. Er hat sehr häufig Anträge von andern Universitäten, besonders auch von Göttingen gehabt. Man hat ihn aber hier aus Überzeugung von seiner Unentbehrlichkeit durch beträchtliche Zulagen zu fesseln gesucht.

Die Professoren der juristischen Fakultät sind weniger auswärts bekannt. Außer dem ersten Professor Hofrath Eckart, 1) der von Weimar aus gleich als Primarius hierher versetzt worden und der als ein gründlicher Dozent sehr vielen Beifall hat, hörte ich die beiden jüngsten Professores juris, den Hofrath Schnaubert, 2) und den Prof. Hufeland, 3) jenen in jure ecclesiastico, diesen in jure naturae. Das Kollegium des Hofrath Schnaubert war ziemlich stark besetzt. Sein Vortrag ist deutlich, bestimmt und gründlich, nur etwas monotonisch. Prof. Hufeland zeigt sich durch seinen lehrreichen und gründlichen Vortrag als einen denkenden Kopf, jedoch ist sein Vortrag noch nicht recht fließend und leicht, welches doch vielleicht nur daher rührt, weil er noch nicht genug Übung im Vortrag hat, indem er erst seit kurzer Zeit zu lesen angefangen.

1) Johann Ludwig Eckardt 1732-1800, in Jena seit 1783. Vgl. Schiller an Körner 28. Mai 1789: „Es ist hier ein gewisser Geh. Hofrath Eccardt, ein Jurist, der Vermögen und einen vorzüglichen Einfluß bey der Academie hat. Er hat noch eine unverheirathete Tochter, mit der mich einige gedacht haben mögen zusammen zu kuppeln, aber ich mag weder sie noch die Familie.“

2) Andreas Joseph Schnaubert 1750-1825.

3) Gottlieb Hufeland 1760-1817, in Jena seit 1780, ging 1803 nach Würzburg, 1806 nach Landshut, war 1808-1812 Bürgermeister in Danzig und wirkte seit 1816 in Halle, nachdem er vergeblich auf Wiederanstellung in Landshut gerechnet hatte.


Die medizinische Fakultät ist hier sehr gut besetzt. Jedoch hat der Hofrath Loder, ein noch junger lebhafter Mann, bei weitem den meisten Beifall. Er ist ein unermüdeter Anatom und hat einen überaus großen und schönen Vorrat von anatomischen Präparaten. Er ist einer von den Professoren, deren Vortrag mich am meisten befriedigt und interessiert hat. Deutlichkeit, Bestimmtheit und Lebhaftigkeit zeichnen seinen Vortrag vorzüglich aus, und er weiß seine Zuhörer in ununterbrochener Aufmerksamkeit zu erhalten. Ich habe auf dieser meiner Reise wenige Professoren gehört, die mit ihm in Ansehung des Vortrags verglichen werden könnten.

Ich hörte ferner von der medizinischen Fakultät den berühmten Hofrat Gruner. 1) Sein Vortrag ist gewiss gründlich, aber zu wenig lebhaft. Auch ist sein äußeres Ansehen sehr finster und misanthropisch.

Den Hofrat Stark hörte ich im Klinikum, worin die Einrichtung mir sehr wohl gefiel. Seine Zuhörer mussten hier nach der Reihe aus ihren mit vieler Ordnung und Genauigkeit gehaltenen Tagebüchern ihre Relationen von dem Zustand der ihrer Besorgung anvertrauten Kranken mit ihren Beobachtungen und Gutachten in Ansehung der ferneren Kur vorlesen. Die andern wurden dann ebenfalls um ihre Meinung befragt Zuletzt erst trug der Hofrath Stark die seinige vor und supplirte und berichtigte das Gesagte. Endlich referierte er selbst von Kranken, die er eben in der Kur hatte, und forderte nun bald diesen bald jenen seiner Zuhörer auf, die Krankheit nach den von ihm angegebenen Zeichen zu bestimmen und den Gang der Kur vorzuschlagen. Dies ward dann wieder von ihm beurtheilt und entweder bestätigt oder widerlegt u. s. w.

1) Christian Gottfried Grüner 1744-1815. Über seine Misanthropie und seine Haltung gegen Fichte im Atheismusstreit Hirsch in der Allg. deutschen Biographie X, 394.

In der philosophischen Fakultät haben die Professoren Succow, 1) Hennings, 2) Müller 3) wenig Beifall.

Den Hofrath Schütz 4) hindert seine Kränklichkeit, der Universität so nützlich zu werden, als er es bei seiner großen ausgebreiteten Gelehrsamkeit werden könnte. Indessen wird er in manchen Kollegien sehr gern gehört, wie z. B. in der Literaturgeschichte, die, obwohl er sie morgens früh um 6 Uhr las, doch von mehr als hundert Studenten besucht ward.

Der Hofrath Ulrich 5) hat in seinen philosophischen Kollegien, obwohl er seit kurzem an dem Prof. Reinhold einen furchtbaren Nebenbuhler bekommen, noch einen sehr großen Beifall. Ehe der Prof. Reinhold herkam, war er ein Verehrer der kantischen Philosophie; jetzt aber eifert er um so hitziger dagegen. Sein Vortrag hat viel angenehmes und lehrreiches. Schade dass er den Spaßmacher spielt und sich sogar Zoten erlaubt.

Der Prof. Heinrich 6) doziert zwar gründlich, aber sein Vortrag ist zu kalt und einförmig und erhält den Zuhörer nicht genug in Aufmerksamkeit

Der Prof. Reinhold 7) ist hier, wo überhaupt die Kantische Philosophie sehr viele und eifrige Verehrer gefunden, der vorzüglichste Anhänger derselben. Er ist ein Mann von vielem Scharfsinn in seinen Vorlesungen. Sein Vortrag ist bestimm! und in sehr gutem Ausdruck, wiewohl noch mit einiger Schüchternheit. Er wird indessen in vielen Vorlesungen sehr gern gehört.

1) Lorenz Johann Daniel Succow 1722-1801, in Jena seit 1756, Mathematiker und Physiker.

2) Justus Christian Hennings 1731-1815.

3) Johann Gottfried Müller 1729-1792, in einem Briefe Schillers an Körner vom 31. August 1789 als sein „Spezialcollege in der Geschichte und zugleich Aufseher der Bibliothek“ erwähnt.

4) Christian Gottfried Schütz 1747-1832, seit 1779 als Professor der Beredsamkeit in Jena, der bekannte Herausgeber der Jenaer Literaturzeitung, die mit ihm 1803 nach Halle übersiedelte.

5) Johann August Heinrich Ulrich 1746-1813.

6) Christian Gottlieb Heinrich 1748-1810, seit 1782 in Jena, als historischer Kompilator doch nicht ohne Verdienste, aber heute nur noch bekannt als Schillers brotneidischer Spezialkollege. Über ihn, Ulrich und Hennings aus Anlass der Disputation F. Schlegels Schiller an Goethe 16. März 1801.

7) Karl Leonhard Reinhold 1758-1823, seit 1787 in Jena, 1794 nach Kiel berufen, hatte im Teutschen Merkur Wielands 1786-1787 die „Briefe über die Kantische Philosophie“ veröffentlicht.


Der Prof. Paulus 1) ist erst kürzlich als Professor der oriental. Sprachen an Eichhorns Stelle angesetzt worden. So ein geschickter Mann er ist, so kann er doch für jetzt noch nicht mit seinem vortrefflichen Vorgänger, am wenigsten in Ansehung des Vortrags, verglichen werden. Man sieht in seinem noch etwas ängstlichen Vortrage noch zu sehr den angehenden Dozenten.

Auch der Prof. Vogt 2) ist erst kürzlich als Prof. der Mathematik angestellt worden. Sein Vortrag ist deutlich, aber wegen Mangel an Abwechselung und Leben etwas ermüdend. Er spricht auch etwas zu schnell.

Auch erst ganz neuerlich ist der bekannte theatralische Dichter Schiller hier als Professor angestellt worden und hat gleich in diesem ersten halben Jahre einen ganz außerordentlichen Beifall gefunden. Er mußte in dem größten hiesigen Auditorium lesen, und doch hatten die Zuhörer nicht Raum. Noch bei meinem Aufenthalt hatte er in seiner Einleitung in die Universalgeschichte an 400 Zuhörer. 3) Ich gestehe indessen, dass es mir schwer ward, die Ursachen seines übergroßen Beifalls zu finden. Er las alles Wort vor Wort ab, in einem pathetischen deklamatorischen Ton, der aber sehr häufig zu den simpeln historischen tactis und geographischen Notizen, die er vorzutragen hatte, gar nicht passte. Überhaupt aber war die ganze Vorlesung mehr Rede als unterrichtender Vortrag. Der Reiz der Neuheit und die Begierde, einen berühmten theatralischen Dichter nun auf dem Katheder in einer ganz neuen Situation zu sehen, mochte wohl am meisten den Zusammenfluss so vieler Zuhörer bewirkt haben, zumal da nichts für das Collegium bezahlt ward und es spät am Abend, wo keiner mehr las, gelesen wurde.

1) Heinrich Eberhard Gottlob Paulus „der Rationalist“ 1761-1831, in Jena seit 1789, ging 1803 nach Würzburg, trat 1807 in die Bayrische Schulverwaltung und wurde 1810 nach Heidelberg berufen. Mit Schiller, der Eichhorn als Universalhistoriker ersetzen sollte, war er auch durch die Sammlung historischer Memoires verbunden. Vgl. Säkularausgabe XIIl, 305; ff.

2) Johann Heinrich Voigt 1751-1823. Vgl. Schiller an Goethe 23. Nov. 1795.

3) Vgl. Säkularausgabe XIII, 294-305, Euphorion XII (1905), 128-137, Meine ebenda 135 nach ungefährer Berechnung der Reise Gedikes ausgesprochene Vermutung, dass G. am 29. Juli bei Schiller gehört habe, wird durch das Tagebuch bei Horn 185 bestätigt.


Unter den übrigen außerordentlichen Professoren ward besonders der Prof. Batsch 1) als Botaniker und der Prof. Göttling, 2) den der Herzog von Weimar zu seiner desto vollkommneren Ausbildung ein Jahr hatte reisen lassen, als Chemiker gerühmt.

Desto weniger rühmt man die Professoren Hammersdoerfer 3) und Fabri. 4) Der erstere liest gar nicht, und auch der zweite bekömmt selten ein Kollegium zu Stande.

Der Doktoren und Magister ist hier eine beträchtliche Zahl. Indessen, ungeachtet ich mich nach allen erkundigte, so machte man mich doch auf keinen derselben vorzüglich aufmerksam, ausgenommen den Adjunkt Schmidt, 5) der hier auch über Kantische Philosophie doziert. Sein Vortrag ist durchdacht und gründlich, nur lässt ihn zuweilen seine Stimme im Stich.

Ein Beweis des Fleißes sowohl der Professoren als Studenten ist, dass hier mehrere Kollegien schon Morgens um 6 Uhr gelesen werden, so wie einige noch Abends um 6 Uhr.

In den Beilagen lege ich außer dem Lektionskatalog, den Gesetzen und den ökonomischen Nachrichten noch eine vom Prof. Schütz verfasste sehr lehrreiche und gründliche Anweisung über die zur philosophischen Fakultät gehörigen Wissenschaften bei, welche den neuen Ankömmlingen eingehändigt wird.

Eine, wie mich dünkt, nützliche Einrichtung ist es hier, dass verschiedene Landsmannschaften hier der besondern Kuratel und Aufsicht eines Professors anvertraut sind. Dis ist vornehmlich mit den Gothanern und Altenburgern der Fall, von denen jene unter besonderer Aufsicht des Prof. Griesbach, diese eben so unter der Aufsicht des Prof. Döderlein stehen. Bei ihnen müssen sich die neuen Ankömmlinge melden, ihnen von Zeit zu Zeit von ihren Kollegien und sonstigem Fleiß Rechenschaft geben u. s. w. Von Gotha darf überdies keiner zur Universität abgehen, der nicht vorher von einer Kommission des Konsistoriums geprüft und für reif zum akademischen Unterricht erklärt worden.

1) August Johann Georg Karl Batsch 1761-1802, seit 1787 in Jena.

2) Johann Friedrich August Göttling 1755-1809.

3) Karl Hammerdoerfer, in Jena seit 1787, gest. 1794 nach Meusel V, 121 ff.

4) Johann Ernst Ehregott Fabri 1755-1825, 1805 nach Erlangen berufen, wo er über Geographie und Statistik las.

5) Karl Christian Ehrhard Schmidt 1761-1812, seit 1783 Privatdozent der Theologie in Jena, 1791 nach Gießen, 1793 nach Jena zurückberufen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Universitäts-Bereiser