Erste Fortsetzung

In Irkutsk kostet ein Pfund Tee (baichowy tschai) von der geringsten Sorte 1 Rubel 70 Kopeken Silber; in Petersburg gilt dieselbe Sorte l Rubel 50 Kopeken. Eins von Beidem: entweder verdienen die Irkutsker Teehändler ungeheuer viel, oder die Petersburger verkaufen mit enormem Verlust. Wir sehen aber dass das Gegenteil stattfindet. In den letzten Jahren hat sich der Handel mit baichowy tschai für die Engrossisten von Irkutsk so unvorteilhaft erwiesen, dass einige von ihnen sich ganz davon zurückgezogen haben, und andere ihn nur deshalb auf eine Zeitlang fortsetzen, weil große Vorräte von Rauchwaren bei ihnen aufgestapelt sind, die sie erst an die Chinesen vertauschen wollen. Inzwischen nimmt die Zahl der Teemagazine in Moskau und Petersburg beständig zu: ein Beweis dass der Teehandel im europäischen Russland ansehnlichen Gewinn bringt, während er in Sibirien zu Grunde richtet.

Man hat die Erfahrung gemacht, dass der allergewöhnlichste Tee, der in Irkutsk gekauft und in einer wohlverschlossenen Kiste nach Petersburg geschickt wurde, sich als von besserer Qualität zeigte, als die Petersburger Sorten zu 2 Rubel Silber. Auf die Frage, woher sie denn die niedrigeren Sorten bekommen, antworten die Petersburger Händler in der Regel: „aus Semipalatinsk." Allein auch von dort beträgt die Entfernung bis zur Hauptstadt über 3.000 Werst; wenn der Semipalatinsker Tee dem Kaufmann an Ort und Stelle einschließlich des Zolles auch nur einen Silberrubel zu stehen käme, so würden doch der Transport, die Lagermiete, die Gehälter der Prikaschtschiks (Handlungsdiener), die Kosten der Preis-Courante und versiegelten Umschläge, mit Hinzufügung eines noch so mäßigen Gewinns den Preis auf 2 Rubel steigern, während es in Petersburg Teesorten gibt, die im Jahr 1843 zu 1 Rubel 40 Kopeken verkauft wurden. Außerdem ist auch die Quantität des in Semipalatinsk eingetauschten baichowy tschai nicht so groß, dass sie die Bedürfnisse der beiden Residenzen, geschweige denn des ganzen Reichs, befriedigen könnte: im Jahr 1836, als der Tauschhandel dort zuerst eröffnet wurde, belief sie sich auf nicht mehr als neun Pud, und wenn sie auch bis 1847 auf 2.374 Pud gestiegen war, so kann man dies immer noch nicht bedeutend nennen, da in Petersburg in einer einzigen Restauration 90 Pfund täglich oder mehr als 800 Pud des Jahres vertrunken werden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Teehandel in Russland