Kardinal Lavigerie über die afrikanische Sklaverei.
Wollen wir das Gesagte durch unverdächtige Zeugnisse von Missionaren und Forschern belegen, so gebührt an erster Stelle Sr. Eminenz dem Kardinal Lavigerie das Wort. Seine in der Kirche von St. Sulpice in Paris gehaltene Rede dürfte vielen unserer Leser bereits bekannt sein; wir wählen deshalb jene, welche der unermüdliche Vorkämpfer der Menschlichkeit und Zivilisation am 31. Juli 1888 in der Prinzesshalle zu London vor einem ausgewählten Publikum von Gelehrten und Menschenfreunden gehalten hat. Nachdem er in der Einleitung von den Verdiensten Englands und englischer Forscher um die Abschaffung der Sklaverei in Asien und Amerika gesprochen, fährt er fort:
Nachdem man die Sklaverei in Amerika abgeschafft, nachdem man im Roten Meere und im Indischen Ozean durch Kreuzer den Transport von Sklaven nach Asien verhindert, hatte sich der Eifer der christlichen Nationen abgekühlt, die allgemeine Entrüstung, welche die Hand der Fürsten geleitet, war verflogen. Man schien sich nicht mehr zu erinnern, dass es noch Sklaverei auf der Erde gebe. Man vergaß selbst die muselmannische Sklaverei, welche in den uns näher gelegenen Staaten noch fortdauerte, freilich unter einer anscheinend milderen Form. Da plötzlich — es sind etwa fünfzehn Jahre — erfuhr man durch Ihre (englischen) Reisenden, dass die Sklaverei mit einer namenlosen Wildheit in dem bis dahin fast unbekannten Mittelpunkte Afrikas herrsche. Sie haben es der christlichen Welt gesagt und Maßregeln verlangt zu Gunsten Millionen unglücklicher Geschöpfe, die freilich nicht denselben Glauben wie wir haben, aber die doch, wie wir, Kinder Gottes sind.
An der Spitze Jener, welche zu diesem neuen Kriege aufforderten, stand der unerschrockene edle Livingstone. Als alter Afrikaner habe ich es mir nicht versagen können, das Grab des großen Forschers in den Gewölben von Westminster zu besuchen. Sie haben ihn begraben in Mitten Ihrer großen Männer, und Sie haben Recht daran getan, denn Livingstone ist durch seinen Mut, seine hohe Intelligenz, die Selbstverleugnung seines Lebens der Ruhm dieses Jahrhunderts und Ihres Landes geworden. Aber wollen Sie die Erben seines Ruhmes sein, so müssen Sie auch die Vollstrecker seines letzten Willens werden. Darum habe ich mit Tränen in den Augen die letzten von seiner Hand geschriebenen Worte gelesen, jene Worte, welche Englands Regierung ihm als Grabschrift gegeben hat:
„Ich kann nichts mehr tun,“ schrieb er in seiner Verlassenheit, dem Tode nahe, „als wünschen, dass die überreichsten Segnungen des Himmels auf Jene herniedersteigen, welche — mögen sie Engländer, Amerikaner oder Türken sein — dazu beitragen, dass die schreckliche Geißel der Sklaverei von dieser Erde verschwinde!“
. . . . Als ein neuer Zeuge erscheine ich nun vor Ihnen. Ich beabsichtige nicht, auf etwas zurückzukommen, das Sie bereits durch Ihre oder deutsche Schriftsteller kennen. Aber angesichts solcher schrecklicher Schilderungen kann man manchmal Zweifel an deren Wahrhaftigkeit hegen, und Livingstone selbst hat die Furcht ausgesprochen, dass man ihn der Übertreibung beschuldigen möge. Der Zweifel aber in einer solchen Sache ist Verderb, denn er führt Unentschlossenheit herbei, und die Unentschlossenheit bedeutet heute das Ende Innerafrikas. Wenn wir die Vernichtung der Eingeborenen vollenden lassen, so ist später Alles unnütz. Was heute nottut, ist, Überzeugung in die Geister zu tragen, und um diese Überzeugung unerschütterlich zu machen, muss man neue, mit den alten, übereinstimmende Zeugnisse beibringen. Ich komme deshalb, meinerseits Zeugnis abzulegen für jenen Teil Afrikas, dessen Evangelisierung mir anvertraut ist. Aber dieses Zeugnis ist nicht allein das meinige. Ich habe in den Gegenden, von denen ich reden will, eine ganze Legion von Augenzeugen. Es sind meine Söhne, die Missionare von Algier, oder wie der Volksmund in Afrika sie nennt, die weißen Väter der Algerie.
Nachdem man die Sklaverei in Amerika abgeschafft, nachdem man im Roten Meere und im Indischen Ozean durch Kreuzer den Transport von Sklaven nach Asien verhindert, hatte sich der Eifer der christlichen Nationen abgekühlt, die allgemeine Entrüstung, welche die Hand der Fürsten geleitet, war verflogen. Man schien sich nicht mehr zu erinnern, dass es noch Sklaverei auf der Erde gebe. Man vergaß selbst die muselmannische Sklaverei, welche in den uns näher gelegenen Staaten noch fortdauerte, freilich unter einer anscheinend milderen Form. Da plötzlich — es sind etwa fünfzehn Jahre — erfuhr man durch Ihre (englischen) Reisenden, dass die Sklaverei mit einer namenlosen Wildheit in dem bis dahin fast unbekannten Mittelpunkte Afrikas herrsche. Sie haben es der christlichen Welt gesagt und Maßregeln verlangt zu Gunsten Millionen unglücklicher Geschöpfe, die freilich nicht denselben Glauben wie wir haben, aber die doch, wie wir, Kinder Gottes sind.
An der Spitze Jener, welche zu diesem neuen Kriege aufforderten, stand der unerschrockene edle Livingstone. Als alter Afrikaner habe ich es mir nicht versagen können, das Grab des großen Forschers in den Gewölben von Westminster zu besuchen. Sie haben ihn begraben in Mitten Ihrer großen Männer, und Sie haben Recht daran getan, denn Livingstone ist durch seinen Mut, seine hohe Intelligenz, die Selbstverleugnung seines Lebens der Ruhm dieses Jahrhunderts und Ihres Landes geworden. Aber wollen Sie die Erben seines Ruhmes sein, so müssen Sie auch die Vollstrecker seines letzten Willens werden. Darum habe ich mit Tränen in den Augen die letzten von seiner Hand geschriebenen Worte gelesen, jene Worte, welche Englands Regierung ihm als Grabschrift gegeben hat:
„Ich kann nichts mehr tun,“ schrieb er in seiner Verlassenheit, dem Tode nahe, „als wünschen, dass die überreichsten Segnungen des Himmels auf Jene herniedersteigen, welche — mögen sie Engländer, Amerikaner oder Türken sein — dazu beitragen, dass die schreckliche Geißel der Sklaverei von dieser Erde verschwinde!“
. . . . Als ein neuer Zeuge erscheine ich nun vor Ihnen. Ich beabsichtige nicht, auf etwas zurückzukommen, das Sie bereits durch Ihre oder deutsche Schriftsteller kennen. Aber angesichts solcher schrecklicher Schilderungen kann man manchmal Zweifel an deren Wahrhaftigkeit hegen, und Livingstone selbst hat die Furcht ausgesprochen, dass man ihn der Übertreibung beschuldigen möge. Der Zweifel aber in einer solchen Sache ist Verderb, denn er führt Unentschlossenheit herbei, und die Unentschlossenheit bedeutet heute das Ende Innerafrikas. Wenn wir die Vernichtung der Eingeborenen vollenden lassen, so ist später Alles unnütz. Was heute nottut, ist, Überzeugung in die Geister zu tragen, und um diese Überzeugung unerschütterlich zu machen, muss man neue, mit den alten, übereinstimmende Zeugnisse beibringen. Ich komme deshalb, meinerseits Zeugnis abzulegen für jenen Teil Afrikas, dessen Evangelisierung mir anvertraut ist. Aber dieses Zeugnis ist nicht allein das meinige. Ich habe in den Gegenden, von denen ich reden will, eine ganze Legion von Augenzeugen. Es sind meine Söhne, die Missionare von Algier, oder wie der Volksmund in Afrika sie nennt, die weißen Väter der Algerie.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sklavenhandel in Afrika und seine Gräuel