Drittes Kapitel.

Die Landstraße führt durch das Dorf Krodebeck, und jenseits des Dorfes, dem Norden zu, liegt ein wenig abseits der Straße ein kleines ärmliches Haus oder vielmehr eine niederträchtige verwahrloste Hütte neben einem Wassertümpel und dem Kirchhofe: das Armen- und Siechenhaus der Gemeinde. Unmalerisch ist das Ding nicht. Die Eschen- und Holunderbäume des Kirchhofs bilden einen ganz freundlichen Hintergrund für das graue Strohdach; allein ein Vergnügen ist es keineswegs, in dem Siechenhaus von Krodebeck leben und dem Dorfe zur Last liegen zu müssen.
Die Hütte enthielt zwei Gemächer, das eine rechts, das andere links von der morschen Eingangstür, dazu eine sehr primitive Zigeunerküche und unter dem Dache einen engen Bodenraum, in welchen Wind, Regen und Sonnenschein nach Belieben eindringen konnten. Manch liebes langes Jahr hatte an den schwarzen klebrigen Pfosten gerüttelt, und niemand zählte die schleichenden Schritte der Verlorenen, welche diese unglückselige Schwelle ausgetreten hatten. Von den kahlen Wänden hatte sich der Kalküberwurf längst abgelöst. Die Scheiben in den niedrigen Fenstern schillerten in jenen ironischen Regenbogenfarben, welche ein so arger Hohn auf jenes lieblichste Himmelszeichen sind, das einst der liebe Gott als den Bogen des Friedens über die ertränkten Geschlechter ausspannte; und gerade weil das alles so war, so hatte das Haus seine Geschichte wie das stolzeste Königsschloß, so gut wie das Heidelberger Schloß, die Alhambra und was es sonst für Ruinen in der Welt gibt.
Aber niemand hatte diese Geschichte aufgezeichnet, und so müssen wir uns an der melancholischen Moral genügen lassen, welche aus allen Ruinen aufwächst, einerlei ob sie einen Historienschreiber fanden oder nicht.
In dunkeln windvollen Herbst- und Winternächten tastete etwas wie mit unsichern Händen an den Wänden hin, klopfte an die Fenster und ächzte und stöhnte in den Winkeln oder gab sich mit einem dumpfen Fall und schnellem Laufen und Trappeln auf dem Dachboden kund. Dann kam es auch wohl häufig mit dem Ruß im Schornstein wie ein Schnarchen und Schnauben herunter, wie ein Fluch auf die harte, böse Welt, die solche Zufluchtsorte für ihre Armen, Kranken und Beladenen bauen kann; dann – ja dann war es Nacht und Winter und nicht heller Tag und Sommer wie damals, als das alte Weib, in jener Zeit die einzige Bewohnerin des Siechenhauses, am offenen Fenster in der Sonne saß und auf der Landstraße jenen Karren, der eine so große Ähnlichkeit mit dem Schüdderump hatte, vorbeikommen sah.
Das wäre die rechte Historiographin für die Hütte gewesen, diese alte Frau, welche an jenem Tage das Reich allein hatte im Siechenhaus zu Krodebeck und welche schon so manche Generation in dem armseligen, häßlichen Asyl hatte kommen und schwinden sehen! Es ist die Eigenart solcher Häuser, daß sie manchmal voll bis zum Überlaufen und manchmal leer sind wie das Gehirn eines Narren oder wie das Herz eines Klugen. Es hatte Zeiten gegeben, wo der Raum für die Bewohner des Hauses durch Kreidestriche auf dem Fußboden nach Zollen abgemessen war, wo das Alter in jedem Winkel hockte und mummelte, wo die Krankheit bis unter das Strohdach sich wand und wimmerte und wild hinausschrie, wo unter den Lagerstätten der mit dem Nervenfieber Behafteten die Kinder krochen, kreischten und zappelten, bis der Tod und der Gemeinderat aufräumten. Der letztere pflegte nämlich in den Nervenfieberzeiten Erd- und Strohhütten auf dem Anger vor dem Dorf zu errichten.
Der Säuferwahnsinn, der Blödsinn und die gemeine verkommene Brutalität des aus dem Zuchthause entlassenen Verbrechers waren in dem Siechenhause zusammengehäuft worden, und das alte Weib hatte damit hausen müssen und hätte darüber reden und schreiben können. Sie tat aber selbst das erstere nicht gern; denn sie hatte sich leider diesen Dingen und Zuständen gegenüber nicht die gehörige Objektivität bewahrt, sondern ganz jämmerlich und subjektiv darunter gelitten und schauderte sprachlos, wenn sie daran dachte. Es war lächerlich, allein dessenungeachtet doch wahr: die alberne alte Person hatte unter dem Geschrei und Gestöhn, den Zoten und Flüchen an ihren Nerven gelitten wie die vornehmste Dame, die nicht zwanzig lange Jahre hindurch dergleichen ertragen und anhören mußte. Man konnte nicht verlangen, daß, als endlich der Alte da oben ein Einsehen tat, gesunde und nahrhafte Jahre schickte und die Bevölkerung des Siechenhauses zu Krodebeck auf die eine oder die andere Art lichtete, daß, sage ich, die Alte hier unten sich hinsetze, ihr Elend beschreibe und den Schüdderump als das einzig echte und wahrhaft philosophische Vehikel für alle Dinge und Vorkommnisse auf Erden hinstelle!
Sie versuchte höchstens, die Stille und Einsamkeit zuguterletzt noch einmal zu einem kurzen Nachdenken über ihr eigenes Leben und ihren eigenen Tod zu benutzen; allein auch das ging schlecht genug, und das war kein Wunder in Anbetracht der übermäßigen Betäubung.
Die Landstraße lag in der vollen Glut der Julisonne da, und man übersah sie von dem Fenster des Armenhauses aus eine ziemliche Strecke, bis sie in einem Buchengehölz und Tannenwalde verschwand. Aus diesem Gehölz und Wald hervor kroch in einer Staubwolke der Karren, von dem wir eben redeten, und der uniformierte und mit einem großen Säbel bewaffnete Reiter, der ihn geleitete, ließ sein Pferd neben ihm im Schritt gehen. Es war ein grau angestrichener Karren mit einem grauen Leinwanddach, und er wurde von einem magern Gaule gezogen, dessen Lenker in einem blauen Leinwandkittel verdrießlich nebenherschritt. Er kroch langsam heran, aber die alte Frau im Siechenhaus hatte Zeit, ihn zu erwarten, und tat es in stumpfsinnigem Hinbrüten, indem sie die Hand über die blöden Augen hielt und mit schläfrigem Nicken ihm entgegensah, bis er dicht vor ihrem Fenster angelangt war und der Landreiter ironisch grüßend die Hand an die Pickelhaube legte.
Da blieb der zahnlose Mund offenstehen vor Schrecken, die alten, hagern, braunen Hände fingen mehr als gewöhnlich an zu zittern, und die Herrin des Siechenhauses zu Krodebeck hinkte mit leisem Ächzen vom Fenster weg, verkroch sich wieder einmal im dunkelsten Winkel und seufzte:
„O liebster Herrgott im Himmel, hol mich doch endlich ab aus der Welt, wenn du mir absolut keine Ruhe lassen willst!“
Der Karren fuhr dem Dorfe zu; die Grillen zirpten ruhig weiter in den Gräben, die Schwalben fuhren über den Weg, die Spatzen zankten sich in den Apfelbäumen; die Uhr auf dem Kirchturm schlug fünf, und es kam nicht das geringste darauf an, ob die Alte im Siechenhaus Ruhe haben sollte oder nicht.
An diesem nämlichen Nachmittag hatte die Familie auf dem Lauenhofe ihre Siesta ohne Störung gehalten, dann den Kaffee in einer der schattigen Lauben des Gartens eingenommen, und darauf war jeder seinen eigenen Wegen und Geschäften nachgegangen, ohne von dem andern gehindert zu werden, – alles nach gewohnter Sitte und Weise.
Es war ein ziemlich heißer Tag; aber es war ein schöner und, sozusagen, nahrhafter Tag. Die Harzberge erhoben sich lachend im blaugrünen Glanz, über den Feldern und Wiesen lag jenes Flimmern und Zittern, welches auch über den Werken der großen Dichter liegt und überall die Sonne zur Mutter hat.
Jeder Bauer verspürte den Tag wie einen Handschlag auf das Versprechen einer guten Ernte; jede Bäuerin schwitzte mit Behagen in den Abend hinein. Selbst aus den Ställen erklang das Gegrunz der Schweine wie ein mit Mühe unterdrückter behaglicher Jubel über die schönen Würste und fetten Schinken, welche die lieben Tiere für den Winterkohl des Jahres mit Selbstgefühl in der Stille heranbildeten. Gutmütig heiter sprudelten die Dorfbrunnen trotz der Wärme hervor, in den Baumgärten wälzten sich die Kinder im hohen Grase; die Hühner und Gänse gackerten und schnatterten im Schatten der Ackerwagen und der Hecken, und auf der Terrasse des Gutsgartens las Fräulein Adelaide von Saint-Trouin die Korrespondenz der Marquise de Pompadour, durch deren Erdichtung sich der jüngere Crébillon ein so großes Verdienst um die gebildete europäische Welt am Ende des vorigen Jahrhunderts erwarb.
Es stand ein chinesischer Pavillon auf dieser Terrasse, von welcher aus man die Dorfstraße und den Platz vor dem Hause des Schulzen überblickte. Schläfrig-träumerisch sahen Peccadillo und Mystax von der Mauerbrüstung auf das Dorf hernieder, und mit höhnischem Behagen sah von Zeit zu Zeit das Fräulein über seinen Crébillon weg auf den Band des Télémaque, welchen es dem Chevalier zur eigenen nützlichen Nachmittagslektüre und zur Bildung des jungen Hennig in die Hand gegeben hatte und welchen er sowohl wie der junge Hennig mit höflichem Mißbehagen in Empfang genommen hatten.
Da ein jeder der im Pavillon Versammelten die Aussicht kannte, so bekümmerte man sich durchaus nicht um sie, und das Gepolter eines vorbeifahrenden Karrens konnte die Aufmerksamkeit auch nicht erregen; aber der junge Hennig hatte, auf dem Knie des Chevaliers sitzend, soeben eine ziemlich anzügliche Bemerkung über den ehrenwerten Herrn Mentor gemacht, als ein von der Gasse herauftönendes Lärmen, ein verwirrtes Geschrei und Johlen sowohl den Fenelon als auch den Crébillon für den heutigen Tag vollständig zu den Akten legte.
Jener Karren, welcher dem alten Weibe im Siechenhaus einen so argen Schrecken eingejagt hatte, hielt jetzt vor dem Hause des Gemeindevorstehers, und ein guter Teil der Dorfbewohner war bereits um ihn versammelt und machte seinen Gefühlen durch das eben erwähnte Getöse Luft. Der Dorfschneider, welcher noch in dem süßen Kreise gefehlt hatte, kam eben eilig, um die Lücke auszufüllen, und rief im Vorüberlaufen dem Ritter eine Neuigkeit zu, welche auch das Malteserfräulein über die Marquise von Pompadour hinaus merkwürdig interessierte. „Mon Dieu, das ist das Widerlichste, welches mir heute begegnen konnte!“ rief das Fräulein, die Pompadour in den Pompadour schiebend. „Mais, Chevalier, ich glaube, es ist unsere Pflicht hinabzusteigen, um – um –“
„Um unnötige Aufregung und Roheiten der Menge zu verhüten!“ schloß der Ritter höflich und bot der Dame den Arm, um sie samt dem jungen Hennig die Treppe hinabzuführen, welche von der Terrasse in die Dorfgasse hinunterlief.
Sie gingen auf den Haufen zu, welcher sich vor der Tür des Schulzen angesammelt hatte, und selbstverständlich machten die Leute ihnen gern Platz. Auf der Vortreppe des Hauses stand der Landreiter, der das Fuhrwerk geleitet hatte, mit einer braunroten Feldwebelbrieftasche in der Hand, und neben ihm stand Klodenberg, der Ortsvorsteher, und sah aus – sah aus wie ein Bauer, der Ja zu einer Sache sagen muß, ohne vorher einen jahrelangen Prozeß darum führen zu dürfen.
„Das hilft Euch nun weiter nichts, Klodenberg; also nehmt Vernunft an“, sprach der Reiter. „Raus mit der Bescheinigung für richtige Ablieferung, und nachher wünsche ich recht viel Pläsier und die wenigsten Unkosten mit der Bagage. Ziert Euch nicht, Vadder, und macht’s kurz und propre. ‘s ist ein durstiger Dienst, und ich hab so kaum Zeit für eine Pfeif Tobak im Krug. Aufgesessen! Marsch!“
„Das sagen Sie wohl, Wachtmeister; auf der Zierlichkeit kommt’s mich freilich nicht an, und ein Präsedenzfall ist’s auch nicht, denn es ist schon zu oft dagewesen; aber eine Schande ist’s und bleibt’s mit und ohne die Kosten“, brummte der Schulze, der wohl wußte, daß die halbe Gemeinde und der ganze Gemeinderat ihn auf eine derartige Gemütsäußerung ansehe.
„So ist es, Klodenberg; und in den Schein könnt Ihr’s auch setzen, daß es so ist!“ brummte der Kreis nach.
Lang und dünn hob sich jetzt das maltesische Fräulein auf den Zehen und guckte mit der Lorgnette unter die Leinwanddecke des Wagens; über die Schulter des Fräuleins sah der Chevalier, und der junge Hennig wurde von einem Knecht des Gutes in die Höhe gehoben, damit er ebenfalls von dem Wunder und Vergnügen zu genießen bekomme.
„Ei mein Himmel, sie ist’s“, murmelte das Fräulein giftig und erbarmungslos; der Chevalier nahm eine Prise und zog die Achseln in die Höhe und schüttelte den Kopf mit einem bedenklichen: „Hm, hm!“ Der junge Hennig aber sperrte den Mund weit auf und griff mit beiden Händen seinem Träger in das Halstuch.
Das Schauspiel konnte nicht erfreulich genannt werden, und die Bemerkungen Klodenbergs waren, von einem gewissen Standpunkt aus, gar so unbegründet nicht. Ein Weib lag, in sich zusammengezogen, unter dem Tuch auf einem Bündel Stroh und vergrub das Gesicht in dieses Stroh, als könne es nichts mehr von der Welt brauchen und wolle nichts mehr von ihr sehen. Und von der Brust oder aus den Armen des Weibes war ein Kind, ein kleines Mädchen, gegen das Fußende des Wagens hinabgerutscht, hatte sich an dem Wagenrand emporgehoben, klammerte sich mit beiden Kinderpfötchen krampfhaft da fest und sah mit großen, schwarzen und merkwürdig ruhigen Augen unter dem Verdeck hervor auf die höhnische erboste Menge, als könne es nie genug von dieser Welt bekommen, von der die Mutter genug, übergenug, viel zuviel bekommen zu haben schien.
„Wer ist das? Ist das wirklich Marie Häußler?“ wendete sich der Chevalier an die Autoritäten des Ortes, welchen natürlich das böse Weib des Dorfes das Wort abschnitt, ehe sie den Mund zum Antworten öffneten, indem es kreischte:
„Die Marie, die schöne Marie ist’s, wirklich und wahrhaftig, obgleich man’s ihr nicht mehr ansieht, Herr von Glaubigern. Marie Häußler mit ihrem Balg ist’s, und nun ist’s gekommen, wie wir’s lange verhofft und wie das gnädge Frölen es lange vorausgesagt haben, und sie kommt in der Kutschen und mit zweien Bedienten ins Dorf zurück, wie sie es selbst vorausgesagt hat, Herr von Glaubigern, und hier sind wir alle miteinander, um sie nach Gebühr mit Vivat und Musik wie ‘n neuen Pastor zu empfangen.“
Das Volk von Krodebeck pfiff und schrie selbstverständlich nach diesen anregenden Worten, aber der Wachtmeister rief wütend von der Treppe herab:
„Haltet das Maul, ihr Rüpel und Lümmel, und der Hexe da schlage ich auf das Maul, wenn sie es nicht halten kann! Noch steht die Fracht und Fuhre unter meinem Kommando, und da duld ich keine Anzüglichkeiten. Wann ich die Quittung hab, mögt ihr Bauern sagen und tun, was ihr wollt; mich geht’s weiter nichts an.“
Ein für die arme Heimkehrende viel Übel bedeutendes Murren und stilles Schimpfen lief durch den Haufen. Die Kranke verkroch sich darob tiefer in ihr Stroh, nachdem sie einen matten Versuch gemacht hatte, das Kind zu sich hinzuziehen. Das Kind sah sich auf das Rascheln des Strohes um nach seiner Mutter und lachte dann, als ob es meine, die Mutter wolle nur Verstecken mit ihm spielen; es ließ von seinem Halt ab, purzelte zurück und kroch mit glückseligem Kreischen zu ihr hinauf.
„Ich verbitte mir gleichfalls alle Anzüglichkeiten, denn was ich in betreff dieses Weibes gesagt habe und sagen werde, werde ich selber bemerken“, sprach plötzlich mit sehr schnarrendem Ton Adelaide Klotilde Paula von Saint-Trouin auf der Höhe ihres Standpunktes als Haute-Justicière der Grafschaft Pardiac und klopfte, um ihren Worten mehr Nachdruck zu geben, mit dem jüngern Crébillon, den sie wieder hervorgezogen hatte, auf den Rand des Karrens. „Herr Wachtmeister, ich bitte –“
„Zu Befehl, gnädiges Frölen“, sagte der Landdragoner, ordonnanzmäßig die Hand an die Pickelhaube legend.
„Herr Wachtmeister, ist dieses Frauenzimmer wirklich die Marie Häußler hier aus dem Ort? Ist dieses in der Tat das Kind der Marie Häußler?“
„Zu Befehl, gnädiges Frölen. Die Papiere sind in schönster Ordnung, und Klodenberg weiß, daß er nichts dargegen machen kann. Aberst er tut’s und versucht’s doch, und das ist (mit einem verächtlichen Blick im Kreise umher) einmal ihre Art so. Wissen Sie, gnädges Frölen – Marie Häußler – Krodebeck – Heimatsberechtigung – schleichendes Zehrfieber – ärztliches Attestat – und kurzum – alles in schönster Ordnung.“
„So mache man dem Skandal endlich ein Ende und bringe die Person und das Kind unter Dach“, befahl das Fräulein, während der Chevalier wiederum ein kopfschüttelndes Hm, Hm hören ließ.
„Jaja“, brummte der Schulze, „schon recht! Alles in Ordnung; und wenn der Mensche alles gesagt und getan hat, was sein muß, so gibt er sich, weil er freilich nicht anders kann. Kommt herein, Wachtmeister, Ihr sollt die Bescheinigung haben und einen Nordhäuser dazu. Holla, ihr andern da, schiebt den Karren nur nach dem Siechenhaus; es ist nicht das geringste dagegen zu machen. Die Herrlichkeit ist da, die Kosten sind nicht wegzudisputieren; also – macht euch ein Verdienst aus dem Verdruß und macht dem Volk das Ding so bequem, als es eben angeht.“
Er trat mit dem Reiter in das Haus, und von neuem erhob sich das Geschrei, das Pfeifen und Grunzen von Krodebeck. Ein Dutzend Hände griff in die Speichen der Wagenräder, und ein Dutzend Hände griff dem Fuhrknecht in die Zügel seines hagern Gauls. Daß dieses doch nicht ohne Unbequemlichkeiten für die schöne Marie und ihr Kind abgegangen wäre, ist sicher; allein der Chevalier und die Nachkommin des tapfern Johann von Brienne legten sich mit ihrem ganzen Ansehen ins Mittel, und der junge Herr von Lauen half durch ein helles Gezeter.
So wurde der Karren vor das Siechenhaus von Krodebeck gezogen und geschoben, ohne daß – wenigstens auf diesem Wege – Mutter und Kind weiter zu Schaden kamen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Schuedderump