Abschnitt 5. „Alohi geht nicht nach Tubuai zurück“, sagte aber der Indianer ruhig, indem er sein Ruder in das Kanu warf und von seinem Sitz aufstand. ...



„Alohi geht nicht nach Tubuai zurück“, sagte aber der Indianer ruhig, indem er sein Ruder in das Kanu warf und von seinem Sitz aufstand. „Anahona mag das Fahrzeug zurücknehmen. Ich bleibe bei dir.“


„Du willst mit uns gehen?“

Alohi nickte nur als Antwort mit dem Kopf.

„Was sagt er?“, rief der Harpunier.

„Er will mich nicht verlassen – darf er uns begleiten?“

„Versteht sich, mein Junge“, lachte der Seemann, froh einen Mann mehr an Bord hinüberzubringen. „Und wir wollen sehen, dass wir einen tüchtigen Matrosen aus ihm machen. Aber nun rasch – wir treiben hier mit der Strömung gegen die Brandung zu – kommt über, Tom – dass Euch der Alte nicht schlecht behandeln soll, dafür lasst mich sorgen.“

Alohi wechselte nur einige Worte mit seinem Landsmann und stieg dann zuerst in das Walfischboot hinein – Tom folgte ihm langsam. Die Ruder wurden wieder eingeworfen, der Bug des Bootes flog herum, und während das Kanu, von dem einen Indianer geführt, nach der alten Einfahrt in den Riffen zusteuerte, den Eingeborenen die traurige Kunde zu bringen, ruderten die Weißen guter Dinge der Lucy Evans entgegen.

Den Leuten mochte die Gefangennahme des armen Teufels vielleicht Leid tun, und viele sahen darin ihr eigenes Schicksal, wenn sie selber eine oft und oft überdachte Flucht versuchen sollten; aber im Ganzen war es ihnen doch recht. Einmal an Bord eines Walfischfängers, wäre ihnen der Mangel eines Zimmermanns bald fühlbar geworden, er musste sogar zuletzt ihren Fang beeinträchtigen. Dadurch aber wurde ihr Verdienst geschmälert, und der Eigennutz regiert ja nun doch einmal die Welt.

Es war ein furchtbares Gefühl, mit dem Tom das Schiff wieder betrat, wo er auch eben auf nicht freundliche Weise mit Fluchen und Verwünschungen von dem vorhin überlisteten dritten Harpunier empfangen wurde. Vollkommen ruhig benahm sich dagegen der Kapitän, der trotz des ausgeführten Gewaltstreiches dem Mann seine jetzt versuchte und allerdings gerechtfertigte Flucht nicht noch durch harte Reden oder gar irgendeine Strafe wollte entgelten lassen.

Tom selber war dagegen nicht willens, sich so ganz geduldig in sein hartes und, wie er glaubte, ungerechtes Los zu finden. Der Kapitän sollte sich wenigstens später nie entschuldigen können, nicht gewusst zu haben, was er begehe, indem er ihn seiner Familie, seiner jetzigen Heimat entreiße. Ohne deshalb einen weiteren Befehl von dessen Seite abzuwarten, schritt er, sobald er die Schanzkleidung überstiegen hatte und ohne auf die bitteren Reden des gereizten dritten Harpuniers auch nur mit einem Blick zu antworten, auf den Kapitän zu. Dieser stand neben dem Steuernden, das Auge auf die Segel geheftet und der Mannschaft die Befehle zum Umbrassen zurufend.

„Kapitän Rogers!“

„Ah Mr. Burton – wieder an Bord! Ihr werdet vor allen Dingen daran gehen müssen, das Boot auszubessern, das ihr vorhin, in der Eile an Land zu kommen, zerschlagen habt. Wir brauchen es notwendig.“

„Kapitän Rogers“, wiederholte Tom und musste sich Gewalt antun, um die nötige Ruhe zu behaupten. „Sie wissen, dass Sie eine ungesetzliche – unmenschliche Tat begehen, indem Sie mich gewaltsam von hier fortführen.“

„Ungesetzlich? – Begingt Ihr etwa eine gesetzliche Tat, als Ihr von dem Bonnie Scotchman flüchtig wurdet?“

„Das war der Bonnie Scotchman“, sagte Tom ruhig, „und hätten Sie mich damals wieder eingefangen, wären Sie in Ihrem vollen Recht gewesen, mich zu strafen, wie Sie es für gut fanden. Gegen dieses Schiff aber habe ich keine Verbindlichkeiten gebrochen.“

„Gegen dieses Schiff allerdings nicht, aber gegen mich“, sprach der Kapitän gleichfalls ruhig. „Unsere Ansichten mögen darüber verschieden sein, und glaubt Ihr Recht zu behalten, gut, so könnt Ihr mich im nächsten englischen Hafen, den wir erreichen, verklagen. Für jetzt bitte ich Euch aber, Eure Pflicht ruhig und ordentlich zu erfüllen und mir die unangenehme Notwendigkeit zu ersparen, Euch – doch wozu harte Worte?“, unterbrach er sich rasch. „Ihr kennt die Verhältnisse an Bord eines Walfischfängers so gut wie ich sie Euch schildern kann, und seid vernünftig genug, das Beste zu wählen. Unsere Reise wird überdies hoffentlich nicht so lange mehr dauern.“ Er wandte sich ab von Tom, als sein Auge auf den Indianer fiel, und sagte lächelnd: „Habt Ihr da noch einen Matrosen für mich geworben?“

„Er ist der Bruder meines Weibes, der mich nicht verlassen will“, versetzte Tom finster.

„Ah, Euer Schwager, desto besser! Ich hoffe, es soll ihm bei uns gefallen, und nun – seid so gut und geht an Eure Arbeit.“

Tom war entlassen und sein Schicksal entschieden. Er wusste, dass er nichts weiter von Bitten noch Drohungen zu hoffen hatte, ja die Letzteren seine Lage nur verschlimmern konnten, und war vernünftig genug, sich dem zu fügen. Unbelästigt von irgendjemand – denn der dritte Harpunier hatte strengen Befehl bekommen, dem neuen Zimmermann des letzten Fluchtversuchs wegen keine weiteren Vorwürfe zu machen – verrichtete er jetzt seine Arbeit, und wenn ihm auch das Herz hätte brechen mögen, als das Schiff seinen Kurs in die See hinaus nahm und Tubuai mehr und mehr am Horizont verschwand, verbiss er doch seinen Schmerz. Es sollte niemand ahnen, was in ihm vorging – seine Zeit kam doch vielleicht.

Nicht so ruhig aber nahm Alohi den Abschied von seinem Vaterland. Im Anfang zwar hatte er sich mit ziemlicher Gleichgültigkeit dem Entschluss hingegeben, sein Schicksal an das seines Schwagers zu knüpfen – eine gewisse Furcht mochte ihn ebenfalls dazu getrieben haben, den Klagen der Schwester auszuweichen. Jetzt aber, als die palmenreiche Küste, als die grünen Gipfel seiner Berge niedriger und niedriger wurden, und endlich auch der letzte in die See versank und die weite Öde furchtbar überwältigend vor ihm lag, da wurde ihm doch recht weh und ängstlich zu Mute, und er kauerte still und traurig an Deck nieder, senkte den Kopf und verhüllte sich das Gesicht mit seinem Schultertuch.

Niemand belästigte ihn an dem Tag; die Seeleute wussten schon aus früherer Zeit, dass sie den Eingeborenen, wenn sie deren einmal als Arbeiter auf ihre Schiffe bekommen, Raum zu ihrem Heimweh geben mussten. Nachher fanden sie sich schon besser hinein. Ihr leichter Sinn hob sie bald über den wirklichen Verlust hinweg und ließ sie in dem Neuen und Wunderbaren, das sie umgab, sogar das Vaterland vergessen – freilich nur bis irgendeine neue Hügelspitze am Horizont auftauchte und die Sehnsucht dann wohl so stark zurückkehrte als je.

Tom war indes fest entschlossen, jede nur mögliche Gelegenheit zu neuer Flucht zu benutzen, und mit Alohis Hilfe, den die Indianer einer fremden Insel gewiss eher unterstützt als ausgeliefert hätten, hoffte er auch auf gutes Gelingen. So nachsichtig ihn aber auch der Kapitän in See behandelte, so streng wurde er überwacht, so lange sie nur in Sicht einer der zahlreichen in den dortigen Meeren zerstreut liegenden Inseln kamen, und als sie später in Hilo auf Hawaii anlegten, durfte der arme Teufel nicht einmal das Zwischendeck, ausgenommen mit Bewachung, verlassen. An Flucht war da gar nicht zu denken. Alohi dagegen konnte frei umhergehen, wohin es ihm beliebte. Kapitän Rogers wusste recht gut, dass ihm der nicht davonlaufen würde, so lange er nur den Schotten hielt.

Der einzige Feind, den Tom an Bord hatte, war der dritte Harpunier, Mr. Elgers, der ihm die damalige Flucht nicht vergessen konnte, und peinlich wurde dies Verhältnis sogar, als er und Alohi gerade seinem Boote zugeteilt wurden. So knapp war die Lucy Evans nämlich an Mannschaft, dass nicht einmal der Zimmermann, wenn nicht besonders nötige Arbeit an Bord seine Anwesenheit erforderte, beim Fang der Fische entbehrt werden konnte.

Alohi besonders hatte dort eine schwere Zeit, denn an das eisige Klima nicht gewöhnt, konnte er sich, trotz der erhaltenen warmen Kleidung, gar nicht mehr erwärmen. Die schwere Arbeit dazu, das Rudern am Tag, das Auskochen bei Nacht – oder in der Dämmerung wenigstens, da es dort oben in den Sommermonaten nicht Nacht wurde – rieb seinen Körper fast auf. Aber keine Klage kam über seine Lippen, und nur manchmal, wenn er oben im Top der Masten den Ausguck nach Walfischen hatte, drangen die leisen wehmütigen Töne eines kleinen heimischen Liedes, das Tom nur zu gut kannte, auf das Deck nieder und verrieten ihm wenigstens, wie weh es dem armen Indianer im Herzen sei.

Ihre Jagd war ziemlich glücklich. Sie nahmen so viel Fische, dass der Kapitän beschloss, wenn auch sein Schiff noch nicht ganz gefüllt war, keine weitere Jahreszeit hier oben abzuwarten, sondern nach Hause zurückzukehren. Auf der Heimfahrt konnte er dann das Fehlende vielleicht noch nachholen. – Auf Oahu wurde das Schiff wieder mit frischen Provisionen und Wasser versehen, und der zweite Harpunier wie zwei Bootssteuerer, die auf den Sandwichinseln zu bleiben wünschten, ausgezahlt. Es geschieht dies sehr häufig, wenn ein Schiff seine Heimfahrt antritt, und ist stets ein Nutzen für die an Bord Zurückbleibenden. Die Abgehenden brauchen nämlich nicht allein nicht mehr beköstigt zu werden, sondern sie sind auch genötigt, ihren Anteil am Tran hier billiger anzunehmen, als es in England der Fall gewesen wäre.

Nur den Zimmermann und Böttcher brauchte das Schiff noch notwendig für die weitere Fahrt, und trotz des ersten Harpuniers Bitte für Tom Burton, ihn in der Nähe seiner Heimat abzusetzen, wenn sie diese erreichen würden, erklärte der Kapitän, ihn notgedrungen mit nach Hause nehmen zu müssen, da er das Schiff nicht der Gefahr aussetzen durfte, unterwegs bei schwerem Wetter und so tief geladen zu Schaden zu kommen. Was konnten sie dann ohne Zimmermann anfangen? Der Harpunier schwieg. Der Kapitän hatte Recht – und auch nicht. Er selber mochte mit der Sache nichts weiter zu tun haben.

Sobald sie den Äquator wieder passiert hatten, bat übrigens Tom ebenfalls den Kapitän darum, bei Tubuai anzulaufen und sie beide ihren Familien zurückzugeben; der Kapitän gab ihm aber ganz aufrichtig dieselbe Antwort wie seinem Harpunier, und Tom war zu viel Zimmermann und Seemann, um nicht selber einzusehen, dass jener von seinem Standpunkt aus vollkommen Recht hatte. Aber zur Verzweiflung trieb es ihn bald, wenn er daran dachte, wie er jetzt vielleicht in einer Tagereise Entfernung an dem kleinen Inselland vorbeischwamm, das seine Heimat geworden und alle die Menschen in sich fasste, die ihm lieb und teuer waren, und dass trotzdem doch vielleicht noch Jahre vergehen müssten, ehe er den Boden wieder betreten konnte. Und doch sah er keine Möglichkeit zur Flucht.

Weiter und weiter verfolgte indessen das Schiff seine Bahn. Die Breite von Tubuai mussten sie jedenfalls schon passiert haben, und die Ungewissheit darüber fraß ihm nur noch mehr am Herzen. Der Kapitän nämlich, der die Beobachtungen der Sonne selber nahm und berechnete, vermied stets, irgendjemand anderem ihre Bahn mitzuteilen. Die Leute durften auch gar nicht danach fragen, und die Harpuniere bekümmerten sich nicht darum. Das war eine Sache, die sie nichts anging. Sie hatten nur mit dem Fang der Fische zu tun; das Schiff in den richtigen Hafen zu bringen, war des Kapitäns Sache.

Mehrfach tauchten jetzt wieder einzelne Inselgruppen am Horizont auf und Alohi hatte diese stets mit peinlichster Spannung beobachtet. Ihm allerdings hatte der Kapitän freigestellt, das Schiff zu verlassen oder zu bleiben, der treue Bursche aber wollte nicht von Tom weichen. Wohin der ginge, ginge er mit, und wenn die Weißen schlecht genug wären, den noch einmal mit fortzuschleppen, sollten sie ihn auch mitnehmen.

So standen die Sachen, als Tom Burton eines Morgens vorn an der Galerie beschäftigt war, die Stevenpumpe in Ordnung zu bringen. Aber die Arbeit ging ihm heute nicht vonstatten. Da drüben, leewärts, lag wieder Land, lagen die Spitzen zweier, wie es schien, ziemlich hoher Inseln, und er konnte die Augen nicht abwenden von dem teuern Boden – vielleicht dem letzten Palmengrund, den sie zu sehen bekamen, ehe sie die schwere, kalte Fahrt um Kap Horn antraten. Was es für Inseln seien, konnte er freilich nicht erraten. Er hatte den ersten Harpunier, der immer noch am freundlichsten mit ihm gewesen, darum gefragt, aber dieser wusste es selber nicht oder wollte es nicht wissen.

„Tomo“, sagte da plötzlich eine leise scheue Stimme an seiner Seite. „Weißt du, was das da drüben für Land ist?“

Tom fuhr von einem plötzlichen Gedanken durchzuckt nach ihm herum. „Tubuai?“, rief er mit angstgepresster und doch wild herausgestoßener Stimme. „Aber nein – nein“, setzte er dann leise und kopfschüttelnd hinzu. Das sind die heimischen Berge nicht, an deren Fuß wohnt nicht –“

„Halte dich ruhig“, flüsterte Alohi. „Die anderen brauchen nicht zu wissen, dass wir über das Land sprechen.“

„Und was hülfe es uns? Haben wir ein Boot, dass wir es erreichen könnten?“

„Dorthin liegt nicht Tubuai“, sprach Alohi vorsichtig. „Das ist Tahiti – die große Insel, auf der die Feranis wohnen. Die andere links davon ist Morea.“

„Aber woher kennst du die Inseln?“

„Als Knabe war ich mit dem Missionskutter einst auf Tahiti. Ich habe den spitzen Gipfel nicht vergessen.“

„Und Tubuai? Wo hinaus liegt das?“

„Gerade dorthin, wo die Sterne abends stehen, die ihr das Kreuz nennt – nur ein wenig mehr nach leewärts zu“, flüsterte der Eingeborene, ohne den Kopf nach der bezeichneten Richtung zu wenden. „Wir sind noch lange nicht an Tubuai vorbei. Wenn wir ein Boot frei machen könnten – ich fände jetzt leicht die Richtung dorthin.“

„Es geht nicht – es geht nicht“, seufzte Tom. „Die Boote hängen zu nah am Steuerruder, und wenn ich selbst die Wache dort hätte – einer der Harpuniere ist stets an Deck.“

„Und zwischen den Wachen, nachts, wenn sie unten im Buch schreiben?“

Tom schüttelte traurig den Kopf. „Das erste Reiben des Taus in den Blöcken müssten sie hören, und ehe wir nur das Boot auf dem Wasser hätten, wären wir verraten. Nein, armer Bursche, es bleibt uns jetzt schon keine andere Wahl, als geduldig auszuharren die schwere Zeit – noch viele lange, lange Monde.“

Alohi gab seinen Plan noch nicht auf. Das Land in Sicht, das ihm plötzlich die Richtung der eigenen Heimat zeigte, hatte die Sehnsucht stärker als je in ihm erweckt. Aber selbst die Elemente schienen ihm entgegen, denn der Wind legte sich fast ganz und es wurde so still, dass eine Flucht im Boot, selbst wenn sie glücklich das Schiff damit verlassen hätten, unmöglich geworden wäre. Nur bei kräftiger Brise hätten sie hoffen können, mit Segeln zu entkommen. Die Nacht brach ein, und am nächsten Morgen, als die Sonne wieder im Osten emporstieg und das spiegelglatte Meer beschien, war das Land verschwunden. Bald nach Sonnenaufgang erhob sich aber der Wind auch wieder und die Lucy Evans lief jetzt mit ziemlich kleinen Segeln etwa vier Knoten die Stunde nach Süden nieder. In den letzten acht Tagen hatte sie keinen Fisch gefangen, und das Deck lag rein und sauber gescheuert. Zu arbeiten war ebenfalls wenig und der Böttcher, so ziemlich die einzige ununterbrochen tätige Person, da die mit dem heißen Tran gefüllten Fässer scharfes Aufpassen und mehrmaliges Nachtreiben der Reifen verlangen, wenn sie nicht leck werden sollen. Die Ausgucks wurden jedoch regelmäßig in den Tops der Masten gehalten, denn sie befanden sich hier noch im besten Spermfischrevier und hätten noch ein halbes Dutzend der fetten Burschen brauchen können, um ihr Schiff bis zum Deck zu füllen.

Vier volle Tage, nachts dabei nur wenig Fortgang machend, lagen sie so dicht am Wind, um so viel wie möglich nach Osten anzuhalten. Dass sie Tubuai jetzt passiert hatten, war gar keine Frage mehr, und die weite öde See lag vor ihnen, ein traurig wildes Ziel. Am vierten Nachmittag war Tom oben in den Top des Vormasts zum Ausguck gesandt und konnte die Blicke nicht abwenden von der Richtung, in der er die Heimat wusste. Er schaute so lange nach Westen, in die untergehende Sonne, bis ihn die Augen schmerzten, und wandte sich endlich in Pein und Unmut ab, damit seine Gedanken nicht über ihn Herr werden möchten.

Eine Zeit lang flimmerte es ihm vor den Augen, so hatten ihn die Strahlen der Sonne geblendet, und doch kam es ihm vor, als ob er dort drüben zu windwärts einen dunkeln Punkt erkennen könne. War das ein Fisch? – Er wäre der Letzte gewesen, ihn anzurufen, denn jetzt, nachdem sie seine Insel im Rücken hatten, lag seine einzige Hoffnung auf einer schnellen Fahrt, der alten Heimat zu, um von dort dann mit dem ersten Schiff den Rückweg hierher zu finden. Das Einschneiden eines Fisches hätte dies nur verzögert. – Aber nein, das war kein Fisch. Ein dunkler Gegenstand lag gar nicht so sehr weit entfernt, ziemlich hoch aus dem Wasser. Was es sei, konnte er nicht erkennen, rief aber das Schiff unten an und meldete mit dorthin ausgestreckter Hand, was er bemerkt. Er war selber neugierig geworden.

Einer der Harpuniere stieg rasch mit dem Fernglas nach oben und erkannte bald in dem dunkeln Gegenstand einen kleinen entmasteten Kutter, der dort, anscheinend herrenlos, auf dem Wasser trieb. Niemand auf der Welt hat aber besser Zeit, etwas derartiges zu untersuchen, als gerade ein Walfischfänger, da er nicht das mindeste dabei versäumt. Die Ausgucks bleiben natürlich fortwährend in den Masten, und während er beilegt oder gegen den Wind aufkreuzt, können ihm ebenso gut Fische in den Wurf laufen, als wenn er mit voll geblähten Segeln vor dem Wind fortginge. Außerdem war hier eine Aussicht auf Gewinn – es konnte ein mit Perlmutterschalen oder Kokosöl beladener Kutter sein, der aus irgendeinem Grund von seiner Mannschaft verlassen worden. Jedenfalls lohnte es der Mühe, die Stunde daran zu wenden, um ihn zu untersuchen, und die Sonne war eben noch hoch genug, um ihn wenigstens vor ihrem Untergang zu erreichen.

„Mr. Hobart!“, rief der Kapitän. „Nehmen Sie Ihr Boot und zugleich – oder lassen Sie lieber Mr. Elgers gehen“, unterbrach er sich. „Der hat den Zimmermann in seinem Boot. Tom mag sein Handwerkszeug mitnehmen, Meißel, Säge, Hammer und Beil; man weiß nicht, was da aufzuschlagen ist. Lohnt es der Mühe, so bleiben Sie dort liegen, bis wir dazu aufkreuzen können – Sie mögen sich auch eine Laterne mitnehmen, falls es zu dunkel werden sollte.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Schiffszimmermann