Abschnitt 3. „Sie haben vollkommen Recht, Kapitän“, sagte Tom, der jetzt ganz ernst und eher etwas blass geworden war. ...



„Sie haben vollkommen Recht, Kapitän“, sagte Tom, der jetzt ganz ernst und eher etwas blass geworden war. „Hier und da liegt aber auch der Fehler wohl mit an den Offizieren, die ihre Macht zu sehr missbrauchen. Ich weiß allerdings, dass an Bord eines solchen Fahrzeugs ebenso gut wie an Bord eines Kriegsschiffes unbedingte Subordination herrschen muss, wenn nicht Schiff und Mannschaft darüber zu Grunde gehen sollen. Aber die Herren – und Ihr früherer erster Harpunier war ein solcher, Kapitän Rogers – glauben manchmal, dass sie mit ihren Untergebenen eben nach Willkür machen können, was sie wollen – widersetzen darf sich ihnen ja doch niemand –, und missbrauchen dann die ihnen erteilte Würde ebenso zum Schaden des Schiffs, wie es der Untergebene tut, der sich solcher ihm lästig oder unerträglich werdenden Herrschaft durch die Flucht entzieht.“


„Mr. Williams war einer der tüchtigsten Offiziere, die es geben kann, und ein ausgezeichneter Walfischfänger.“

„Ich will ihn nicht anklagen, um mich zu verteidigen, Kapitän Rogers“, entgegnete Tom freundlich. „Junge Leute, wie Sie recht gut wissen, sind oft leichtsinnig, und ich war damals noch ein ganz junger, unerfahrener Mensch. Jetzt bin ich vernünftiger und denke anders, vernünftiger darüber.“

„Es ist mir lieb, das zu hören“, erwiderte der Kapitän. „Noch dazu, da es selbst jetzt nicht zu spät ist, um das Geschehene wieder gutzumachen.“

„Durch Holz wenigstens“, lächelte Tom. „Um Ihnen das Auskochen an Bord zu erleichtern. Sie scheinen schon eine hübsche Ladung Tran genommen zu haben?“

„Es geht an“, sagte der Kapitän, immer noch zurückhaltend, und fuhr dann in dem früheren Thema fort: „So ist es auch diesmal mit den Leuten, und trotzdem dass wir ganz vorzügliche und ruhige Offiziere an Bord haben – welchem Umstand Ihr großen Einfluss auf die Mannschaft zuschreibt – haben eine große Anzahl, und unter ihnen sogar beide Zimmerleute und der erste Böttcher, heimlich und widerrechtlich das Schiff verlassen und uns in die peinlichste Verlegenheit gebracht.“

„Hm, das ist allerdings fatal.“

„Desto mehr“, sprach der Kapitän ruhig, „freue ich mich, dass uns der Zufall zu so günstiger Zeit wieder zusammengeführt hat. Ihr hättet zu keiner gelegeneren Stunde an Bord zurückkommen können.“

„Nur mit dem Unterschied“, lächelte Tom, der aber doch fühlte, dass ihm das Herz dabei stockte, denn er ahnte, was der Kapitän mit den Worten meinte, „dass ich nicht an Bord gekommen bin, um wieder zu fahren, sondern Ihnen nur mein Holz am Strand zu verkaufen.“

„In welcher Absicht bleibt sich ziemlich gleich“, erwiderte der Kapitän mit einem leichten, aber nichts Gutes weissagenden Lächeln um die zusammengepressten Lippen. „Ich will übrigens das Geschehene vergessen sein lassen und Euch die damals versäumten Tage bei dem, was wir künftig fangen, nicht in Anrechnung bringen. Euer früherer Anteil hat auch schon zum Teil dafür bezahlt.“

„Künftig fangen, Kapitän?“, sagte Tom, der sich gewaltsam zwang, ruhig zu bleiben. „Ich glaube nicht, dass ich je wieder auf den Walfischfang ausgehe. Ich bin älter seit der Zeit geworden und ruhiger, und habe mir außerdem auch noch eine der Töchter dieses Landes zur Frau genommen. Dort unter den Palmen steht meine eigene Heimat, lebt meine Familie, und die darf ich schon nicht mehr verlassen, wenn ich selber wollte.“

„Familie? Bah!“, meinte der Kapitän. „Hab ich etwa keine Familie zu Hause? Das ist das Schicksal der Seeleute, dass sie die jahrelang entbehren müssen. Desto besser gefällt es ihnen aber auch dafür, wenn sie wieder nach Hause kommen.“

„Mag sein – die Ansichten sind verschieden“, brach Tom das Gespräch, das ihm peinlich zu werden begann, kurz ab. „Jetzt, Kapitän, möcht ich Sie bitten zu bestimmen, was und wie viel Sie von dem Holze brauchen – und hier“, setzte er lächelnd hinzu, „hab ich auch noch einige Kleinigkeiten mitgebracht, die meine Frau gearbeitet, und von denen sich die Offiziere vielleicht einiges mit nach Hause nehmen. Das Körbchen hier, Kapitän Rogers, möchte ich Sie bitten, zum Andenken an mich zu behalten.“

Der Kapitän zögerte, es zu nehmen, stellte es aber dann neben sich auf das Gangspill und sagte:

„Wir wollen das nachher zusammen abmachen. – Wie viel Holz habt Ihr drüben?“

„Sechs Klafter.“

„Und der Preis?“

„Ich bin beauftragt, Handelsartikel dafür einzutauschen.“

„Gut. Mr. Hobart“, sagte der Kapitän zu dem jetzt näher tretenden Offizier, „das Holz wäre mir allerdings erwünscht, wenn ich es an Bord hätte, aber – wir wollen uns nicht so lange damit aufhalten. Nehmen Sie Ihr Boot und das des zweiten Harpuniers und fahren Sie damit an Land. Die Leute mögen da einladen, was sie herüberschaffen können. Wir sehen dann, wie viel es beträgt, und können Mr. Burton den gewünschten Preis dafür auszahlen.“

„Es ist mir dann lieber, dass ich mit hinüberfahre“, sprach Tom ruhig. „Denn wenn Sie so wenig nehmen, wünschte ich gern, dass Sie das Trockenste bekämen.“

„Das wird sich Mr. Hobart schon aussuchen.“

Die Boote waren im Augenblick niedergelassen, die dazu bestimmte Mannschaft sprang hinein, und nur der erste Harpunier zögerte noch. Er war zum Kapitän hingegangen und sagte leise:

„Lieber wär es mir, der Schotte führ mit hinüber – ich verstehe die Sprache der Leute nicht.“

„Sie müssen schon sehen, wie Sie durchkommen“, entgegnete ihm ebenso leise der Kapitän. „Der Schotte bleibt an Bord – setzen Sie den dritten Harpunier, Mr. Elgers, davon in Kenntnis.“

Der Harpunier erwiderte nichts darauf, aber der überraschte Blick desselben, der fast unwillkürlich nach dem Schotten hinüberflog, wurde von diesem ebenso schnell aufgefasst und verstanden, und wie mit einem Messer stach dem armen Teufel das Bewusstsein der Gefahr ins Herz, der er sich hier plötzlich ganz freiwillig preisgegeben. – Aber der Kapitän durfte doch auch nicht wagen, jetzt noch, nach so langen Jahren Gewalt gegen ihn zu brauchen. – Und wenn er es doch tat? Wer hier auf der weiten See sollte ihn daran verhindern oder sich des Schutzlosen annehmen?

Misstrauisch überlief sein Blick das Deck, aber er hütete sich wohl, die mindeste Furcht zu zeigen. Dabei konnte es ihm jedoch nicht entgehen, dass der erste Harpunier, ehe er in das Boot stieg, rasch ein paar Worte mit dem dritten Harpunier wechselte, und dieser warf ebenfalls einen überraschten, flüchtigen Blick nach ihm hinüber. Er wusste jetzt, er war ein Gefangener – aber was jetzt tun? An Flucht mit dem Kanu war nicht zu denken – er hatte vorher schon gesehen, wie viel rascher die Seeleute mit dem schwer mit Früchten beladenen Walfischboot gefahren waren; das leichte leere Boot hätte sie eingeholt, ehe sie zwei Schiffslängen entfernt gewesen wären. Gewaltsame Befreiung? An dieser Seite der Insel lagen nur drei Kanus, und was hätten die unbewaffneten Indianer, selbst wenn sie sich seinethalben hätten schlagen wollen, gegen die Mannschaft eines Walfischfängers ausrichten können? – Die einzige Möglichkeit blieb, die Eingeborenen zu veranlassen, die Mannschaft der beiden Boote, oder wenigstens nur die Offiziere, gewissermaßen als Geiseln zurückzuhalten, bis er selber ausgeliefert wäre; aber dann musste er das Kanu jetzt fort und ans Land schicken.

Der Kapitän hatte ebenfalls hinten am Steuer mit dem dritten Harpunier gesprochen und stieg jetzt in seine Kajüte nieder, den früheren Ausreißer scheinbar sich selbst überlassend und vollkommen frei. Tom kannte aber viel zu gut die strenge Subordination eines Walfischfängers, wo besonders der Ruf zu den Booten im Nu ausgeführt wurde. Die einzige Möglichkeit einer Rettung blieb in der Tat noch das Festnehmen der Offiziere am Ufer, und als Tom das erst einmal erkannt, beschloss er auch, es so rasch wie möglich auszuführen.

Alohi lehnte, seine Zigarre rauchend und mit keiner Ahnung der Gefahr, die dem Gatten seiner Schwester drohte, an Bord und betrachtete sich mit besonderer Aufmerksamkeit das künstliche, durcheinander schießende Tauwerk des Schiffes, welches ihm jedenfalls das größte Interesse bot. Tom näherte sich ihm und sagte mit gedämpfter, aber nichtsdestoweniger ängstlich gepresster Stimme.

„Alohi – die weißen Männer wollen Tomo an Bord behalten.“

„Ati!“, rief Alohi erstaunt.

„Ruhig! Lass niemand merken, dass ich dir ein Wort davon gesagt, aber wenn du von mir den Befehl erhältst an Land zu rudern, so tue das, so rasch ihr das Kanu vorwärts treiben könnt. Versichert euch dort augenblicklich des Mannes, der heute Morgen die Matrosen hinüberbrachte, schafft ihn ins Innere und gebt ihn nicht heraus, bis ich wieder an Land und in eurer Mitte bin.“

„Matoi!“, sagte der junge Bursche, dessen Augen in dem willkommenen Auftrag leuchteten. „soll ich jetzt gehen?“

Tom warf einen Blick nach der Schanze zurück. Der dritte Harpunier lehnte über Bord und schien gar nicht auf ihn zu achten – wenn nun sein Verdacht ungegründet war? – Aber er gab sich dieser Täuschung nicht lange hin, denn er kannte seine Leute.

„Ich werde zu dem Mann dort hinten gehen und mit ihm sprechen“, sagte er jetzt wieder. „Sobald er nicht mehr über Bord sieht, stößt du ab und ruderst langsam hinüber. Erst wenn ihr den Eingang der Riffe erreicht habt – denn mit dem Vorsprung können sie euch nicht wieder einholen –, mache dein Kanu über das Wasser fliegen.“

„Aber warum fährst du nicht lieber gleich mit?“, fragte der Indianer erstaunt. „Es hält dich niemand.“

„Jetzt nicht – aber der Befehl ist schon gegeben, mich nicht von Bord zu lassen. Dass ihr glücklich an Land kommt, ist die einzige Möglichkeit, mich noch zu retten.“

Der Indianer erwiderte weiter kein Wort, und Tom wandte sich ebenfalls langsam von ihm ab und schritt dem hintern Deck zu, auf dem der Harpunier noch immer über Bord lehnte.

„Seid Ihr recht glücklich gewesen, Sir, auf Eurer letzten Fahrt?“, knüpfte hier Tom ein Gespräch mit ihm an. „Das Schiff muss schon eine hübsche Ladung einhaben, es liegt ziemlich tief im Wasser.“

„Es geht an“, antwortete ihm der Harpunier, indem er sich zu dem Frager umdrehte. „Wir haben schon etwas über 3000 Tonnen Tran ein, und etwa 50 000 Pfund Barten. Wenn sich’s nur halbwegs macht, können wir in der nächsten Jahreszeit voll werden. – Es ist auch Zeit“, setzte er dann mürrisch hinzu. „Wir treiben uns nun schon fast drei Jahre hier draußen herum.“

„Das ist recht lange“, sagte Tom, mit dem Kopf nickend. „Da wird mancher an Bord das Heimweh bekommen haben. Ich weiß nicht – wenn man erst einmal eine Zeit lang an Land ist –“

„Sagt einmal den Leuten dort in dem Kanu, dass sie nicht abstoßen“, unterbrach ihn da der Harpunier, indem er den Blick wieder über Bord warf. „Der Kapitän hat befohlen, dass sie warten, bis die Holzboote zurück sind.“

„Das Kanu? Der Kapitän hat, soviel ich weiß, dem wohl nichts zu befehlen“, erwiderte Tom, dem das Blut ins Gesicht schoss.

„An Bord, wisst Ihr, Kamerad, hat ein Kapitän wohl so ziemlich über alles zu befehlen“, erwiderte der Harpunier ruhig. „Bitte, ruft die Leute zurück – Ihr wisst recht gut, dass sie das Walfischboot in ein paar Minuten wieder einholen würde. Was sollen sie an Land?“

„Sie wollen, soviel ich weiß, noch mehr Früchte holen.“

„Das ist unnütz, die Boote bringen schon alles mit, was wir noch etwa brauchen könnten. Seid vernünftig, Freund, und ruft sie zurück! – Dritte Bootsmannschaft, steht bei eurem Boot!“, rief er zugleich mit lauter, aber vollkommen ruhiger Stimme über Deck, und die Leute, mit dem Bootsteuerer an der Spitze, standen wenige Minuten später an den Fallen, an denen das kleine Fahrzeug unter seinen Kränen hing. – Es bedurfte nur noch eines Wortes oder Zeichens, und es glitt auf das Wasser nieder.

Tom sah ein, dass ihm dieser Ausweg abgeschnitten sei, aber er wollte es noch nicht zum Äußersten kommen lassen.

„Alohi!“, rief er mit einem eigentümlichen schrillen Ruf über das Wasser hinüber, dem kaum hundert Schritt entfernten Kanu nach. Die Indianer, die darin ruderten, drehten den Kopf nach ihm um. – „Kommt an Bord zurück!“ Die Eingeborenen ließen die Ruder im Wasser, zögerten aber noch, dem Befehl Folge zu leisten.

„Kommt zurück!“, rief Tom noch einmal. „Aber legt nicht an Bord an, sondern haltet euch nur dicht neben dem Schiff.“

Er hatte einen neuen Plan gefasst, so verzweifelt dessen Ausführung ihm auch selber schien. Die Indianer gehorchten jetzt, und der Harpunier, die Bootsmannschaft wieder an ihre Arbeit schickend, lehnte sich wie vorher nachlässig an die Schanzkleidung des Schiffs.

„Ihr werdet begreiflich finden, Sir“, sagte der Schotte endlich, der entschlossen war zu wissen, wie er mit dem Schiffe stand, „dass ich nicht recht einsehe, weshalb Ihr das Kanu verhindern wollt, zu gehen wohin es ihm beliebt.“

„Und wollt Ihr denn nicht wieder mit dem Kanu zurückfahren?“, lächelte der Seemann.

„Allerdings will ich das.“

„Nun gut, dann dürfen wir es doch nicht von Bord lassen. Glaubt Ihr, dass Euch der Kapitän in einem seiner Boote an Land fahren ließe?“

„Ihr weicht mir nicht aus, Sir – welcher Befehl ist Euch über mich gegeben?“

„Welcher Befehl? – Keiner als der, Euch und die Indianer nicht vom Bord zu lassen, bis Ihr das Geld für das Holz in Empfang genommen habt.“

Tom fühlte den Hohn in den Worten, wusste, dass es Lügen waren, und der kalte Angstschweiß trat ihm bei dem Bewusstsein der Gefahr, in der er sich jetzt befand, auf die Stirn. Er biss die Unterlippe zwischen die Zähne und wandte sich, die Arme fest verschränkend, von dem Harpunier ab, dass dieser seine aufsteigende Bewegung nicht bemerken sollte. Nur eine Hoffnung, nur eine Aussicht zur Flucht blieb ihm noch. Wenn es ihm gelang, das eine noch unter den Kränen hängende Walfischboot leck zu machen, dass sie ihm nicht mit dem folgen konnten, durfte er hoffen, mit dem Kanu zu entkommen. Die anderen beiden Boote hatten das Land schon erreicht, und kurze Zeit reichte hin, sie mit Holz zu füllen. Dann waren sie aber auch zu schwerfällig, um eine Jagd unternehmen zu können, und außerdem wusste er eine andere Einfahrt in die Riffe, die, in sich selbst geschlossen, aus dem dortigen Binnenwasser nicht einmal erreicht werden konnte.

Hier galt es jetzt das Äußerste zu wagen; der Feind durfte aber auch keinen Verdacht fassen, sein Plan wäre ihm sonst gleich von vornherein vereitelt worden. Langsam ging er deshalb wieder mehr nach vorn, von wo er seinem Schwager die nächsten Verhaltensregeln zurufen und ihn von dem, was er beabsichtigte, in Kenntnis setzen konnte. Die Einfahrt in die Riffe, aus der sie herausgekommen, war etwa der halbe Weg zwischen dem Land und dem Schiff, und allerdings musste er dort ziemlich nahe vorbei. In den Booten konnten sich aber die Leute, wenn sie Holz geladen hatten, nicht so gut bewegen; nur deshalb die Einfahrt passiert, und er brauchte kaum zu fürchten, dass er noch eingeholt werde. Außerdem lag noch ein Ruder im Kanu, und drei, wenn es galt, konnten das leichte kleine Fahrzeug auch wohl rascher vorwärts treiben, als es vorhin geschehen war.

Das Herz schlug ihm, als ob es die Brust zerschmettern wolle, aber er biss die Zähne fest zusammen, und wieder zum Schanzdeck zurückschreitend, ging er dort, als ob er jetzt gesonnen wäre, die Rückkunft der Boote ruhig abzuwarten, langsam auf und ab.

Der Harpunier hatte sich indessen ebenfalls aus seiner lehnenden Stellung aufgerichtet und war zu Backbord, wo das Boot unter den Kränen hing, auf und ab gegangen. Ein Blick, den er über Bord warf, überzeugte ihn, dass die Indianer ruhig in ihrem Kanu saßen und nur langsam mit der Strömung zurücktrieben. Das Schiff hatte seine großen Segel auf, die Brise war aber so schwach, dass sie eben die Strömung der Flut stemmten und sich etwa auf einer Stelle hielten.

Der Wind hatte ein klein wenig aufgeräumt, und es war nötig geworden die Brassen zu Starbord etwas anzuziehen – der Harpunier ging dort hinüber und rief die Mannschaften. – Das war der entscheidende Moment. – Tom stand dicht neben dem Walfischboot – mit einem Satz war er auf der Schanzkleidung, hatte das in jedem unter den Kränen hängenden Boot vorn befestigte Handbeil ergriffen und herausgerissen, und ein einziger Schlag an das scharf angespannte Tau oder Fall, das es auf dieser Seite hielt, machte, dass es, während es hinten noch gehalten wurde, vorn herunter und gegen den Schiffsbord anschlug.

„Hierher – Alle! – Hilfe! Hierher!“, schrie der Harpunier und sprang selber, eine Handspeiche aufgreifend, auf den kecken Schotten zu – aber er kam zu spät. Mit einem Satz die Schanzkleidung entlang war Tom am andern Kran, ein Schlag seines haarscharfen Tomahawks traf in die dünnen Planken des so schon durch den Sturz arg beschädigten Bootes, und das Beil war so tief hineingefahren, dass er es nicht einmal mit demselben Ruck wieder herausbekommen konnte. Daran lag ihm aber auch nichts; in der Verteidigung suchte er seine Rettung nicht, nur in der Flucht. Mit weitem Sprung deshalb von der Schanzkleidung nieder über Bord, sank er im nächsten Moment schon in die blaue, über ihm zusammenschlagende Flut, kaum zwanzig Schritt von dem Kanu hinein, das jetzt mit Blitzesschnelle nach ihm hinüberhielt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Schiffszimmermann