Abschnitt 2. „Es stehen sechs Klafter gleich dort hinter der Casuarine aufgeschichtet“, sagte Tom. „Wie heißt Euer Schiff?“ ...



„Es stehen sechs Klafter gleich dort hinter der Casuarine aufgeschichtet“, sagte Tom. „Wie heißt Euer Schiff?“


„Sechs Klaftern – das ist famos, da werden wir bald handelseinig darüber werden. – Die Lucy Evans heißt das Fahrzeug.“

„Scheint nicht besonders schnell zu sein“, meinte Tom, der sich noch aus früherer Zeit her genug für die Seefahrt interessierte, um an den Schiffen teilzunehmen, mit denen er in Berührung kam. „Es dauerte gestern lange, bis Ihr heraufkamt.“

„Ein Schnellläufer ist’s nicht“, lachte der Harpunier. „Aber ’s ist auch kein Wunder, denn wir sind schon halb drei Jahre aus, und das Kupfer hängt uns in Lappen und Fetzen vom Rumpf herunter. Übrigens fängt sie ziemlich glücklich. – Apropos“, unterbrach er sich aber. „Ihr seid selber Seemann gewesen und wisst, dass ich die Verantwortung für meine Leute habe. Es ist hier doch keine Gefahr, dass sie davonlaufen können?“

„Wenn sie Bescheid am Strand wüssten, wär’s schon möglich“, sagte Tom mit ebenso leiser Stimme, wie die Frage an ihn gestellt war. „Aber so nicht, denn eine Lagune schneidet hier hinten ein, die sie nicht kreuzen würden; und wenn vermisst, wären sie leicht wieder aufzufangen. Habt keine Angst.“

„Desto besser – aus den Augen werd ich sie nicht lassen. Es ist doch eine verwünschte Geschichte mit dem Auskneifen der Halunken. Seit wir ausgefahren, sind uns schon dreizehn Mann davongelaufen.“

„Dreizehn Mann, das ist viel, da werdet Ihr knapp an Mannschaft sein.“

„Verdammt knapp, obgleich wir ein paar neue von den Sandwich-Inseln dazu genommen haben. Wie wär’s hier? Sollten sich nicht ein paar von den Insulanern bewegen lassen, einmal einen Kreuzzug auf Walfische zu versuchen?“

Tom schüttelte lachend den Kopf und sagte:

„Du lieber Gott, das sollte den leichtherzigen und an diesen sonnigen Himmel gewöhnten Burschen wunderlich vorkommen, wenn sie plötzlich zwischen die nordischen Eisberge hinaufgeführt und dort gezwungen würden, Tag und Nacht Tran auszukochen. Sie sind beinahe zu bequem, sich hier im Warmen ihre eigene Brotfrucht zu backen.“

„Oh, das wollten wir ihnen schon angewöhnen!“, erwiderte der Seemann.

„Ja, das glaub ich“, nickte Tom ernst. „Ich möchte ihnen jedoch nicht dazu raten. Aber“, setzte er freundlich hinzu, „macht Euch darüber keine Sorge, Ihr hättet auch schlechte Matrosen an ihnen. Wenn Ihr von hier Tahiti anlauft, glaub ich ziemlich sicher, dass Ihr dort wenigstens Eure Mannschaft vervollständigen könntet. Die Franzosen sollen, wie ich früher einmal gehört habe, ziemlich regelmäßig eine Partie von aufgefangenen armen Teufeln in ihrer Calebouse sitzen haben.“

„Ich glaube, der Alte hat nicht übel Lust dazu“, sagte der Harpunier. „Jetzt aber, vor allen Dingen, zeigt mir erst einmal Euer Holz, und dann seid so gut und lasst von Brotfrüchten, Orangen und Gemüsen, von denen Ihr, wie ich da sehe, einen Vorrat habt, alles zum Verkauf Angebotene dicht zum Boot hinunterschaffen. Ich werde nachher auslegen, was ich an Tauschwaren mitgebracht. In solcher Art kommen wir am schnellsten zu einem Resultat.“

Sich dann an seinen Bootsteuerer wendend, dem er heimlich die Warnung zuflüsterte, während er in das Holz ging, auf die Leute ordentlich Acht zu geben, schritt er mit Tom, der seinen Indianern ebenfalls die gewünschte Anordnung in ihrer Sprache zurief, nach dem gar nicht weit entfernten Holzplatz. Obgleich hier das geschlagene Holz dem Harpunier sehr behagte, konnte er doch keinen festen Handel mit dem Eigentümer abschließen, da er hierzu nicht einmal genug Waren oder Geld mitgebracht, auch keinen fest bestimmten Auftrag vom Kapitän erhalten hatte.

„Wisst Ihr was, Freund“, wandte er sich da an den Schotten. „Fahrt in meinem Boot mit an Bord. Ein paar von Euren Indianern können uns ja in einem ihrer Kanus begleiten, um Euch, falls Ihr nicht handelseinig würdet, wieder mit zurückzunehmen. Ich zweifle aber nicht im mindesten daran, dass der Alte das Holz nimmt und noch außerdem übermäßig froh ist, es nur zu bekommen. Unter uns gesagt, muss er es entweder hier nehmen oder in nächster Zeit noch eine andere Insel anlaufen, wo es ihm dann kaum so leicht gemacht werden würde, es fertig gespalten und nah am Strand zu finden. Wem gehört es – Euch?“

„Nur zum Teil – etwas gehört den Eingeborenen.“

„Gut, für die schließt Ihr ja doch den Handel ab, und nun kommt mit mir zum Strand zurück, dass ich meine Leute wieder unter den Augen habe.“

„Wollt Ihr nicht erst einmal in meine Hütte treten und Euch dort etwas erfrischen?“, fragte ihn Tom. „Sie ist kaum zweihundert Schritt von hier entfernt. Dort liegt schon die Fenz, die sie und meinen Garten umschließt.“

„Dank Euch, dank Euch“, erwiderte der Seemann. „Guckte gern einmal hinein, aber es geht nicht. Der Boden brennt mir hier, wo ich meine Bootsmannschaft nicht übersehen kann, unter den Füßen. Überhaupt müsst Ihr mir versprechen, das Holz, wenn wir es übernehmen, bis zum offenen Strand zu schaffen, wo es die Eingeborenen meinetwegen abwerfen können. Hier in den Wald darf ich meine Leute nicht lassen, die Verführung wäre zu groß, und sie brennten mir, Gott straf mich! durch.“

„Ihr scheint schlechtes Vertrauen zu ihnen zu haben“, lachte Tom. „Ist denn Euer Kapitän solch ein Seeteufel, oder das Leben an Bord so schlecht?“

„Ih nun, der Alte hat wohl ein bisschen von dem, was Ihr Seeteufel nennt, im Leibe, Ihr werdet das wohl schon kennen. Die Kost an Bord ist übrigens vortrefflich, und überarbeitet werden die Leute ebenfalls nicht. Um fünf Uhr ist alle Abend Feierzeit – ausgenommen natürlich, wir haben einen Fisch langseit oder Speck an Bord.“

„Nun, das versteht sich von selbst“, sagte Tom. „Aber da sind wir wieder am Strand und dort auch Eure Leute, Ihr könnt Euch also beruhigen.“

„Gott sei Dank“, murmelte der Seemann, als ob er ganz andere Vermutung gehabt hätte, leise vor sich hin.

Der Handel mit den Früchten begann jetzt, der auch schon von den Matrosen durch einzelne Gebärden und Vorzeigen von Stücken Tabak, Messern, Hemden und anderen Dingen, die sie notdürftiger Weise glaubten entbehren zu können, geführt war. Frisches Gemüse und vielleicht etwas Limonensaft bekamen sie schon vom Schiff, um den Skorbut von ihnen fern zu halten, aber Orangen, Ananas und andere saftreiche Früchte mussten sie sich, wenn sie deren unterwegs haben wollten, selber einlegen.

Tom hatte indessen mit dem Häuptling dieses Distrikts, dem der Harpunier vorher auf sein Anraten einige kleine Geschenke gemacht, den Handel über eine gewisse Quantität von jungen Kokosnüssen, Brotfrüchten und Gemüsen etc. abgeschlossen. Die Eingeborenen waren emsig damit beschäftigt, alles zum Strand hinunterzuschaffen, wo es die Matrosen sogleich in Empfang nahmen und in ihr Boot packten.

Intaha war ebenfalls zum Strand gekommen, um dem Gatten, was sie an zum Verkauf gefertigten Arbeiten bereit hatte, hineinzubringen, und der Bootsteuerer, ein junger Amerikaner, handelte ihr hier schon einen kleinen Teil der Sachen ab. Das Übrige ließ Tom in das Schiff legen, um es dem Kapitän wie den übrigen Offizieren anzubieten.

„Ich will mit dem Vater hinausfahren“, sagte sein kleiner Knabe, als er ihn aufhob und küsste und dann seinem Weib die Hand reichte. „Ich will auch das große Kanu da drüben sehen.“

„Das geht nicht, mein Herz“, beruhigte ihn der Vater. „Da drüben bist du nur im Weg und die Mutter ängstigte sich indes um dich.“

„Lass ihn hier“, bat auch die Frau. „Ich wollte, du gingst ebenfalls nicht mit, Tom. Wenn ich dich mit den fremden Männern in solch einem Boot wegfahren sehe, ist mir’s doch immer, als ob du nicht wiederkämst und in deine eigene Heimat zurückgingst – und was sollte Intaha dann mit sich und den Kindern beginnen!“

„Fürchte dich nicht“, lachte der Mann. „Wie viele Schiffe hab ich schon besucht und kenne auch das Leben da draußen viel zu genau, um durch irgendeine Vorspiegelung verlockt zu werden. Ich weiß, was die mir bieten können – was ich hier besitze, und werde kein Tor sein, dich und die kleinen Schelme da im Stich zu lassen. Übrigens fährt dein Bruder Alohi mit uns hinüber, und ich hoffe diesmal Geld genug mitzubringen, um den ganzen Kokosgarten, der hinter unserem Grundstück liegt, vom Häuptling anzukaufen. Nachher werden wir von dem Kokosnussöl reich, was ich jährlich ausschmelzen kann.“

„Kommt an Bord!“, rief die Stimme des Harpuniers, der seinen Platz im Boot schon eingenommen hatte. Tom sprang hinein, Alohi und ein anderer Indianer stiegen in ihr Kanu, das Boot, wie es verabredet worden, zum Schiff hinauszubegleiten, und bald schäumten die kleinen Fahrzeuge durch das Wasser hin, der Einfahrt in den Riffen zu.

Die beiden Indianer taten allerdings ihr möglichstes, mit dem europäischen Boote gleiche Fahrt zu halten, und arbeiteten, dass ihnen die schweren Tropfen von der Stirn liefen. Die langen Riemen der Matrosen waren aber doch kräftiger als die leichten, nur durch den Druck der freigehaltenen Hand geführten Ruder, und noch ehe sie die Riffe erreichten, hatte das Walfischboot schon wenigstens dreihundert Schritt Vorsprung gewonnen. Wie die Indianer endlich einsahen, dass sie mit den Bleichgesichtern nicht Schritt halten konnten, legten sie ganz gelassen ihre Ruder ein, um sich erst einmal ein wenig auszuruhen, drehten sich dann eine Zigarre aus dem frisch eingehandelten Tabak, den sie in den Streifen eines trockenen Bananenblatts geschickt einwickelten, und rieben hierauf mit zwei dazu mitgenommenen Stücken trockenen Guiavenholzes Feuer.

Das Walfischboot hatte schon seine Fracht an Bord gelöscht und wurde eben unter seinen Kränen hinaufgeholt, ehe sie die Ruder wieder ergriffen und ihm langsam nachfuhren. Sie kamen zeitig genug dorthin.

Tom war, als das Boot die Lucy Evans erreichte, hinter dem Harpunier her rasch an Bord geklettert. Noch wie sie anruderten, hörten sie die kleine Kompassglocke acht Glasen – zwölf Uhr – schlagen, und als sie an Deck sprangen, stieg der Kapitän gerade nach genommener Observation in die Kajüte hinunter, um seine heute Morgen erhaltene Beobachtung mit der jetzigen zu berechnen und dadurch seinen Chronometer zu kontrollieren. Die Lucy Evans war ein trefflich eingerichtetes, aber durch die lange Fahrt und kürzlich genommene Beute, von der die Spuren noch an Deck zu sehen waren, ziemlich arg zugerichtetes Schiff. Auch die Mannschaft, die herbeisprang, um die lang ersehnten Früchte und frischen Gemüse in Empfang zu nehmen und zum großen Teil in die Vorratskammern hinunterzuschaffen, Ananas und Bananen aber an Deck aufzuhängen, hatte ein verwildertes, liederliches Aussehen.

Die Leute, die jahraus und -ein mit schmutzigem Speck und Tran umgehen, sind nur zu leicht geneigt, auf ihren Körper nicht die da gerade doppelt nötige Sorgfalt zu verwenden, und auch hier hatte der Kapitän soviel Ärger mit dem Volk gehabt, dass er es endlich aufgab, sie zu dem zu machen, zu dem er sie im Anfang heranzuziehen gehofft – zu ordentlichen Matrosen. Nur wenn ihm einmal einer gerade zur unrechten Zeit unter den Wind lief, kanzelte er ihn tüchtig ab und machte seinem Herzen für kurze Zeit in einer gerade nicht gewählten Zahl von Flüchen und Verwünschungen Luft.

„Ihr scheint wirklich ziemlich knapp an Mannschaft zu sein“, sagte Tom endlich, der sich das Deck eine Zeit lang schweigend betrachtet hatte, zum Harpunier. „Wenn sie das nämlich alle sind, die ich hier an Deck sehe, und ich glaube doch kaum, dass sich bei der Ankunft von solch frischem Gut viel unten gehalten.“

„Ihr habt Recht“, sagte der Harpunier mürrisch. „Das ist die ganze Bande, und ein nichtswürdigeres Gemengsel von Schneidern, Schustern und verlaufenen Handwerksburschen ist wohl noch nie an Bord eines ordentlichen Seeschiffes zusammen gefunden worden. Mit Müh und Not haben wir ihnen in den letzten zwei Jahren wenigstens das Rudern beigebracht; ein volles Jahr hat es aber gedauert, ehe sie nur zusammen anzogen. Es war ein ordentlicher Skandal, und wenn wir oben in der Beringstraße in der Nähe eines andern Schiffes lagen, schämten wir uns wahrhaftig ein Boot auszuschicken, und haben dadurch mehrere Fische verloren. Was das Takelwerk betrifft, können die Kerle noch jetzt kaum einen Reefknoten schlagen.“

„Zum Auskochen sind sie gut“, lachte Tom. „Wenn nur die Offiziere ihre Sache verstehen.“

„Offiziere? Ja, Harpuniere und Bootsteuerer haben wir vollzählig – einen Bootsteuerer noch ausgenommen, der unten krank liegt – aber keinen einzigen Zimmermann und keinen Schmied, und der erste Böttcher ist uns ebenfalls auf Hawaii davongelaufen. Es ruht ein wahrer Fluch auf dem alten Kasten, und wenn uns noch ein paar Boote ernstlich beschädigt werden, müssen wir wahrhaftig irgendeine amerikanische Küste anlaufen. Aber da kommt auch Euer Kanu heran – die Burschen nehmen sich Zeit. – Ist doch ein faules Volk, diese Indianer!“

„Lieber Gott, wer kann’s ihnen verdenken?“, lachte Tom. „Die Natur gibt ihnen alles, was sie brauchen, mit vollen Händen, ohne dass sie nötig hätten, sich dabei zu rühren. Übrigens sind sie lebendig genug, wo sie wirklich etwas interessiert, und ich glaube auch größerer Leidenschaft und Regsamkeit fähig, wenn sich ihnen irgendeine notwendige Gelegenheit dazu bieten sollte. Solange die ausbleibt, lassen sie sich eben gehen. – Aber kommt da nicht Euer Kapitän? Wie heißt er?“

„Rogers. – Ihr werdet Euer Kanu wohl nicht brauchen, denn ich bin überzeugt, er schickt die Boote gleich wieder hinüber, um das Holz abzuholen.“

„Rogers?“, rief Tom. „Ich glaube wahrhaftig, das ist ein alter Bekannter. Welches Schiff hatte er früher?“, setzte er rasch hinzu, ohne den Blick von dem jetzt eben an Deck kommenden Kapitän zu wenden.

„Den Bonnie Scotchman, wenn ich nicht irre“, lautete die Antwort.

„Alle Teufel!“, murmelte Tom halblaut vor sich hin und warf wie unwillkürlich den Blick nach dem eben anlegenden Kanu hinunter. Der Harpunier war indessen auf den Kapitän zugegangen, um ihm sowohl Bericht von dem abgeschlossenen Handel mit Früchten und Gemüsen abzustatten, als auch von dem Holz zu sagen, das fertig geschlagen und ausgetrocknet drüben am Strande liege und eben nur an Bord geholt zu werden brauche.

„Das ist vortrefflich, Mr. Hobart“, sagte der Kapitän rasch. „Besser können wir es uns gar nicht wünschen – und der Preis?“

„Ist auch mäßig – es wohnt ein Weißer drüben zwischen den Rothäuten, der die ganze Sache zu leiten scheint, und den ich deshalb gleich mit herübergebracht habe, damit Sie den Kauf selber mit ihm abschließen können. Da drüben steht der Mann.“

„Desto besser, desto besser! Spricht er Englisch?“

„Es ist ein Schotte.“

„Oh, vortrefflich! Ah, guten Tag, Mister – Pest noch einmal – das Gesicht kommt mir verdammt bekannt vor!“

„Wie geht’s, Kapitän Rogers?“, fragte Tom, der rasch gefasst, aber doch leicht errötend und etwas verlegen lächelnd auf ihn zuging. Er reichte ihm dabei die Hand, die jener langsam nahm, ihm jedoch immer aufmerksamer ins Auge sah. „Sie kennen mich wohl kaum noch, wie? – Ja, ich bin braun geworden in den langen Jahren und unter der heißen Sonne hier.“

„Waret Ihr nicht auf dem Bonnie Scotchman?“

„Allerdings.“

„Zimmermann?“ Tom nickte. „Und lieft mir auf Hapai davon?“

Tom wurde blutrot im Gesicht, aber ein gutmütiges und doch halb verschmitztes Lächeln durchzuckte dabei seine Züge, als er erwiderte:

„Und Sie hätten mich beinah wieder erwischt, denn die nach mir ausgeschickten Eingeborenen waren mir ein paar Mal dicht auf den Fersen. Fünfzehn Stunden habe ich einmal bei einem furchtbaren Regenguss in dem Wipfel einer Palme zugebracht.“

„Vier Tage bin ich Euch zur Liebe damals an der verdammten Insel liegen geblieben und habe indessen nicht allein den Fang versäumt, sondern mich auch nachher die ganze übrige Reise mit dem Esel an zweitem Zimmermann behelfen müssen.“

„Es war vielleicht nicht recht damals, Kapitän Rogers“, gestand Tom ehrlich ein. „Aber das Land lachte gar zu verlockend herüber, und Sie wissen selbst, was für ein grober, ungerechter Mensch Ihr damaliger erster Harpunier war. Er brachte uns fast alle zur Verzweiflung und trieb die meisten vom Schiff, wo sich ihnen nur die geringste Gelegenheit dazu bot.“

„Das ist keine Entschuldigung, Mr. – wie war doch Euer Name gleich?“

„Tom Burton.“

„Ach ja – Mr. Burton, das ist gar keine Entschuldigung. Ihr hattet Euch mir und dem Reeder für die ganze Fahrt verpflichtet und waret nicht allein uns, sondern auch Euren Kameraden schuldig, dass Ihr bliebt. Ihr wisst recht gut, dass auf einem Walfischfänger die ganze Mannschaft gemeinsamen Anteil an dem Fang hat, den Fang aber nicht betreiben kann, wenn ihr die wichtigsten Handwerker dazu, Zimmermann und Böttcher, an Bord fehlen. Da wir alle an Bord umsonst herumfahren würden, wenn die Boote nicht hinausgingen und an Fische festkämen, so ist das Instandhalten eben dieser Boote auch eine der wichtigsten Sachen an Bord eines Walfischfängers, und deshalb gerade werden die Zimmerleute engagiert und verpflichtet. Sobald sie ihren Kontrakt brechen, gefährden sie den Fang des ganzen Schiffs und ziehen nicht allein dem Reeder, der das Schiff ausgerüstet hat, ungeheure Verluste zu, sondern schneiden auch der ganzen übrigen Mannschaft, vom Kapitän hinunter bis zum Schiffsjungen, die Möglichkeit eines Verdienstes ab. Und zum Spaß treiben wir uns doch wahrhaftig auch nicht drei und vier Jahre halb zwischen Eisschollen, bald unter einer solchen Sonne umher, und lassen Weib und Kind indes zu Hause.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Schiffszimmermann