Der Schiffbruch des englischen Dampfbootes „Alabama“ an dem Ufer der Seine am 20. November 1879.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 25. 1880
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hochwasser, Frankreich, Seinemündung, Schiffsunglück, Schiffsunfall, Deich, Deichkrone
Am 20. November 1879 verunglückte bei Hochwasser ein großes englisches Dampfschiff, die „Alabama“, welches mit einer Fracht Getreide von Amerika auf der Fahrt nach Rouen begriffen war, an den, linken Ufer der Seinemündung, auf dessen Deichkrone es geschleudert wurde und wo es mit dem größten Teil seines Rumpfes strandend liegen blieb. Damit war aber dieser Schiffsunfall, wie solche an der Küste des Kanals ja gar nicht selten sind, noch nicht beendet, sondern die eigentliche, in ihrer Art höchst seltene und merkwürdige Katastrophe sollte erst nachfolgen.

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Als sich nämlich die Flut verlief und die gewaltige Last des Schiffskörpers auf der äußeren, den Deich überragenden Seite nicht mehr wie bis dahin durch das Wasser getragen und gestützt wurde, brach das kolossale Schiff (die „Alabama“ besaß eine Tragkraft von 2.500 Tonnen und eine Länge von 310 Fuß) gerade vor dem Schornstein in zwei Teile. Der eine derselben stürzte auf den äußeren Abhang des Deiches hinab, der andere blieb oben auf der Krone des letzteren liegen, wie es unser Bild auf S. 596 darstellt. Man gab natürlich das gestrandete Schiff allgemein verloren, bis einige geschickte Ingenieure erklärten, es retten zu wollen: zwei Engländer, die Gebrüder Brown, und ein französischer Ingenieur, Lelaidier, unternahmen es, die beiden Bruchstücke nach Havre zu schaffen, um sie in den dortigen Docks wieder aneinander zu fügen. Das kühne Wagnis ist auch, was den Transport nach Havre betrifft, wirklich geglückt: man verschloss nämlich die Bruchlücken jedes der beiden Schiffsteile wasserdicht durch Wände von starken Eichenbohlen, pumpte dann aus den Räumen das eingedrungene Wasser aus und ließ darauf die beiden auf diese Weise wieder schwimmfähig gemachten Stücke der „Alabama“ durch Schleppdampfer nach Hâvre bugsieren, wo sie auch glücklich angelangt sind und wo die Schiffsbaumeister unzweifelhaft die beiden getrennten Hälften zu einen, seetüchtigen Ganzen wieder fest vereinigen werden.

Ansicht des an dem Ufer der Seine gescheiterten Dampfbootes Alabama

Ansicht des an dem Ufer der Seine gescheiterten Dampfbootes Alabama