Der Schaefflertanz in München

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1921
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Handwerker, Fassbinder,
Im Jahre 1917 waren vierhundert Jahre verflossen seit dem Sebastianstag, an dem die Schäffler Münchens durch Ausmarsch und Reiftanz den gesunkenen Mut der Bürgerschaft, die durch das Massensterben, „Schwarzer Tod“ genannt, verängstet und niedergeschlagen war, wieder aufrichteten.



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Während des Weltkrieges wurde die Feier dieses Jubiläums verschoben. Jetzt soll sie nachgeholt werden und ebenso wie vor vierhundert Jahren das Beispiel der beherzten Schäffler aus dumpfer Gedrücktheit und Tatunlust zu entschlossener Wiederaufnahme der Arbeit und furchtlosem Lebenswillen mitfortreißen.

Damals standen die ehrbaren Fassbinder im Ruf, durch das Schwelen ihrer Pechtiegel gegen die Pest gefeit zu sein, konnten aber doch nicht die Herde der Seuche ausräuchern. Was sie aber konnten, das war eben das, wozu einst der Geselle Sebastian aufforderte:

„Wir müssen hinaus auf die Straßen und dies die Leute wissen lassen, dass sie wieder herausgehen und zur Arbeit zurückkehren, sonst sind wir verloren!“

Der Schäfflertanz pflegte in siebenjährigen Perioden abgehalten zu werden, diesmal soll er weniger als je mit bloßem Fastnachtsscherz verwechselt werden, er sei ein Zeichen neu sich aufrichtender beruhigter Arbeitsfreude.

18 Der Böttcher

18 Der Böttcher