Ein weiterer Beleg dafür, dass die Deutschen ein Volk sind

Das „Morning Chronicle“ teilt aus Bucharest folgenden Vorfall mit: Eine junge Deutsche aus Hannover war als Erzieherin bei den Kindern des Hospodars angenommen. Neulich (am 7. Dez.) bemerkte die Fürstin Tränen in ihren Augen und fragte nach der Ursache. Die Erzieherin beschwerte sich über die Amme des jüngsten Kindes. Diese ward herbeigerufen, leugnete Alles und erklärte die junge Dame für eine Lügnerin.

Die Hospodarin, bekannt wegen ihrer Launen und Albernheiten, überließ sich ihrer Heftigkeit und sagte der armen Erzieherin, sie glaube ihr kein einziges Wort. Diese erblasste und zitterte. „Sie haben Unrecht“, rief die Fürstin ihr zu, „denn Sie zittern!“ Jene erwiderte ruhig: „Ich zittere bloß vor Gott.“ Die erbitterte Hospodarin wollte mit eigener Hand über das Mädchen herfallen, als der Fürst eintrat, welchem sie die Sache auf ihre Weise erzählte.


Der Fürst trug ohne Weiteres seinem Adjutanten auf, unserer Landsmännin, welche das Unglück gehabt, in jenes barbarische Land verschlagen zu werden, sogleich 25 Peitschenhiebe erteilen zu lassen. Sie ward in ein Nebenzimmer geschleppt; vergebens schrie sie um Erbarmen; die schimpfliche Strafe ward sogleich durch einen Kammerdiener an ihr vollstreckt. Sie fiel in Ohnmacht und ward in ein Wirtshaus geschafft, wo sie allein, verlassen und in Verzweiflung jammerte. Ein Fremder, ein Franzose, nahm sich ihrer an. Sie ward zum britischen General-Konsul geführt; aber dieser konnte sie nicht unter seinen Schutz nehmen, da, wie das „Morning Chronicle“ sagt, der König von Hannover seine Untertanen unter den Schutz einer Macht gestellt hat, deren Ansichten mehr mit den seinigen übereinstimmen, als die der Engländer.

Er empfahl sie dem österreichischen Konsul, der sich ihrer, nach dem britischen Berichte, nur matt annahm. Um die Erzählung der traurigen Begebenheit kurz zu Ende zu führen: Es ward ausgemacht, dass das misshandelte Mädchen Bucharest verlassen und in Wien 100 Dukaten erhalten solle. Wir sind weit entfernt, dem britischen Berichte vollen und unbedingten Glauben beizumessen; aber wir halten es für unsere Pflicht, darauf aufmerksam zu machen, welchen geringen Schutz deutsche Untertanen nach der Meinung der Engländer im Auslande genießen, selbst in Deutschlands unmittelbarer Nähe. Wir werden uns freuen, wenn diese Erzählung berichtigt wird, denn es schmerzt uns, den deutschen Namen nicht so geachtet zu sehen, wie er es sollte, wie er es verdiente.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sammler - Band 17