Die Deutschen in London

Die letzten Londoner Blätter bringen eine Geschichte von deutschem Elende, welche sich nur allzuhäufig in den englischen Polizeiberichten wiederholt. Einer jener Drehorgelspieler, welche in Deutschland armen Leuten ihre Kinder abhandeln und mit ihnen nach England gehen, ein gewisser Heuser hatte zehn Knaben in Sold, die für ihn Tag und Nacht in den Straßen der Hauptstadt musizieren mussten.

Heuser führte von ihrem sauren Verdienste das lustigste Leben, während er die Kinder auf das jämmerlichste darben ließ, und sie auf das empörendste misshandelte. Endlich kam der Termin, wo er einem der Kleinen, Namens Glotz, den versprochenen Lohn von 6 Pfd. St. für 18 Monaten auszahlen sollte, statt dessen warf er ihn ohne einen Shilling zum Hause hinaus.


Doktor Kappel, Pfarrer an der deutschen Kirche in London, nahm sich des Unglücklichen an und belangte Heuser vor dem Gerichte des Lord Mayor. Letzterer versprach auch, indem er seine Entrüstung über die an solchen Kindern nur zu oft begangenen Grausamkeiten äußerte, den Seelen-Verkäufer Heuser wo möglich zu einer Geldentschädigung zu zwingen. Dies ist indes nur ein Fall von vielen, und wir können nicht hoffen, dass eine so empörende Bloßstellung des deutschen Namens vor ausländischen Gerichtshöfen zum letzten Male vorgekommen sein wird, falls nicht die deutschen Behörden selbst Mittel zu finden wissen, einem derartigen Freihandel ein Ende zu machen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sammler - Band 17