Karl der Große zerstört den sächsischen Götzen Hammoys, von dem der deutsche Reichsadler kommt

Sachsenchronik S. 40. cf. Alb. Crantz. Saxonia I, 11. II, 16.

Im Jahre des Herrn, als man zählte sieben hundert und neun und achtzig, zog Karl über die Elbe ins Land Nordalbing, da nun Hamburg liegt: da beteten sie einen solchen Abgott, als nachher verzeichnet ist, an und ließen ihn in ihren Tempeln abmalen. Der Abgott hieß Hammoys, das ist Jovis, von welchem noch heutigen Tages Hamburg den Namen hat. Dieser Abgott war ein König, der saß auf einem Stuhl, hielt in seiner linken Hand ein Szepter, in seiner Rechten aber ein bloßes Schwert und saß mitten unter den zwölf Göttern, sechs Götter saßen zu seiner Rechten, als Neptunus, Pluto, Vulcanus, Mars, Mercurius und Apollo, die andern sechs saßen auf seiner Linken, als Juno, Ceres, Vesta, Venus, Pallas und Diana. Das bedeutet, dass er allein der höchste Gott wäre über die andern alle, denn man nenne ihn den höchsten Gott Jupiter und auf ihre Sprache nach wendischer Zunge Hammoys. Aus dem Munde dieses Abgottes gegen die vordere Hand ging ein grässlich Blitzen und gegen die Linke zu fuhr aus seinem Munde ein Donnerwetter mit finstern Wolken und mit greulichen Funken, denn es geziemet Niemand anders zu blitzen und zu donnern, als dem höchsten Gott. So sagen auch die Astronomen, dass Jupiter mit Blitz und Donner seine Regierung am Himmel habe und Wetter mache. Auf seinem Haupte stand ein goldener Adler, anzuzeigen, dass, wie der Adler der höchste über alle Vögel ist, so wäre auch dieser Jupiter der allerhöchste Abgott über alle. Denn die Römer Pflegen den güldenen Adler zu führen, so ließen sie das nach und nahmen den schwarzen Adler im güldenen Felde und wollten ihrem Gott sein Wappen lassen. Auch so trat er den Teufel unter die Füße zur Erinnerung, dass er den Teufel bezwungen und überwunden hatte. Diesen Abgott zerstörte König Karl auch und baute dahin einen Dom, dass es ein Erzbistum über alle wendische Lande und Dänemark und alle ihre Kirchen sein sollte. Von diesem Abgott Hammoys hat aber ein Wald und Wässerlein in der Altmark, die Hammey, seinen Namen, und stand noch vor nicht gar langer Zeit bei dem Dorfe Kotzebav eine alte Klause, die Hammonsklause oder Kirche genannt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen