Der Sachsen Abgott Crodo wird von König Karl zerstört

Sachsenchronik S. 28.

Auf dem hohen Berg am Harz zwischen dem Blocksberg und der Stadt Goslar stand ein anderer Abgott der Sachsen, der hieß Crodo, und zu seinem Schutze lag daneben das Schloss Hartesburg (Harzburg). Sein Bild war aber folgender Gestalt: Auf einer Säule mit barem Haupte und bloßer Brust stand ein alter hagerer Mann auf einem Barsch mit spitzigen, gesträubten Fischfedern, war nur mit einem leinenen weißen Kleide angetan und darüber mit einem schwebenden Fächel gegürtet. In der rechten Hand hielt er einen Eimer mit Wasser, Rosen und anderen Früchten, in der Linken ein Rad, und gaben sie vor, es wäre des Saturni, welcher griechisch ... heißt und zu dem Namen Crodo Anlass gab, Bildnis. Durch die Entblößung des Hauptes und Herzens haben sie anzeigen wollen, dass ihm als einem Gott mit entblößtem Haupte und aller Reverenz, auch unverdecktem und unverhohlenem Herzen gedient werden solle. Durch die freischwebende Kleidung und Fächel erinnerten sie sich ihrer Freiheit, da für sie mit Leib und Gut streiten und sich wider ihre Feinde gleichwie der Barsch gegen den Hecht sträuben und wehren sollten, dazu denn von Nöten sei, dass sie wie ein Rad sich in einander fügten, in einen Bund schlössen und für einen Mann zu Hauff stünden. So vermahnte sie auch das weiße und mit dem Fächel umschürzte Kleid, dass sie in ihrem Bündnis rein und ohne Flecken, Betrug und Falsch sein sollten. Der Eimer aber mit Wasser, Rosen und anderen Blumen und Früchten gefüllt bedeutet, dass Saturnus wohl eine Ursache der Kälte, wie denn sein Planet gemeiniglich Kälte bringt, aber dennoch ein Gott der Fruchtbarkeit wäre, der die blühenden Rosen und andere Früchte wachsen ließe, darum man ihn um gutes Gedeihen aller Früchte und für Abwendung schädlicher Kälte anrufen solle. Der Ort aber, wo der Crodo gestanden, wird noch heutigen Tags gezeigt am Eingang des Schlosses, wenn man zur Rechten hinaufsteigt. Wie aber Karl der Große ins Sachsenland kam und die Sachsen fragte, wie dieser ihr Abgott heiße, antworteten sie ihm: Crodo, darauf er gesagt, Crodo mag wohl der Teufel und nicht Gott sein, daher das Sprichwort Crodendüvel oder Crodenteufel, item Crodenhencker bei den Sachsen geblieben ist. Den Abgott aber, der von den Sachsen und Harzländern, so zwischen der Saale, Unstrut, Bode und Ocker gesessen, für einen Gott gehalten ward, zerstörte er.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen