Das Gesicht der Herzogin Agnes

L. Peccenstein, Theatrum Saxonicum Th. II. S. 7.

Agnes, eine Tochter des Königs Wenzel von Böhmen, war die zweite Gemahlin Markgraf Heinrichs des Erlauchten von Meißen. Als sie nun an einer schmerzhaften Krankheit darniederlag, kam ihr kurz vor ihrem Tode (13. Sept. 1268) im Traume vor, als sehe sie einen Engel mit einem goldenen Becher vor sich stehen, der ihr zu trinken anbot. Als sie nun den Becher nahm und trank, däuchte ihr der Trank gar bitter; sie klagte es dem Engel und sprach zu ihm: ach, wie gar bitter geh! das ein! Da versetzte der Engel: ei sei zufrieden, auf diese Bitterkeit wird bald eitel Süßigkeit folgen, weil Jesus diesen Trank versüßen und verzuckern wird. So geschah es auch, denn bald, nachdem sie lächelnd ihrem Herrn und Gemahl diesen Traum erzählt, ist sie sanft und selig eingeschlafen. Das hat sich begeben auf dem Schlosse Scharffenberg bei Meißen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen