Armesule der Sachsen Abgott wird durch Karl den Großen zerstört

Sachsenchronik S. 23. Ath. Crantz. Saxonia II, 9.

In der Stadt Marsburg stand der Abgott der Sachsen Mars, und war von folgender Gestalt. Es war ein gewappneter Mann, der bis zum hohlen Leibe in Blumen stand, denn er war ein Gott des Streits und war empfangen von einer Blume, und das soll bedeuten, dass oft Krieg und Streit von einer Blume, d. h. schnöden und geringen Dingen, so der Rede nicht wert sind, geschweige dass derohalben Mord und Verheerung im Lande darüber entstehen sollten, erregt werden. An der Seite hatte er ein Schwert, in der Rechten trug er ein Panier, in welchem eine rote Feldblume stand, in seiner Linken führte er eine Wage und auf seinem Helm einen Wetterhahn, welches vielen Krieg bezeichnete. Die Wage bedeutet, dass man viel Gutes und Böses erwägen soll, gleichwie der Wetterhahn auf dem Kirchturm Gutes und Böses bewegen muss, aus welchem Loche der Wind herwehen wolle. Die Brust war ihm bloß, darauf stand ein Bär, anzuzeigen, dass sich einer wider seine Feinde beheizt und unerschrocken setzen solle; und so einer gleich erschreckt oder gejagt werde, so solle er es wie der Bär machen und sich umsehen nach dem, der ihn jagt, und seinen Jäger, wo es möglich und gerathen sei, wiederum tapfer verfolgen. Im Schilde war ein Löwe und darunter eine rote Feldblume, darüber aber eine Wage, welches bedeutet, dass man mit Mut und List allen Streit vollbringen soll. Also war der Sachsen Abgott, vom gemeinen Volke Armesule (Ermesewl) genannt, den König Karl zu Marsburg in Westphalen zerstörte. Ein solch Bild gleicher Gestalt ward auch zu Corvey gefunden, unter welchem Bild zu Latein geschrieben stand, was auf Deutsch also lautet: In vorzeiten bin ich der Sachsen Herzog und ihr Gott gewesen, mich hat angebetet das Volk Martis, welches Volk mich allezeit ehret, das pfleget die Spitze zu führen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen