Zweite Fortsetzung

In der Gegend von Ostrolenka war eine Anzahl Remontepferde im Marsch, um zur österreichischen Armee zu stoßen, ein Offizier von Hohenzollern Chevaux legers führte sie. Der Zug ging in hergebrachter Ordnung und Ruhe seinen Weg, als plötzlich eine Kibitke in vollem Jagen gegen die Kolonne heranstürzte; der Offizier, um Unordnungen vorzubeugen, befahl dem Kutscher zu halten; aus dem Wagen heraus erkundigte sich sogleich Jemand, was das unzeitige Halten zu bedeuten habe. Der Offizier erklärte es ihm; der Reisende, der vielleicht keine Zeit zu verlieren hatte, wollte nichts von Erklärungen wissen und ward lebhaft; der Offizier ward seinerseits auch lebhaft, und im geschwinden Wortwechsel erzeugten sich allerlei Kraftausdrücke; die Szene endigte sich wie alle ähnlichen zum Vorteil des Stärkeren, nämlich zum Vorteil des Offiziers, indem der Reisende so lange warten musste, bis die ganze ziemlich weitläufig marschierende Kolonne vorüber war. Eine halbe Stunde später kam der Herzog von Vicenza und erkundigte sich, ob der Kaiser Napoleon schon lange vorbei sei, und auf die Erkundigung des Offiziers nach dem Aussehen der Equipage des Kaisers ward die Kibitke bezeichnet. Dies gab den gehörigen Kommentar zur vorhergegangenen Szene; der französische Kaiser, vor dessen Willen sich Millionen beugen, hatte, von einem Subaltern-Offizier gezwungen, dessen Remonte Revue Passieren müssen. Es ist nicht wohl zu begreifen, warum der Kaiser sich im Zorne nicht zu erkennen gab, vielleicht schwebte ihm bei aller Ungeduld die Idee vor, dass, wenn er sich genannt hätte, der Offizier seines Aufzuges wegen in solche überraschende Aussage leicht einen beleidigenden Zweifel hätte setzen können.

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Eine sehr sinnreiche Art, die französischen Traineurs zu fangen, war auf die strenge Witterung basiert, und ist jederzeit mit Erfolg in Ausübung gebracht worden. Man brauchte nämlich nur des Nachts rechts oder links vom Wege, den die französische Armee gezogen, irgend ein Feuer anzumachen und sich zu entfernen; nicht lange alsdann, so trat aus der Dunkelheit eine und die andere tief vermummte Gestalt hervor und nahte sich schüchtern der lockenden Flamme; in kurzer Zeit hatte das Feuer, so weit sein Schimmer reichte, alle Traineurs an sich gezogen, wo sie sodann mit Bequemlichkeit summarisch eingefangen wurden.

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Das Bedürfnis, sich zu wärmen, ward überhaupt den französischen Soldaten bei mehr als einer Gelegenheit Verderblich. In Molodeczno waren über tausend aus Kraftlosigkeit zurückgeblieben; da der größte Teil der Stadt eingeäschert worden, so versagten die aufgebrachten Einwohner jenen Zurückgebliebenen Obdach und Schutz; die Kälte war äußerst heftig. Zehn Franzosen heizten sich mit den Trümmern eines niedergebrannten Hauses einen Backofen aus, und nachdem sie ihn gehörig durchgewärmt glaubten, nahmen sie die Kohlen heraus und krochen sämtlich hinein; die Ärmsten hatten den Grad der Temperatur verfehlt, und statt sich zu Wärmen, rösteten sie sich. Am andern Morgen fand man die versengten Leichname und ihre Kleider zu Asche verbrannt daneben.

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Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Rückzug der Franzosen aus Russland.