Der Roetterer Berg bei Rastatt.

Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden.
Autor: Baader, Bernhard ca. 1801-1859, Erscheinungsjahr: 1859
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Dieser Berg war schon Nachts von spukhaftem Schein umgeben. Einst brach ein Mann sich dort eine Blume ab und fand sie zu Hause in einen goldenen Schlüssel verwandelt.

Ein anderes Mal bemerkten vorbeigehende Burschen am Berg eine Menge Kröten. Der Dummste steckte einige zu sich, und als er sie daheim hervorzog, waren sie zu eitel Gold geworden.

Zwei Knaben und Brüder von Rastatt, welche im Wald Holz gelesen hatten, sahen beim Heimgehen das weiße Fräulein an der Schuhuhütte stehen und ihnen winken, zu ihr zu kommen. Der ältere wagte es, wurde von ihr in die Hütte geführt und mit einem Sack voll Geld beschenkt. Kaum hatte er ihn mit Mühe zu seinem in der Nähe wartenden Bruder gebracht, so kam ein Mann aus der Rheinau, der von einer benachbarten Wiese alles mit angesehen, und wollte ihnen den Sack mit Gewalt wegnehmen. Auf ihr Geschrei trat jedoch der alterthümlich gekleidete Jäger hinter der Schuhuhütte hervor, schlug sein Gewehr auf den Mann an und jagte ihn dadurch in die Flucht. Alsdann half er den Knaben, den Sack forttragen, bis zufällig ein Wagen herbeikam. Dem Führer desselben gab der Jäger ein großes Trinkgeld, damit er die Buben nebst dem Sacke nach Hause fahre, und empfahl ihm, es ja gut zu besorgen. Überdies blieb er (aber nur dem ältern Knaben sichtbar) so lange bei dem Fuhrwerk, bis die Buben mit dem Gelde bei ihren hocherfreuten Eltern waren. Der Mann aus der Rheinau starb, in Folge des Schreckens, nach drei Tagen.