Erstes Kapitel. Einleitung. Abfahrt von Wien. Pesth. Klausenburg. Hermannstadt. Kronstadt. Bucharest. Die Podroschne. Slatina. Krajowa. Czernetz. Die Mameluja. Kladowa. Die trajanische Brücke. Milanowatz. Kruscewitza. Pozarewacz. Kragujewatz. Belgrad. Nissa. Akpalanka. Der galoppierende Pestkranke. Sophia. Philippopoli. Adrianopel.

Orient und Okzident! Welch eine ungeheure Kluft liegt zwischen diesen zwei kolossalen Begriffen! Hier eine Zivilisation, welche beinahe den Kulminationspunkt erreicht hat, und gleich dem Saturn ihre eigenen Kinder zu verschlingen droht, ein beständiges Vorwärtsschreiten nach einem vielleicht unerreichbaren Ziele, eine wilde Jagd nach Phantomen, die gleich Traumbildern verschwinden, sobald man sie erreicht zu haben wähnt, oder gar, Irrlichtern gleich, die Unvorsichtigen in einen sumpfigen Pfuhl verleiten; dort eine barbarische Anhänglichkeit an uralte Gebräuche und Gewohnheiten, ein ewiger Stillstand, eine für Leib und Seele tödliche Ruhe, die ohne äußern Impuls zur Verwesung und Auflösung führen muss.

Und doch waren auch diese Länder einst der Schauplatz großartiger Weltereignisse; die Kultur hatte auch hier ihren Sitz aufgeschlagen; es blühten daselbst Künste und Wissenschaften, und die erhabenen Denkmäler, welche wir noch jetzt anstaunen, legen Zeugnis ab für die Geisteskraft und Körpertätigkeit längst vermoderter Generationen. Der Zauber der Vergangenheit, die Verehrung für die gefallene Größe, die Erinnerung an Ereignisse, an welche sich unser Heil und unser Wohlsein knüpft, sind es, die uns jene Länder, selbst in ihrem jetzigen verwilderten Zustande, als den Gegenstand unserer Sehnsucht und Bewunderung erscheinen lassen. Wir bewundern schon in unserer Kindheit den Mut des Paläologen, der als der letzte der oströmischen Cäsaren auf den Mauern von Byzanz gegen den siegreichen Halbmond kämpfend fiel. Der erste Religionsunterricht macht uns mit dem Lande vertraut, wohin Moses das auserwählte Volk Gottes führte, das Salomons Weisheit verherrlichte und Davids Gesänge unsterblich gemacht haben. Dahin waren zur Zeit der Kreuzzüge die Blicke der ganzen Christenheit gerichtet; zwar waren prachtvolle Tempel in den Staub gesunken, die Mauern, welche den mächtigen Römern so lange Widerstand geleistet hatten, waren der Erde gleich, jede Spur der ehemaligen Herrlichkeit verschwunden: ein Grab, ein unscheinbares Grab, das aber einst die sterblichen Reste unseres Erlösers umschloss, bevor er an die Rechte seines Vaters im Himmel berufen, triumphierend über Tod und Hölle, sich zu den Regionen der Seligen emporschwang, war der Magnet, der Hunderttausende bewog, Vaterland und Familie zu verlassen, und sich gegen die zahlreichen, tapferen Heere der Sarazenen in den Kampf zu stürzen. Wer hörte nicht schon als Knabe von dem Riesenbau der Pyramiden, von der wehklagenden Memnonssäule, den Wundertempeln von Thebä und tausend andern Merkwürdigkeiten Ägyptens, welches mit Recht die Wiege der Zivilisation genannt wird.


Nachdem ich lange von dem Orient geträumt und, müde des alltäglichen Treibens, mich nach den Zedern des Libanon, und den Palmen Syriens und Ägyptens gesehnt hatte, gestatteten es endlich meine Verhältnisse, eine Reise nach den Ländern meiner Sehnsucht zu unternehmen. Ich fuhr auf dem Dampfboot von Wien nach Pesth, das sich, Dank der edelmütigen Beitrage sämtlicher Provinzen des österreichischen Kaiserstaates, prachtvoll aus dem Schutte wieder erhebt, unter dem es die Fluten der Donau begraben hatten. Von hier ging der Weg über Großwardein nach Klausenburg in Siebenbürgen. Gleich beim Eintritte in dieses Land bemerkt man den auffallenden Unterschied zwischen den ungarischen und siebenbürgischen Physiognomien; man sieht ein Gemische verschiedener Nationen vor sich, unter denen sich die Wallachen auszeichnen, die bekanntlich von römischen Kolonisten abstammen, und daher ein verdorbenes Latein sprechen. Von da ging es über Hermannstadt und Kronstadt nach Bucharest, der Hauptstadt der Wallachei. Das Hornvieh, mit welchem ein starker Handel getrieben wird, ist von ausgezeichneter Schönheit, und der Hauptreichtum des Landes. Die Ähnlichkeit der Wallachen mit den alten Römern ist unverkennbar; man darf nur altrömische Goldmünzen zur Hand nehmen und die Physiognomien der darauf abgebildeten Kopfstücke mir den gegenwärtigen Landesbewohnern vergleichen. So glich mein Fuhrmann auffallend dem Diokletian, ein Anderer dem Nero, Mark Aurel u. s. w. Die Tracht der Bauern hat manches Ähnliche mit jener der alten Römer: so gleicht ihr langes Hemde, welches um den Leib durch einen Gurt festgehalten wird, der römischen Tunika. Auffallend ist es, dass man hier zu Lande bei der größten Hitze Pelze trägt, die man dann im Winter in solcher Menge auf sich häuft, dass man kaum gehen kann. Übrigens gehen die angesehenen Leute hier niemals zu Fuße über die Straße, sondern alles fährt in ziemlich altväterischen Wagen, jedoch mit schönen Pferden.
Nachdem ich meinen Pass zur Weiterreise hatte visieren lassen, erhielt ich eine sogenannte Podroschne, das ist eine Anweisung an die Posthalter, mir vier Pferde nebst einer Postkutsche zu geben. Diese Podroschne war auf die zwölf Posten bis Krajowa gültig, wofür ich bloß drei Dukaten zu bezahlen hatte. So oft ich auf ein Posthaus kam, wurde mein Name in ein eigenes Buch eingetragen, und auf der letzten Station musste ich die Podroschne abgeben. Der Postkarren, auf dem ich fuhr, war kaum über fünf Fuß lang, durchaus von Holz, ohne die geringste Zutat von Eisen, wie alle Wägen in diesem Lande. In einem solchen elenden Karren wird man im wildesten Lauf der Pferde über unwegsame Straßen, holperige, den Einsturz drohende Brücken, über Stock und Stein gleichsam im Fluge fortgeschleudert; denn man befindet sich in der Tat mehr über als auf der Erde. Man kann sich den Genuss eines solchen Reifens denken! Atemlos, mit zerstoßenen Rippen und Knochen ruft man in höchster Angst dem zu Pferde sitzenden Wallachen, der gleich dem wilden Jäger rücksichtslos dahinstürmt, einzuhalten und menschlicher zu fahren. Umsonst! Er hört nicht! Der Hufschlag des tollen Gespannes, das Poltern des herumgeworfenen Wagens, und das Gebrülle des Postillons, dessen Stimme ganz im Einklange mit seinem Fuhrwerk ist, übertäubt das Hilfegeschrei des im Wagen sitzenden Märtyrers. Ich ergebe mich endlich in mein Schicksal. Wir kommen nun an den Fluss Aluta; ich sehe mich vergebens nach einer Brücke um: der Fluss ist durch den vorhergehenden Regen entsetzlich angeschwollen. Der Tollkühne stürzt sich mit seinem Fuhrwerk hinein, wir schwimmen durch den reißenden Fluss, ein Kahn eskortiert uns gegen alle Vermutung glücklich hinüber. Endlich steigen wir ans Land, und ich begrüße das elende Nest Slatina mit dem Gefühle eines aus der höchsten Gefahr Erretteten.

Hier nennt man schon, wie im ganzen Orient, die Wirtshäuser Han oder Khan: es sind in der Regel die elendesten Locher, die man sich denken kann. In dem Zimmer, das man mir anwies, war kein einziges Möbel, und im ganzen Han kein Bissen zum Essen. Zum Glück traf ich einen deutschen Handwerker, der sich hier angesiedelt hatte, der mir Kost und Quartier gegen billige Bezahlung anbot. Ich freute mich, einen Landsmann hier zu finden; denn von der Gastfreundschaft der reichen Bojaren ist durchaus nichts zu erwarten, wiewohl sie das Wort beständig im Munde führen, und sich, lächerlicher Weise genug, einbilden, Nacheiferer der französischen Zivilisation zu sein, von der man bei ihnen durchaus keine Spur findet. So weit dieses Land in der Bildung hinter andern Ländern zurück ist, eben so schlecht ist auch die Kultur des Bodens. Von Bucharest bis Krajowa ist eine große fruchtbare Ebene; was wächst aber auf dieser herrlichen Fläche? Beinahe nichts als Unkraut, Gestrüpp und frischer Ausschlag auf Wurzeln der verwüsteten Eichenwaldungen. Hie und da erblickt man zur Abwechslung ein Stückchen Gersten- oder Kukuruzfeld, das aber so von Unkraut aller Art überwachsen ist, dass man nur mit Mühe zu unterscheiden vermag, was eigentlich angebaut wurde. Die Dörfer bestehen aus Heuhaufen mit Löchern in der Erde, in welchen der schöne, kraftvolle Schlag Menschen wohnt. Daneben ist eine Laube von Reisig, in welcher sie sich bei Tage aufhalten, das heißt schlafen. Die Weiber dagegen sind fleißig mit Spinnen beschäftigt; daher trogen sie auch stets schöne, weiße Wasche, um den Leib einen roten Gurt, und auf dem Kopfe eine Pelzmütze. Wie herrlich ließe sich dieses Land kolonisieren, wenn die Bojaren die Grundstücke an rechtliche Leute verpachten oder verkaufen wollten; so aber lassen sie alles wüste liegen und treiben lieber ihre Herden darüber, die dessen ungeachtet im Winter beinahe verhungern müssen, weil man nicht für die nötigen Heuvorräte sorgt.

Krajowa ist eine Stadt von wildem Aussehen; zwischen elenden Hütten sieht man mitunter sehr schöne Gebäude, die aber statt eines Gartens mit einem von Disteln und Dornen bewachsenen Platze umgeben sind. In dem Inneren findet man keine andern Möbeln als eine Bank mit einem Teppich, worauf man bei Tage sitzt, bei Nacht schläft.
Nach dem Mittagmal wird Siesta gehalten; dann sind alle Straßen leer bis gegen sechs Uhr, wo man sich dann in seiner Equipage sehen lässt; denn zu Fuße zu erscheinen, wird für eine Schande gehalten. Die Straßen sind nicht gepflastert, sondern mit , Balken belegt und sehr schmutzig. Man sieht auf denselben alle nur erdenklichen Trachten, dass man einen italienischen Korso vor sich zu haben meint.

Von Krajowa bis Czernetz an der Donau sind sechs Posten, die durch eine wahre Einöde führen. Am Eingange der elenden Erdhütten sah ich gewöhnlich spinnende Weiber, die Männer aber lagen schlafend herum. Aus dem Mais, den sie hier und da anbauen, bereiten sie die Mameluja, einen aus Mehl und Wasser bestehenden Teig, den sie dann kochen, wie in Italien die Polenta, in Nord-Afrika den Kuskussu. Da die Brücke über den Schill vom Wasser weggerissen worden war, musste ich mehrere Tage in Krajowa zubringen; endlich beredete ich einige Bauern, einen ausgehöhlten Baum herbeizuschaffen, wie sie deren bei kleinem Wasser zum Fischen gebrauchen. In diesen einfachen Kahn begab ich mich samt meiner Bagage, und ließ mich von einem Bauer mit Lebensgefahr auf das andere Ufer übersetzen. Ich glaube man wird sich nach diesen Andeutungen ungefähr einen Begriff von der Art zu reisen in diesem Lande bilden können.

Von Czernetz setzte ich auf gleiche Weise über die Donau nach Cladowa in Servien über. Hier ist schon alles türkisch; die kleine, malerisch gelegene Festung ist noch von den Türken besetzt, die mit den Bewohnern der neu angelegten Stadt in Ruhe und Eintracht leben. Schon die Römer hatten hier eine Festung, von der man noch Ruinen sieht; etwas weiter sieht man die Überreste der trajanischen Brücke über die Donau. Bei niederem Wasser sieht man dreizehn Pfeiler, die wohl an die drei Klafter breit sind, nebst den Ruinen ehemaliger Kastelle an beiden Ufern. Trajan ließ diese Brücke nach dem Siege über den dacischen König Decebalus bauen, um den Übergang römischer Truppen zu erleichtern, und auf Hadrians Befehl wurde dieselbe Brücke später abgerissen, um den Übergang der Geten zu erschweren.

Wenn man von dieser Seite nach Servien kommt, hat man große Waldungen und hohe, unwegsame Gebirge vor sich, bis man endlich die neue Straße erreicht, welche Fürst Milosch anlegen ließ. Milanowatz ist der Name der zweiten neuen Stadt, die man auf dieser Straße erreicht. Von da ritt ich nach Kruseewitza, wo die Gebirge ein Ende nahmen und eine schöne, gutbebaute Ebene vor mir lag. Über Pozarewacz ritt ich sodann nach Kragujewatz, der gewöhnlichen Residenz des Hospodars. Diese Stadt besteht, so wie alle anderen in diesem Lande, aus einer langen Straße. Die Hauser öffnen sich nach Art der Scheunen, und man übersieht dann das ganze Innere derselben. Man bemerkt hie und da Spuren von Wohlstand und Reinlichkeit, aber die Wirtshäuser sind auch hier wie in der Wallachei unter aller Kritik. Servien hat viele und schöne Eichenwaldungen, welche bei einer vernünftigen Gebarung bedeutenden Nutzen abwerfen würden.

Ich benutzte die Nähe von Belgrad, um diese einst so berühmte Beste zu besuchen; aber ich sah beinahe nichts als Ruinen und Schmutz. Trotz der überall sichtbaren Armut lebt man doch nirgends sicherer als hier: man hört kein Wort vom Stehlen, Rauben und Morden, und reiset, bei Nacht eben so sicher als bei Tage. Bemerkenswert ist es, dass die Schneider hier ihre Kunst zu einer so hohen Vollkommenheit gebracht haben, dass sie es mit den besten Pariser Schneidern aufnehmen könnten, so geschickt wissen sie die Kleider mit Goldfäden in den mannigfaltigsten Bildern aus freier Hand zu sticken.

Den Weg von Belgrad nach Konstantinopel, eine Strecke von beiläufig 180 Stunden, machte ich zu Wagen, da im Sommer die Wege so ziemlich gut sind. Freilich war es nur ein schlechter Leiterwagen, der mit Matten bedeckt war; aber in diesen Ländern ist kein anderes Fuhrwerk zu haben. Nissa liegt in einem schönen Tal; die Stadt gleicht einem alten verfallenen Dorfe, die Häuser sind größtenteils aus Lehm und haben entweder gar keine Fenster, oder nur Löcher, die mit Papier verklebt sind. Im Inneren derselben findet man außer einer Bank, welche zugleich die Stelle eines Bettes versieht, keine Mobilien. Der Schmutz in den Straßen und Wohnungen übersteigt alle Begriffe; hier und da sah ich eine vermummte Frau mit Pantoffeln einherschleichen. Alle, deren Gesicht ich zufällig erblickte, waren so hässlich, dass ich nicht den geringsten Wunsch hegte, die anderen von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Die Handwerke werden meistens auf offener Straße betrieben; die Pferde werden nicht mit den bei uns gewöhnlichen Hufeisen beschlagen, sondern mit dünnen runden Platten, die in der Mitte ein Loch haben.

Sobald ich ein Fuhrwerk zur Fortsetzung meiner Reise erhielt, setzte ich meine Reise fort. Ich kam durch hübsche Täler zwischen kahlen öden Bergen. In der Nähe von Nissa sah ich ein grässliches Monument, welches aus lauter Menschenschädeln zusammengesetzt ist. Es soll zum Andenken eines über die Servier erfochtenen Sieges errichtet worden sein. Einige Stunden später mussten unsere Pferde durch die Nissawa schwimmen. In der Umgebung der Stadt Akpalanka hielt ich mein erstes Nachtlager; weil damals die Pest in der Stadt wütete, scheute ich mich, dieselbe zu betreten. Auch dieser, mit Türmen und Mauern umgebene Ort, liegt in einem schönen Tale, umgeben von herrlichen Bergen. Auf der Straße nach Sophia stößt man auf mehrere runde Thaler, an deren Stelle einst vielleicht Seen waren. Übrigens ist Bulgarien sehr schlecht bevölkert, auch hat es wenig Pferde, die aber trotz ihrer Kleinheit von großer Ausdauer und Schnelligkeit sind.

Die Pest, diese Geißel des Orients, wütete eben in der ganzen Umgegend. Ich saß gerade bei einem Wirtshause oder Han, wie man diese elenden Löcher hier zu Lande nennt, als ein Türke herangesprengt kam, vom Pferde stieg und auf der Stelle tot niederfiel: er war an der Pest verschieden. Dessen ungeachtet scheute sich ein anderer Türke nicht, das verlassene Pferd des Toten zu besteigen und fortzureiten. So wenig kümmern sich hier die Leute um die Ansteckungsfähigkeit dieser fürchterlichen Krankheit.

Sophia liegt in einer weiten schönen Ebene, die zwar menschenleer, aber mit zahlreichen Herden von Schafen und Hornvieh bedecktest. Durch ganz Bulgarien und Rumilien sieht man an der Straße eine Menge Grabhügel, die noch aus alten Zeiten herstammen. Von einem gesellschaftlichen Leben ist durchaus keine Rede; die Bauern leben im größten Elende, das sie freilich ihrer geringen Bildung wegen nicht in seiner ganzen Ausdehnung empfinden. Die Dorfer bestehen aus einer Menge Heuschober, in denen oder unter denen sich die Leute wie die Maulwürfe vergraben.

Philippopoli liegt zwischen drei schönen Bergen in einem Tale, das die Maritza durchströmt. Die Stadt erhebt sich amphitheatralisch und gewährt durch den Anblick ihrer schlanken Minaretts, und überhaupt durch ihre reizende Lage einen ganz eigentümlichen Genuss; wie sehr wird man aber enttäuscht, wenn man das Innere derselben betritt! Die Sprache hat keinen Ausdruck für die Unreinlichkeit, die hier gleichsam ihren Hauptsitz aufgeschlagen hat, und das Innere dieser großen Stadt, welche der Sitz eines griechischen Erzbischofs ist, gleicht eher einem elenden, zerstörten Dorfe.

Adrianopel, die erste Residenz der türkischen Sultane in Europa, hat in neuerer Zeit durch den zwischen Russland und der Türkei am 14. September 1829 abgeschlossenen Frieden eine europäische Berühmtheit erlangt. Die Moschee ist eines der schönsten Gebäude der Erde, und ganz geeignet, Andacht zu erwecken. Ich betrat diesen herrlichen Tempel, nachdem ich, wie gewöhnlich, die Stiefel ausgezogen hatte, und bewunderte dieses Meisterwerk der Baukunst mit Muße. In der Mitte desselben quillt frisches Wasser aus einem Marmorbecken. Sinnige Sprüche aus dem Koran sind rings herum an den Wanden angebracht. Von den zierlichen Minaretts genießt man eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt und die Umgegend. Man treibt hier Handel mit Seide und Reis; was mich aber am meisten überraschte, das sind, die schönen Maulbeerpflanzungen, da ich sonst nirgends eine künstliche Baumpflanzung in der Türkei gesehen hatte.