Drittes Capitel. - Im schmerzenden Gehirn des Jul ein zusammenhangloses Gewirr von grau umschleierten Bildern. Dazu ein Gerüttel, das beim Jagen des Gaules zu schaukelndem Fliegen wird; ...

Drittes Capitel. - Im schmerzenden Gehirn des Jul ein zusammenhangloses Gewirr von grau umschleierten Bildern. Dazu ein Gerüttel, das beim Jagen des Gaules zu schaukelndem Fliegen wird; ein quälendes Anprallen der Arme und Beine gegen schwarze Baumstämme; zärtliche Laute des Malimmes und grimmige Flüche; Geklirr von Waffen und der Todesschrei eines Erschlagenen; ein Niedersausen durch dämmernde Luft; der Sturz in den kalten See; ein würgendes Wasserschlucken; jetzt ein Auftauchen, ein peinvolles Erwachen; ein Rauschen und Plätschern; schwarz und triefend beugt sich ein Gesicht unter heißem Geflüster über den stöhnenden Buben her; die Hufschläge klirren über festes Land; immer keucht und hämmert ein Roß; und noch ein zweiter Gaul ist da, der in Kreisen läuft und so schmetternd wiehert, als wär’s der Falbe! Alles schwere Eisen löst sich vom gerüttelten Leib – Malimmes reißt dem Buben die Wehrstücke herunter und schleudert sie in die Nacht hinaus – die gequälte Brust kann leichter atmen, nur diese eiserne Pein um die Stirn herum ist immer da und ist wie ein Schmerz, an dem man sterben muß.

Ist das der Tod? Dieses müde, auch unter Qual noch wohlige Dämmern? Und träumen die Toten? Träumen sie von glühenden Küssen auf Wangen und Augen? Hat der Tod zwei starke, harte Arme, mit denen er die Gestorbenen an seinem stählernen Herzen wiegt? Ist der Tod ein Reiter? Ein ruheloser Reiter? Warum brüllt der Tod mit so fürchterlicher Stimme: „Kohlmann, stoß mir das Kienholz in deinen Meiler!“ Jetzt lacht der Tod, als hätte er das Lachen von Malimmes gelernt. Und ein Feuer ist da, dicht vor den Augen, immer tanzt es und gaukelt. Neben dem Feuer flammt ein zweites auf. Und eins von diesen beiden Feuern wird ein brennender Stern, der schön davonfliegt. Immer reitet der Tod. Und immer wieder sind diese beiden Flammen da, und wieder wirbelt eine von ihnen in die schwarze Nacht hinaus. Hinter dem reitenden Tode schreien verzweifelte Menschen. Und wo sie schreien, dort muß das Leben sein, dost ist es so hell, wie brennende Häuser sind.


Der Tod wird müde. Er reitet langsam. Nun ist er daheim, in tiefer Finsternis. Eine ferne, ferne Stimme: „Höi, Bäurin, komm her, sei so gut und hilf mir den Buben tragen!“ Es lösen sich Stricke und Ketten, die wie schneidende Schmerzen waren. Da rauscht ein Bach, dessen Wellen wie Eisen klingen. In der Wohnung des Todes gibt es viele Gepanzerte auf schwarzen Rossen. Unter den Kriegsleuten des Todes muß Malimmes sein. Man hört ihn reden. Seine Stimme ist greisenhaft. Und plötzlich kreischt eine andere Stimme in schrillendem Zorn: „Den Törring zerreib ich auf Mus! Die Chiemseer sollen ihr eigenes Wasser saufen. Gott soll’s wollen!“ Und dann ist alles eine schwarze Nacht, ein martervolles Schweigen.

Kann man sich bewegen in einem Grab? Leiden auch die Toten noch Schmerzen, unerträgliche Schmerzen in allen Gelenken? Schmeckt die Erde, die ein Toter im Munde hat, nach Zimmet und gewürztem Wein? Liegt man im Grab auf linden Decken und Kissen? Glüht in der Wohnung des Todes ein rotes Kohlenfeuer? Haust der Tod in einer armen, kleinen Bauernstube mit winzigem Fensterloch, durch das die mager gewordene Sichel des Mondes hereinblickt? Und wie das seltsam ist, daß die Toten nicht einsam sind! Immer ist einer da, der sie mit zitterndem Arm umschlungen hält, nach Schweiß und mooriger Erde riecht und einen heißen Atem hat.

Ein sanftes. Rütteln an den Schultern des erwachenden Buben. Und eine bettelnde Stimme: „Kennst du mich noch allweil nit?“

„Malimmes?“

Da lachte ein Glücklicher: „Heilige Mutter, hab ich jetzt noch ein Quentl Speck am Leib, so laß ich mir’s aussieden auf ein Kerzl für dich!“ Malimmes sprang zu dem niederen Herd, auf dem das Kopienfeuer züngelte, und brachte in einer Kupferschale was Dampfendes, das nach Wein und Gewürzen roch. „Geh, tu noch ein Schlückl! Das mischt dir das müde Blut schön auf.“

Der Bub, als er getrunken hatte, sah wirr umher und tastete an seinem Körper herum.

„Nichts, Bub, nichts! Du bist gesund an allen Gliedern. Ein lützel verprellt und übermüdet. Dritthalb Stund so hängen müssen, vor mir, auf dem Sattelknopf – das zerbröselt einem die Knochen.“

Noch immer tastete der Bub. Nun schrie er wie ein Menschenkind, dessen Seele verzweifelt: „Mein Helm? Mein Helm?“

„Ist alles da!“ Ein müdes und leises Lachen. „Seinen Helm hast du, auf seinem Gaul bist du gehangen, in seinem Bett bist du gelegen. Jetzt brauchst du ihn bloß selber noch.“

Jul schien nicht zu hören. Immer griffen seine Hände. „Mein Helm? Mein Helm?“

„So schau doch, da drüben liegt er! Dein ganzes Wehrzeug hab ich verschmeißen müssen beim Ritt. Bloß dein Eisenhütl hat nit auslassen. Das hat dir so ein Chiemseer Lauskerl aufs Köpfl gedroschen, daß ich mit der Bäuerin ihrer Beißzang das Schirmdach, hab aufzwicken müssen. Aber geh, komm, Bub, tu noch ein Schlückl! Unter deinem Haardächl nebelt’s noch allweil ein lützel.“ Malimmes hob die Kupferschale an den Mund des Buben.

Jul erwachte völlig. „Der Vater? Was ist mit dem Vater?“

„Tu nit Angst haben! Der Herzog reitet schon. Vierhundert Harnischer sausen. Wir haben die zweite Morgenstund. Eh’s wieder nächtet, ist der Vater bei dir.“

Da wurde der Bub ruhiger, fiel auf die groben Kissen hin und atmete tief. „Wo bin ich denn?“

„In Raitenhaslach. Da ist Burghausen nit weit.“

Die Sinne des Buben schienen wieder zu erlöschen. Oder kam in seiner Erschöpfung der Schlummer?

Malimmes rüttelte ihn heftig an den Schultern. „Nit schlafen! Tu dich aufrichten!“

Jul versuchte sich aufzuheben und fiel mit übereinander gebissenen Zähnen wieder auf die Kissen hin. „Ich kann nit.“

„Wollen mußt du! Dann geht’s.“ Malimmes faßte den Buben unter den Ellenbogen. Und da konnte Jul sich aufrichten. „Gelt, es geht?“ Malimmes lachte. „Ich bring dich schon wieder zu Kräften. Aber ein lützel gescheit mußt du sein! Gelt ja?“

Jul nickte unter schweren Atemzügen.

„So komm!“ Malimmes wollte das lederne Wams des Buben öffnen.

Der wehrte sich erschrocken. „Mensch! Was tust du mir?“

„Hast nit gesagt, du willst gescheit sein? Anders kann ich nit helfen. Da mußt du den Kittel wegtun lassen. Und alles.“

In Scham und Erschöpfung zitternd, sah Jul den Söldner mit flehenden Augen an.

Malimmes sagte ruhig: „Bist doch ein Bub! Nit? Da mußt du auch tun können wie ein Mannsbild. Und hab nit Sorg! Es ist niemand im Haus. Der Bauer und sein Bub haben mit dem Herzog fort müssen. Und die Bäurin hab ich nach Burghausen geschickt. Du brauchst doch einen neuen Küraß. Nit?“

Zitternd klammerte Jul am Hals die Lappen des Lederwamses übereinander.

„Geh, wirst dich doch nit scheuen vor mir? Ich bin dein Blutgesell und Zeltkamerad. Das ist heiliger als ein Bruder. Komm, Gesell, tu dir helfen lassen! Oder morgen bist du so starr wie ein Stückl Holz. Und mußt liegenbleiben und kannst nit mitreiten, wenn der Bauer kommt.“

Ein mühsamer Atemzug. „Tu dich umdrehen.“

„Ich geh zum Brunnen um Wasser. Aber tu nit umfallen! Jetzt mußt du aufrecht bleiben.“ Malimmes nahm einen hölzernen Zuber, der neben dem müden Herdfeuerchen stand, und verließ die Stube. Als er nach einer Weile wiederkam, war auf dem Herd keine Flamme mehr. Und Jul stand mit geschlossenen Augen da, in den Mantel des Söldners gewickelt.

„Komm, laß aus!“ Malimmes faßte den Mantel. Von den paar Kohlen, die auf dem Herd noch glühten, und von dem schwachen Mondlicht, das durch die Fensterlöcher hereinflimmerte, war eine matte Helle in dem schwülen Raum. Malimmes sagte leise: „Was für ein feiner Bub du bist!“ Dann goß er das kalte Wasser über den schlanken, schauernden Körper hin und begann mit einem nassen Tuch die Arme, den Rücken und die Beine zu schlagen. Er wickelte das Tuch um seine Faust und rieb, bis die Haut an allen Gelenken zu glühen begann. „Paß auf jetzt! Das wird dir ein lützel weh tun. Aber es hilft. So hab ich auf dem Schwarzeneck dem Bauer geholfen. Weißt du’s nimmer?“ Er nahm des Buben Kinn in seine Linke, drückte ihm den Kopf in den Nacken und führte mit der Schneide der rechten Hand drei feste Schläge gegen eine Stelle des Rückgrats.

Jul drohte niederzubrechen. Aber Malimmes hielt ihn aufrecht. „So! Jetzt mach ein paar feste Schrittlen! – Also? Wie geht’s?“

„Viel besser.“

„Gelt ja?“ Ein glückliches Lachen. Und Malimmes wickelte seinen Mantel um den Buben, hüllte ihn noch fest in eine Pferdekotze, hob den Zitternden auf seine Arme, trug ihn zum Lager hin und legte ihn achtsam auf die Kissen. „So, lieber Gesell! Jetzt schlaf! Gut Nacht! Wenn’s Tag ist, komm ich wieder.“

Draußen vor der Türe stieß er seinen schweren Dolch als Riegel in den Pfosten. Auf der Hausschwelle stand eine Laterne. Die nahm er und ging in die Scheune, um nach den Gäulen zu sehen. Wie müde Hunde lagen sie im Stroh, ließen die Bäuche auf und nieder gehen und streckten die starren Beine von sich. Dicke Blutkrusten standen auf ihren Fleischwunden. Und der Burghausener Falbe, der eine zärtliche Seele hatte, lag mit verdrehter Kehle auf dem Hals des Ingolstädters.

Wie ein Schlafwandler legte Malimmes den Gäulen das Futter vor die Schnauzen hin. Die Tiere rührten sich nicht. Sie ließen nur ein bißchen die vorgequollenen Augen rollen, als er einen dicken Strohbusch nahm und davonging. Den trug er in den Hausflur und warf ihn vor der Stubentür auf den Lehmboden. Und wollte noch eine Garbe holen, um besser zu liegen. Bevor er die Scheune erreichte, mußte er sich gegen die Mauer lehnen.

Die Nacht unter der kleinen Sichel des Mondes war aschengrau.

Irgendwo ein rotglostender Feuerschein. Und verschwommene Stimmen in der Ferne.

„Die schlafen auch nit!“ Mit tappenden Schritten, die Fäuste gegen seine schmerzenden Lenden pressend, ging Malimmes zur Scheune. Als er mit der Laterne und dem Strohbündel wieder herauskam, fing sein gebeugter Körper zu taumeln an. „Höia, guck!“ Seine Zunge war schwer; doch seine Stimme hatte noch heiteren Klang. „Ich kenn mich aus. In einem Keller bin ich und hab gesoffen. Ich schlechter Kerl! Jetzt komm ich an die Luft –“ Er ließ das Stroh und die Laterne fallen und wollte zum Brunnen, wollte den Kopf in kaltes Wasser stecken. Auf halbem Wege stürzte er lautlos über den Rasen hin.

Der Morgen begann zu dämmern.

Vom Tal der Salzach näherte sich ein dumpfes Pochen und Knattern, ein lärmendes Stimmengewirr.

Im Erwachen des Tages, dessen östlicher Himmel übergössen war vom Feuerblut der kommenden Sonne, zog an dem einsamen Bauernhaus ein langer Zug von Spießknechten vorüber, mit schweren Hauptbüchsen, mit gaukelnden Antwerken und Sturmkatzen, mit einer fast endlosen Zeile von Troßkarren. Hinter dem singenden Schwärm der Heerweiber kam als letztes Schwänzlein dieses Kriegsungeheuers noch der hohe Blachenwagen des Feldschers angefahren und hielt vor dem Gehöft. Es stieg eine alte Bäuerin aus, der man einen klirrenden Pack herunterreichte. Munter schwatzte das Weiblein noch mit einem, der unter der Blache hockte. Dann lud es den Pack auf den Rücken und ging zum Haus.

Neben dem Brunnen sah die Bäuerin den Malimmes im Grase liegen. Sie warf den Pack zu Boden, erkannte an dem Bewußtlosen eine Spur von Leben und rannte schreiend hinter dem Blachwagen her. Der Feldscher wollte nicht aus seinem Karrenbett heraus und wurde erst barmherzig, als die Bäuerin beteuerte, das wär’ ein herzoglicher Harnischer, den Herr Heinrich in der Nacht geküßt hätte, zum Dank für kostbare Botschaft. Jetzt bekam es der Mann im Karren eilig. Einen, den der Herzog küßte, darf man nicht sterben lassen.

Es dauerte lang, bis der Feldscher, seine zwei Gehilfen und die Bäuerin den Söldner wieder zum taumelndem Leben brachten. Sie setzten ihn auf den Brunnen und ließen den kalten Strahl über seinen Kopf herunterplätschern. Unter dem Gepritschel des Wassers fing Malimmes zu lallen an: „Daß mir keiner hinein? rennt in die Stub! Oder ich hack das Luder auf Würst zusammen.“

Die viere mußten lachen, weil dieser grimmig Drohende doch selber ein bißchen wie Wurstfleisch aussah. Sein Gewand war starr von eingetrocknetem Blut. Als sie das Wams heruntergezogen hatten, gab’s eine Heiterkeit. Denn dieser Brocken Mannsbild stak mit seinem sehnigen, rot überronnenen Leib in einem Weibsbilderhemd, das an den Achseln gehäkelte Spitzen und vor der Brust einen himmelblauen Bändel hatte. Doch hinter dem Lachen kam ein barmherziger Schreck. Während man dem Söldner das nette Hemd über den Kopf herunterschälte, kreischte die Bäuerin: „O du heilige Mutter, das ist ja kein Pfaid nimmer, das ist doch ein Sieb!“

„Flick’s halt wieder!“ brummte Malimmes. „Ich schenk dir’s. Da hast du was Feines für die hohen Feiertäg.“

Die Bäuerin konnte nicht lachen. Auch der Feldscher, als der diesen von der Bolzenklinge zersägten Rücken und die Wunden an Schultern und Armen sah, machte ein ernstes Gesicht. „Kerl, gegen dich ist der heilig Sebastian am Marterpfahl ein unschuldigs Kindl! Da glaub ich freilich, daß es dich umgeschmissen hat.“

„So, meinst?“ Malimmes stieß ein wildes, kurzes Gelächter vor sich hin. „Die paar Kratzer! Viel verstehst! Mich hat’s umgeschmissen, weil ich gesund bin. Frag einen jungen Kapuziner, wie weh das tut, allweil zu einer Heiligen beten, die ein herzliebes Weibl ist!“

Die Bäuerin guckte verwundert drein. Und der Feldscher tuschelte: „Der weiß noch allweil nit, was er redet.“

Stumm nickte Malimmes.

Die Morgensonne blinzelte grell zwischen den mit Purpur gesäumten Wolkenstreifen heraus, während der Feldscher wusch und Zunder schnitt und pflasterte. Dann holte er aus seinem Blachenwagen ein richtiges Mannsbilderhemd und erbat sich dafür den Dank: „Sag deinem gnädigsten Herrn ein gutes Wörtl über mich!“ Er meinte den Herzog, der den Harnischer geküßt hatte.

„Mein Herr?“ Mühsam erhob sich Malimmes vom Brunnen. Hart schnaufend, spähte er in die südliche Ferne. Man sah da keine Berge, nur dunkle Wälderkämme und grauen Dunst. „Mein Herr?“

Der hohe Blachenwagen ratterte flink davon, um den verschwundenen Kriegshaufen einzuholen.

Im Flur des Bauernhauses saß Malimmes auf dem Stroh. Er lauschte. In der Stube war es still. Da sagte er leise zu der Bäuerin: „Guck durchs Fenster hinein! Und mach die Läden zu, recht still!“ Unbeweglich blieb er sitzen, bis die Alte wieder kam.

„Das Bübel schlaft wie ein Iltis im Winter.“

„Vergelt’s Gott, Weibl!“ Malimmes fiel auf das Stroh zurück. „Im Haus muß Ruh sein! Und wenn du Zeit hast, schau nach den Gäulen!“ Er tat einen müden Atemzug und drehte sich gegen die Stubenschwelle hin. Die Bäuerin holte aus ihrer Kammer ein Kissen. Als sie es brachte, schlief Malimmes schon. Sie hob seinen Kopf und schob ihm das Kissen unter den Nacken.

Während der Morgen eine dunstige Sonne bekam, klang aus der südlichen Ferne ein dumpfes Murren. Das hörte sich an, als wäre in den Bergen ein schweres Gewitter, bei dem jeder Donnerschlag hinüberrollte in den nächsten. Aber man sah im Süden kein Wettergewölk, nur einen bräunlichen Rauch, der alle Höhen umschleierte. Sehr bald verstummte das Gebrumm. Doch jenes rauchige Braun wurde um die Mittagsstunde dicker und dicker; aus dem Tal der Saalach kroch es nach der einen Seite immer weiter gegen das Salzburger Land, nach der anderen Seite immer weiter gegen den Chiemgau hin.

Unter diesen braunen Schleiern rollte der Krieg aus den Bergen heraus in das ebene Land.

Als der trübe Abend dämmerte, bekam der ferne Dunst eine rötliche Färbung. Sie kam vom Widerscheine brennender Dörfer und vom Feuerglanz der flammenden Haferfelder, die am verwichenen Nachmittag zu Füßen des Untersberges noch geleuchtet, hatten wie goldene Schüsseln des Friedens.

Im Dunkel zwischen Abend und Nacht wurde Malimmes, der noch immer schlief wie ein Klotz, von der Bäuerin aufgerüttelt: „Jesus, Mensch, so spring doch hinaus und guck, was da los ist in der Welt!“

Im Erwachen fuhr Malimmes mit beiden Händen nach dem Mund des Weibes. „Wirst du deinen Schnabel halten!“ Er lauschte gegen die Stube. „Komm!“ Mit starren Knochen richtete er sich auf, drehte die Gelenke und streckte die Beine. Das Gehen wurde ihm sauer. Und immer spürte er etwas an seinem Hinterkopf wie das Pochen eines kleinen Hammers. Die Kopfwunde, die ihm der Hautschneider beim Hallturm zugenäht hatte, fing zu eitern an. Das machte ihn mißmutig. Doch als er draußen unter dem dichtverhangenen Himmel stand und das Glutspiel der südlichen Ferne sah, fuhr ihm ein froher Schrei aus der Kehle: „Höia! Mein Herr ist ledig! Die Fall ist in Scherben geschlagen.“

Das ferne Gemisch von Rauch und Wolken glutete wie Abendröte, die sich versäumt hat bis in die Nacht hinein. In der matt zerflossenen Farbe sah man kleine, hellere Glutflecken. Drei lagen dicht beisammen, die Feuermale von Marzoll, Piding und Aufham. Diese Dörfer gehörten dem Herzog Heinrich – da hatten wohl die von Salzburg, der Törring und die Chiemseer den heißen Gockel fliegen lassen. Und deutlich unterschied man unter dem Gewölk zwei lange Glutgassen: Die eine züngelte gegen die Lande des Törring hin – da war wohl Herzog Heinrich dem bayrischen Oberstjägermeister hinter den Waden und machte ihm die Lehensdächer warm; die andere streckte sich gegen den Chiemsee – da peitschte der Seipelstorfer die Chorbrüder des heiligen Peter nach Hause und brannte die Steuerbüchsen der geistlichen Herren aus. Oder umgekehrt. Man konnte unter den rötlich angestrahlten Wolken an die dreißig von diesen kleinen, helleren Glutflecken zählen. So viel leuchtende Scheinkreise da droben am Himmel waren, so viele Dörfer brannten auf der Erde.

Nur dieser rotgewordene Himmel erzählte. Den Brand in der fernen Menschentiefe verdeckten die waldigen Hügel. Aber die alte Bäuerin, deren Hausdach um der Fehden ihres gnädigsten Herzogs willen schon dreimal in Feuer aufgegangen war, sah auch diese unsichtbaren Flammen, sah tausend armgewordene, schreiende, verzweifelte Menschen und fing in Sorge und Barmherzigkeit zu klagen und zu beten an, zu fluchen und hilflos zu weinen.

„Ja, Weibl! Krieg ist in der Welt!“ sagte Malimmes hart. „Und übers Jahr ist das schöne Bayerland ein Wurmloch und Äschenhaufen. Da kannst du ein Menschenherz billiger haben als einen Hennendreck.“ Er ging zur Scheune. Die jammernde Bäuerin hinter ihm her. Von ihrem gnädigsten Herzog sprach sie noch immer ehrerbietig; doch dem Ingolstädter wünschte sie die übelsten Krankheiten an den Hals. „Sind Vettersleut, die zwei Herren! Sollten wie Brüder sein!“

„Brüder? So? Brüder speien einander ins Gesicht.“ Malimmes trat in den Stall, in dem die Laterne brannte. Der Burghausener Falbe und der Ingolstädter hatten sich leidlich erholt, standen auf steif gespreizten Beinen, lehnten sich mit den Schultern gegeneinander und kauten einträchtig ihr ungeteiltes Heu. „Sind Viecher nit gescheiter wie Menschen? Guck her da! So sollt man die gnädigen Vettern aneinander halftern, bis sie friedsam fressen lernen aus der gleichen Kripp.“ Er tränkte die Gäule, wusch ihre Wunden und legte Spinnweben drauf, die ihm die Bäuerin aus den Winkeln des Stalles in reichlicher Menge herbeiholte. Dann nahm er die Laterne. „Hast du was Gutes im Haus? Jetzt muß ich für den Buben kochen.“ Die Bäuerin erbot sich gleich: Das wäre doch Arbeit für eine Weiberhand. Er lachte. „Ungekostet, ich kann’s besser wie du! Und mein feiner Gesell hat heut ein heikliges Mäglein. Mit dem Buben sei fürsichtig, Weibl! Sein Vater ist so reich, daß man an seinem Erbgut den Zaun nimmer sieht.“ Barfüßig trat Malimmes in die stille Stube und hängte über dem Herd die Laterne an einen Balkennagel. Lautlos ging er auf das Lager zu.

Jul schlief, wie Kinder schlafen, mit den Fäusten vor den Augen. Gleich einem dicken Mäntelchen lag das schwarze Haar um die heiße Wange her. Unter den Decken machten die Beine manchmal eine zuckende Bewegung. Und die nackte Schulter hatte sich ein bißchen herausgeschoben. Malimmes zog sein Wams herunter und hüllte das linde Leder achtsam über die rosige Blöße. Dann ging er zum Herd, legte dünnes Astwerk übereinander und entzündete am Laternenlicht einen Span. Das Feuerchen züngelte. Und Malimmes schürte die Flamme nur mit Reisig. Weil die Scheite krachen.

Auch die Bäuerin, als sie das Beste aus ihren Schränken: brachte, mußte barfuß gehen. Kein Wort durfte sie reden. Aber während sie zuguckte, wie geschickt und reinlich Malimmes kochte, mußte sie doch in ihrem Staunen flüstern: „Von dir kann ein Weibsbild lernen. Nit ein einzigsmal hast du beim Kochen die Näs mit der Hand geputzt. Allweil mit dem Ärmel. Und, den Kopf hast schön auf die Seit getan, daß kein Schweißtröpfel nit in die Supp fallt.“

„Das hab ich dem Hofkoch des deutschen Königs abgeschaut. Der hat’s allweil so gemacht, solang er nit allein in der Kuchl gewesen ist.“ Malimmes machte es aber auch so, nachdem er die Bäuerin aus der Stube geschickt hatte. Und als der Würzwein dampfte und die reichliche Mahlzeit fertig war, ging er zum Lager hin, ließ sich etwas sperrig auf den Lehmboden nieder und schob seinen Arm unter den Nacken des schlummernden Gesellen.

Jul tat die großen, blauen Augen auf und fragte: „Ist er schon da?“

„Noch nit.“ Lächelnd verschluckte Malimmes einen Tag. „Ist ja noch allweil Nacht. Vor Abend kann der Bauer nit kommen. Der reitet im Häuf. Da geht’s nit so geschwind wie bei uns. Auch mußt du dich richtig ausschlafen, eh du wieder in den Sattel kommst. Jetzt mußt du essen und trinken. Ist alles schon fertig. Und ich mein’, nit schlecht. Ich selber hab aufgekocht.“

Erschrocken fragte Jul. „Hast du denn nit geschlafen?“

„Ein lützel, freilich! Wenn wir gegessen haben, streck ich mich gleich wieder auf die Haut. Jetzt hab ich kochen müssen.“

Da legte Jul den nackten Arm um den Hals des Malimmes und schmiegte die Wange an seine Schulter. „Wie ein Bruder bist du zu mir!“

Ein müdes Lächeln. „Nit ganz.“ Er wollte den halb noch Liegenden aufrichten und das lederne Wams fortschieben. Der Bub hielt es fest an seinem Hals. „Geh“, sagte Malimmes, „das ist, doch mein Kittel. Den mußt du wegtun. Ich sorg, er stinkt ein lützel nach –“ Fast wäre ihm das herausgefahren: „Nach Schweiß und Blut.“ Doch er sagte: „Nach meiner Reitermüh.“

Jul sah den Söldner an, mit einem herzlichen Glanz in den Augen. Und plötzlich drückte er in stummer Dankbarkeit das Gesicht auf dieses mürbe Leder.

Malimmes erhob sich schweigend und ging zum Herd. Seine Hände zitterten, während er die heiße Suppe aus dem irdenen Hafen in die zinnerne Schüssel goß. Dabei sagte er ruhig: „Ich mein’, du solltest dich ein lützel anziehen. Die Nacht ist kühl. Ich rühr derweil das Ei in die Supp.“

Nach einer Weile sagte Jul: „Kannst schon kommen.“ Er saß auf dem Lager, in Wams und Reithosen, mit nackten Füßen.

Lachend fragte Malimmes: „Was machen die Knöchelen?“

„So viel gut ist mir.“

„Gelt, ja“ Der Söldner zog einen dreibeinigen Schemel vor das Lager hin und stellte die Schüssel drauf. Nun hockten sie bei dem zitternden Schein des kleinen Feuers nebeneinander, löffelten die Suppe und aßen Brot und geschmortes Rauchfleisch.

Da sagte Jul, ganz leise: „Die drei schneidigen Streich, die du mir auf den Rucken gegeben hast? Wie kommt das, Malimmes? Mir ist gewesen, als tät ich jäh wieder aufleben.“

„Ja, das ist seltsam! Gelt? Warum das so ist, das weiß ich nit. Aber helfen tut’s. Nie, wenn einer Wunden hat. Bloß allweil, wenn kein Blut geronnen ist, und wenn einer vor Schwäch verscheinen will. So hab ich schon oft wieder einen lebig gemacht. Das hat mir einer gewiesen einmal, im Ungerland, einer, der in Jerusalem gewesen ist.“ Malimmes griff nach dem Nacken des Jul. „Spürst du das Plätzl, wo ich den Daumen hab?“

„Wohl.“

„Das tu dir merken! Von da mußt abwärts zählen um sieben Wirbel. Dort ist das Fleckl, wo man hinschlagen muß, dreimal, fest und schneidig.“ Malimmes dämpfte die Stimme. „Dir sag ich’s, Bub! Das ist ein kostbar Ding. Ich hab’s noch keinem verraten. Du bist der einzige, dem ich’s gönn.“

Mit großen Augen, wie berührt vom Hauch eines alten Geheimnisses, sah Jul den Söldner an und sagte tief atmend: „In dir ist viel, was stark ist. Du solltest Medikus werden und allweil helfen.“

Malimmes schüttelte streng den Kopf. „Jeder ist der Hilf nit wert.“ Er lachte scharf. „Oft hat’s ein Gutes, wenn dem Erdboden leichter wird.“

Staunen und Kümmernis waren in den Augen des Buben. „Du pst aber gar nit reden, wie –“

„Wie wer?“

„Wie ein Christ.“

„Und du nit wie ein Mannsbild.“ Lächelnd faßte Malimmes das Gesicht des Jul zwischen seine schweren Hände, mit einem linden Griff, und sagte zärtlich: „Bist nit die erste, die mich schilt. Und wirst nit die letzte sein. Aber komm –“ Er trug das Geschirr zum Herde. „Jetzt kriegst du den Würzwein. Nachher mußt du wieder schlafen. Aber magst du nit erst ein paar hundert Schrittlein machen draußen in der frischen Luft? Brauchst die Reitstiefel nit antun. Da stehen der Bäuerin ihre Schlorpen. Und draußen ist trücken Wetter.“ Als Malimmes dem Buben die plumpen Patschen unter die schöngeformten Füße schob, sagte er lustig: „Guck! Da haben sich jetzt zwei weiße Mäuslein verschloffen, jedes in einem Kälberstall.“

Der Bub, dem ein dunkles Erröten über die Wangen geflossen war, legte dem Söldner die beiden Hände auf die Schulten. „Wenn alle Unchristen sind wie du, so müssen sie auch in den Himmel kommen.“ Er nahm den Mantel des Malimmes um, ging zur Tür und trat in die Nacht hinaus.

Der Söldner blieb auf den Knien liegen, sah die Tür an und schmunzelte. Dann begann er vorsichtig an seinem Hinterkopf herumzutasten und verzog das Gesicht ein bißchen. „Ui, da ist Butter drin!“ Langsam erhob er sich, schüttelte das Lager des Buben auf, nahm einen festen Trunk von dem Würzwein, füllte die kupfernde Schale wieder und stellte sie auf den dreibeinigen Schemel hin.

Mit Sorge in den Augen kam Jul zur Türe herein. „Du! Der ganze Himmel ist rot, gegen das Bergland hin.“

„So ist’s oft am Morgen, im Flachland, wenn das Wetter umschlagen will. Du, vom Bergland, du kennst das nit.“

Jul atmete erleichtert auf.

„Aber komm! Dein Bett ist wieder lind. Und trink fest! Da schlafst du bald ein.“

In den Kleidern streckte der Bub sich auf das Lager hin. Und trank. Und ließ sich zurückfallen auf das Kissen. Malimmes blieb sitzen bei ihm. Ein langes Schweigen war, während auf dem Herd das kleine Feuer in Glut versank. Plötzlich sagte der Bub wie mit erwürgtem Schrei: „Allweil muß ich denken an ihn.“

„Sorg brauchst du um den Bauren nit haben.“ Malimmes lächelte. „Mit der Sonn ist der Herzog in Piding. Und alles ist gut. Da sind die Feindlichen und die Bayrischen einander gleich, nehmen Vernunft an und reden den Frieden aus.“

„Wenn ich seh, wie ruhig du bist, kann ich auch wieder schnaufen.“

„Gelt ja? Und komm, trink wieder ein Schlückl!“ Malimmes hob dem Buben die Schale an den Mund. Als er sie wieder auf den Schemel stellte, fragte er: „Denkst du neben dem Bauren nit auch noch an wen?“

Nach einer Weile die leisen Worte: „Wohl! An unsere Leut!“

„Ich hab mir eh gedacht, daß du an die nit vergessen wirst.“

Wieder ein langes Schweigen. Dann umklammerte Jul die Faust des Malimmes. „An alles, wie’s gewesen ist am Abend, kann ich mich nimmer besinnen. Aber eins ist allweil in mir. Allweil hör ich einen Namen. Aschacher, Aschacher, Aschacher! Hast du den Namen nit auch gehört? Gestern? Beim See von Waging? Aschacher, Aschacher, Aschacher! So hat in Schmerzen ein Mensch geschrien, ich weiß nit, wer.“

Malimmes schüttelte den Kopf. „Ohren hab ich doch auch.“ Tiefer Ernst war in seiner ruhigen Stimme. „Nein, Bub, das mußt du geträumt haben.“

Leis sagte Jul: „Kann sein. Weil ich an den Namen Hartneid Aschacher allweil denken muß, derzeit ich ein Kind gewesen.“ Er atmete schwer und schloß die Augen.

Die Schmeerkerze in der Laterne hatte einen dicken Räuber und brannte trüb. Aber die Kohlen glühten. Und in diesem rötlichen Dunkel sah Malimmes die Tränen, die von den geschlossenen Lidern des Jul herunterkollerten über das strenge Knabengesicht. Schweigend erhob sich der Söldner, holte von der Fensterbank den zierlichen Helm mit den geknickten Reihergranen, mit der schweren Dulle und dem aufgezwickten Stirnblech – und stellte ihn neben das Kissen des Buben hin.

Jul fuhr auf. Doch er schwieg. Nur die großen, erschrockenen Augen fragten.

„Weißt“, sagte Malimmes, „ich stell ihn bloß her. Sonst tust du dich am End wieder sorgen drum.“ Er nahm die Laterne vom Nagel, setzte sie auf den Boden hin und holte sein Wams. „Jetzt geh ich schlafen. Gut Nacht, Gesell!“

„Schlafst du nit in der Stub?“

„Die Bäurin gibt mir die Sohnkammer. Da lieg ich besser.“ Er wollte in sein Wams schlüpfen, zog den Arm wieder heraus, ging auf das Lager zu, rüttelte an dem groben Linnen seines weitfaltigen Hemdärmels und sagte vorwurfsvoll: „Weil du allweil so ungläubig bist – da, greif her – ist das ein Weibsbilderpfaid, oder ist das ein Mannsbilderhemd?“

Ein Laut, kaum hörbar: „Geh, du!“ Und schweigend drehte Jul das Gesicht auf die Seite.

„Also!“ Malimmes warf das Wams über die Schulter, griff nach der Laterne und nahm den Bidenhänder aus der Stube mit hinaus.

Sobald die Türe geschlossen war, zog Jul mit hastigem Griff das übel zugerichtete Eisenhütel bis dicht an die Kissen her, ließ die Hand auf ihm liegen und schloß die Augen.

Er schlief bereits, als Malimmes – der noch im Stall gewesen und über die finstere Straße hinausgelauscht hatte – vor der Stubentüre sein Strohlager aufschüttete.

Der Söldner hatte eine unruhige Nacht. Wenn ihn die Sorge nicht weckte, machte ihn das Blutpochen an seiner schwärenden Wunde munter. Auf dem Hinterkopf konnte er nimmer liegen; da spürte er jeden Strohhalm wie ein Messer. Noch unbehaglicher war ihm das Liegen auf dem Bauch. Als der Morgen nur ein bißchen zu grauen anfing, stand er auf und hielt den Kopf zehn Vaterunser lang unter den Brunnenstrahl. Dann musterte er den Pack, in dem die Bäuerin das neue Wehrzeug für den Buben aus des Herzogs Rüstkammer gebracht hatte. Die Bäuerin hatte kein so gutes Augenmaß bewiesen, wie es Malimmes besaß. Am übelsten gefiel ihm der plumpe Küraß. „Gotts Teufel, da wird der Bub drin ausschauen wie ein Häslein im Wolfsmagen.“ Lautlos hob er das Rüstzeug durch das Fenster in die Stube hinein, auf die Mauerbank und drückte den Laden wieder zu.

Während aus dem niedrig hängenden Graugewölk ein kühles Nebelreißen herunterging, trieb Malimmes den Gäulen die Starrheit aus den Gelenken. Er führte sie an den Halftern auf der Straße hin und her, zuerst im Schritt, dann ließ er sie traben und galoppieren. Es ging. Wieder in den Stall. Er legte das Sattelzeug auf die Gäule. Wo er sie anrührte, schütterten sie mit der wehleidig gewordenen Haut. Und immer ließen sie die Wunden zittern, um die Fliegen von den Blutkrusten zu scheuchen.

Zuerst ritt Malimmes den Falben. Als er auf der Straße schon ein paarmal gewendet hatte, verhielt er plötzlich den Gaul und spähte scharf in die hell gewordene Ferne. Im Galopp zur Haustür hin, ein Schwung aus dem Sattel, ein Griff nach dem Bidenhänder, wieder auf den Gaul, der Straße zu – und jetzt, mit dem Eisen in der Hand, jetzt glaubte Malimmes seinen Augen. Die Reiter, die da geritten kamen, an die vierzig oder fünfzig, brachten keine mordlustige Kriegerseele mit. Sehr friedfertig ritten sie einher, bei gemütlichem Schritt der müden, reichlich verpflasterten Gäule. Keine Waffe blitzte, und kein Harnisch funkelte. Der Glanz des Eisens, das sie trugen, war erloschen unter Staub, Morast und Blutrost. Die meisten hatten ihre Eisenhüte am Sattel hängen. Und neben den bunten Farben der Mäntel und Wämser war sehr viel Weiß zu sehen: Stirnverbände, Backenbinden, Schulterwülste, Armschlingen und Kniebauschen. Die vierzig oder fünfzig, die da kamen, waren Spittelreiter, die der Herzog nach Burghausen schickte.

Malimmes ließ den Falben ein paar Sprünge machen, hob den Bidenhänder und schrie mit gellender Stimme den Namen seines Herrn. Im Reiterschwarm antwortete eine rauhe Kehle, ein Arm erhob sich. Lachend warf Malimmes den Bidenhänder auf den Rasen, sprengte zum Fenster hin und rief in die Stube: „Bub! Auf! Der Bauer kommt.“ In der Stube ein erstickter Freudenlaut. „Tu dich rüsten! Steht alles auf der Bank, was du brauchst. Das Eisenhütl häng an den Arm! Das mußt nit aufsetzen. Es tät dich kratzen. Tummel dich! Ich reit dem Bauer entgegen.“ Er ließ den steifbeinigen Falben im feinen Geriesel des Regens über die Straße hinausklappern.

Runotter, völlig gerüstet, den rechten Arm in einer breiten Leinenschlinge, kam auf dem starr hopsenden Schimmel dem Schwarm der anderen voraus.

Die erste Frage des Malimmes war: „Herr? Sind am Arm die Flaxen noch ganz?“

„Wohl. Der Knochen hat ausgehalten. Sechs Wochen, meint der Feldscher.“ Die heißen Augen des Bauern suchten. „Wo ist der Bub?“

„Der lacht. Wird gleich bei dir sein.“

Runotter atmete tief. „Vergelt’s Gott!“ Dann ritten sie nebeneinander zu dem einsamen Bauernhaus.

Der brennende Glanz in den Augen des Runotter schien dem Malimmes nicht zu gefallen. Er fragte in einer seltsamen Spannung: „Herr? Hast du heut schon wieder den Krug gelupft?“

„Heut bin ich nüchtern. Und gestern hab ich gelobt, daß ich außer lauterem Wasser keinen Tropfen nimmer trink, eh mein Krieg nit zu End ist.“

Die Augen des Malimmes erweiterten sich. „Dein Krieg?“

„Mein Krieg! Wohl!“ Das erschöpfte Gesicht des Bauern spannte sich zu einer Strenge, die wie Andacht war. Und seine Stimme dämpfte sich. „Lus, Malimmes! Gestern, im Gefecht bei Aufham, bin ich dem Chorherren Hartneid Aschacher begegnet.“

„Hab mir’s eh schon gedacht.“

„Achtzehn Jahr ist’s her. Heut schaut er anders aus. Mir hat’s ein Zittern in meiner Seel gesagt: Der ist’s! Und wie ich das Eisen auflupf, krieg ich von einem anderen den Streich auf den Arm da. Der Aschacher ist mir entronnen. Malimmes! Jetzt weiß ich, warum Krieg ist. Daß ich den Hartneid Aschacher wieder find.“

Ein Schauer des brennenden Zornes, der in dieser Stimme zitterte, faßte auch den Malimmes. Doch er zwang sich zu einem heiteren Wort: „Freilich! Wenn nur jedes Häfelein seinen Deckel findt. Nachher ist die Welt so gut eingerichtet, daß sie der Herrgott nimmer besser hätt machen können.“ Er wurde wieder ernst. „Verschweigt vor dem Buben! Der hat’s eh schon im Wind gehabt. Ich hab lügen müssen.“

Der Bauer verhielt den Gaul. „Lügen?“

„Bei dem Schwarm, der uns fürgestern vor dem Waginger See in den Weg gerumpelt ist, muß der Aschacher gewesen sein. Ich hab einen adligen Jungherren in den Graben hinuntergeschlagen. Der hat mit einer süßen Stimm gekreistet: Aschacher, hilf mir! – Der und der Aschacher? Brüder sind das nit gewesen.“

„Ich versteh nit. Was meinst?“

„Sei Kriegsknecht an die achtzehn Jahr lang, nachher verstehst du schon. Einmal, da hab ich auch nit verstanden. Und bin neugierig worden. Im Clevischen.“ Malimmes plusterte ein bißchen den Hals. „Aber du kommst allein? Wo sind die unseren?“

Erst nach einer Weile gab der Bauer Antwort. „Ich weiß nit. Der Altknecht ist nimmer nachgekommen. Dem Heiner haben sie im ersten Anlauf den Gaul erstochen. Kann sein, die zwei haben sich durchgeschlagen mit den Spießknechten. Kann sein, sie haben saufen müssen – von meiner Treu. Gott soll sie gnädig haben. Jetzt geht’s über alles weg. Bis ich den Aschacher find.“

Von der Bauernstube klang der heiße Schrei einer Mädchenstimme. Doch aus der Haustür kam ein schlanker Bub in schwerem Eisen heraus. Und während Runotter aus dem Sattel stieg, mußte Malimmes lustig lachen, weil Jul in diesem plumpen, unpassenden Wehrzeug aussah wie ein junger Vogel, der mit kurzem Hals aus dem Kobel guckt.

Jul und Runotter standen Hand in Hand; nur ein paar Worte sprachen sie; ihre Augen redeten; und das Gesicht des Buben war weiß wie Linnen, als seine Finger über die Armbinde des anderen herunterstrichen.

Malimmes klaubte in Hast sein Zeug zusammen, hängte die Eisenschaller an seinen Arm, gab der Bäuerin die paar Silberbleche, die er im Hosensack hatte, und holte den Ingolstädter aus dem Stall.

Auf der Straße kroch der Zug der Spittelreiter vorüber; die meisten saßen stumm und gebeugt im Sattel; nur wenige schwatzten; in ihren Stimmen war Galle und Verdrossenheit; von allen, die da redeten oder schwiegen, schien keiner an diesem grauen, rieselnden Morgen den Krieg für eine fröhliche oder notwendige Sache zu halten.

Und weit über den abgemähten Wiesen draußen, gegen Süden, wo die schwarzen Dachstrünke eines als ›Weckfeuer‹ niedergebrannten Bauernhauses gegen den trüben Himmel starrten, erschien auf der Straße ein langer, brauner, wackeliger Wurm: die Reihe der vielen Karren, in denen man die Schwerverwundeten brachte, die nimmer reiten konnten; es waren auch Tote dabei, die man am verwichenen Nachmittage noch als Lebendige in das Karrenheu hinauf gehoben hatte. Manchen von diesen Ungeduldigen, die das Burghausener Spittel nimmer erwarten konnten, hatten die Karrenführer, um ihren Gäulen das Ziehen zu erleichtern, schon hinausgeworfen in die Straßengräben; aber gewissenhaft brachte man von diesen Abgeladenen alles, was Kleidung oder Wehrstück hieß, mit heim in die landsherrliche Rüstkammer. Der herzogliche Zeugmeister nahm es in solchen Dingen sehr genau; nur bei den Hemden, die man den Toten mitgab in die Ewigkeit, hielt er die Führung eines Registers für überflüssig.

Ehe der lange, braun und grau gesprenkelte Karrenwurm zu dem einsamen Bauernhause herangeschlängelt kam, waren die drei Ramsauer schon dem Trupp der Spittelreiter nachgezogen.

Immer dichter fing der Regen zu strömen an. In diesem eintönigen Rauschen erfuhr der Bub über die Sensenschmiede von Piding und Aufham die ganze Wahrheit. Sie war so hart zu hören, daß in die Augen des jungen, schlecht gewaffneten Harnischers ein Entsetzen kam. Seine Zügelhand, an deren Arm der eingebeulte Helm mit den geknickten Reihergranen hing, zitterte wie die Hand eines Fieberkranken, während Runotter in seiner kurzen, strengen Art diese roten Dinge vor sich hin sagte. –

– Hauptmann Seipelstorfer hatte die Verläßlichkeit seines Boten als eine feste Ziffer in die Rechnung jener Nacht und jenes blutigen Morgens eingestellt. Als der Abend dunkelte, ließ er die Fronbauern und den Rest der Troßleute entspringen. Beim Sperrwall blieben nur die zwanzig Schanzleute vom Hirschanger zurück, denen – wie Herr Grans behauptete – der heilige Peter die Höfe gebrandschatzt hatte. Auf den Bauernzorn dieser obdachlos Gewordenen, die den Gadnischen ihre heiße Not auch heiß wieder heimzahlen wollten, konnte Herr Seipelstorfer sich verlassen. Nach der vierten Morgenstunde, als der Himmel sich zu lichten begann, kniff der Hauptmann mit seinen Reitern aus. Das geschah nicht ohne Lärm; man konnte in der windstillen Dämmerung das Hufgestampf und Eisengerüttel weit vernehmen.

Vor den Trümmern des Hallturmes, im Aschenfelde, standen die Salzburger und der heilige Peter schon zum Sturm bereit. Hauptmann Hochenecher witterte die Lunte, die hinter der Sperrschanze brenzelte. Doch weil ihm bang wurde um die Freunde bei Aufham, Piding und Marzoll, wagte er im Vertrauen auf seine Übermacht einen Gewaltstreich und befahl in der ersten Morgenhelle den Sturm. Als die tapferen Springer die Sperrschanze erklettert hatten, sah man, daß die Bayerischen ausgerissen waren. In rasender Hast wurde eine Bresche durch die Schanze gebrochen. Und los mit der ganzen Reiterei, auf der Straße hinter dem Seipelstorfer her! Schon wollte das Fußvolk mit den Büchsen nachrücken. Da glommen kleine Feuerchen in zwanzig Buschverstecken auf, Fackeln flogen in die Reisighaufen der Sperrschanze, eine rasche Flamme rannte quer über das schmale Tal, die Bäume des Walles fingen Feuer, und eine lodernde Flamme legte sich hinter dem Reiterschwarm als unüberwindlicher Riegel vor die Salzburger Büchsen und den Haupthaufen der Spießknechte.

Für den Hochenecher gab’s nur noch einen einzigen Weg: hinaus gegen Marzoll! Als die dicke Reitermasse unter der Plaienburg vorüberklirrte, fingen da droben die Faustbüchsen zu knattern an, brüllend spien die Landshuterin und die Hornaussin schwere Eisenschachteln mit Bleibrocken aus, und ruhelos knarrte die Trommelkanone. Unter schweren Verlusten geriet der Reiterhaufen in Verwirrung, spritzte gegen die schüzenden Wälder auseinander, und bevor er sich bei der Saalach wieder sammeln konnte, begann der Seipelstorfer ein grimmiges Dreinschlagen. Die Sonne war da. Herr Heinrich, den Hinterhalt vom Rücken auseinanderkeilend, rasselte über Piding herein. Und der Boden und die Saalach wurden rot, während die Berge sich einwickelten in den Qualm des flammenden Waldes und in den Rauch der brennenden Dörfer.

Dann war’s gekommen, wie es Malimmes vom Himmel abgelesen hatte. Der Seipelstorfer hetzte mit Eisen und Feuer den flüchtenden Häuf der Chiemseer. Und Herr Heinrich – auch im Jähzorn noch wirtschaftlich seine Kräfte sparend – ließ die Reste vom Reitertrupp des Hochenechers und der Gadnischen hinausbrechen nach Salzburg, gegen dessen Mauern nicht aufgekommen war, und tobte brandschatzend hinter dem Törring her. Die Burg des bayerischen Oberstjägermeisters und seiner weltberühmten Jagdhunde mußte fallen, ehe die Salzburger ihr Fußvolk und ihre Büchsen über Berchtesgaden herausziehen, den Stand der Dinge überschauen und zum Entsatz des Törring heranrücken konnten. –

– Während Runotter, zwischen den beiden anderen reitend, das alles mit harten Worten hersagte, hielt Jul die Stirn so tief gebeugt, daß ihm das schwarze, vom Regen durchnäßte Haar gleich hängenden Rabenflügeln das Gesicht verhüllte. Und als der Bauer schwieg, blieb Jul noch immer so gebeugt. Er fand keinen Laut, tat keine Frage und klagte nicht. Doch die Schulterkacheln seiner Rüstung gingen knirschend auf und nieder. So mühsam atmete er. Immer wieder warf Malimmes einen Sorgenblick zu ihm hinüber.

Die Straße zog von der Raitenhaslacher Höhe hinunter in das Tal der Salzach. Für das wundervolle Bild des herzoglichen Schlosses, das wie ein geheimnisvolles Märchen hinter den Schleiern des Regens dämmerte, hatten die drei kein Auge. Sie hörten auch das Geschrei der Menschen nicht, deren wirre, aufgeregte Stimmen von den Torwerken herauftönten.

Warum hatte Runotter von den Gadnischen nichts erzählt? Kein Wort vom jungen Someiner? War da nichts Übles zu berichten? Um dem Buben die Ruhe zu geben, glaubte Malimmes eine Frage, die wie gleichgültige Neugier aussah, wagen zu dürfen: „Hast du nit gesehen, Bauer, was mit den Gadnischen gewesen ist?“

„Wohl! Und da muß ich dir ein Hartes sagen.“

„Mir bloß? Sag’s!“

„Dein Bruder, als ein halb Heiler, ist mit ausgeruckt. Der liegt. Zwei von des Hauptmanns Trabanten haben ihn aus dem Sattel gestochen. Mir hast du ihn genommen. Und recht war’s. Um deintwegen ist mir leid um ihn. Auch muß er arg an seiner Mutter gehangen haben. Wie’s ihn auf dem Gaul überworfen hat, da hab ich ihn dreimal brüllen hören: Mutter, Mutter, Mutter ...“

Das Gesicht des Malimmes verzerrte sich, als möchte jenes wilde Lachen aus seiner Kehle brechen. Dann war’s, als hätte ihm eine unsichtbare Hand über die Augen gestrichen. Er sagte ernst: „Das kommt für jeden, daß er sich seines Bluts besinnt.“ Und nach einer Weile: „Red weiter! Von den anderen.“

„Der Fürst hat sich mit dem Hochenecher gegen Salzburg durchgeschlagen. Das muß er dem jungen Someiner danken. Der hat sich für seinen Herren ins Zeug geschmissen wie ein Bärbeißer.“ In die Stimme des Bauern kam ein Schwanken. „Mich hat er gemieden. Ich hab ihn auch nit gesucht. Gefechten hat er noch als der Beste, derweil ihm schon wie ein rotes Bächl das Blut über den Schenkel geronnen ist.“

Erschrocken warf Malimmes einen Blick zu dem Buben hinüber. Der saß noch immer tief gebeugt.

Schweigend ritten die drei dem Tor entgegen, bei dem das Häuflein der Spittelreiter schon eingetroffen war. Ein Gewimmel von Menschen. Die fingen zu jauchzen und zu jubeln an, als sie die Nachricht des Sieges hörten.

„Guck“, sagte Runotter, der verwundert aufblickte, „da gibt’s Menschen, die sich freuen.“

Dieses Wort schien den Krampf zu lösen, der den Körper des Buben gefesselt hielt. Er hob das kalkweiße Gesicht mit den verzweifelten Augen, griff über den Gaul des Vaters hinüber, klammerte die Hand an den Ärmel des Malimmes und schrie: „Mensch, Mensch, warum hast du mich bei Aufham nit sterben lassen!“

„Geh, Jul, sei gescheit!“ Malimmes befreite seinen Arm und trieb den Ingolstädter neben den Falben hin. „Hätt ich dich sterben lassen, so tat ich liegen, wo du liegst. Und unser Bauer tät nit in Burghausen einreiten als lebendiger Gast des Herzogs.“

„Laß den Buben!“ sagte Runotter hart. „Ganz unrecht hat er nit. Hätt ich schmecken können, was herauswachst aus dem gesiegelten Ochsenbrief – ich hätt die siebzehn Küh auf der Mordau niedergestochen, Stuck um Stuck, und hätt mich totschlagen lassen vom Seppi Ruechsam und den andern.“ Er streckte sich im Sattel. „Jetzt ist’s, wie’s ist. Jetzt will ich den Kopf aufheben und dem Ding in die Augen schauen, das kommen muß.“

Sie ritten in das Tor. Die Menschen, die sich drängten in der Halle, kreischten den drei Gepanzerten, denen man die Schwere des Krieges ansah, in aufgeregter Freude entgegen. Wie betrunken waren diese Leute. Und hübsche und häßliche Mädchen, die sich wie irrsinnig gebärdeten, warfen dem jungen, leichenblassen Harnischer Kußhände und Blumen zu. Von ihren Hälsen rissen sie die seidenen Tüchlein, die dünnen Silberketten, die Schaumünzen und schleuderten alles vor die Pferde hin – und sahen aus dabei, als wäre ein großes Glück in ihren Herzen.

Der Falbe, als er aus dem Torbogen herausstampfte auf die Straße, fing hell zu wiehern an, weil er seine Heimat erkannte und den gewohnten Stall in der Nähe wußte. Und der Ingolstädter, den das Geschrei der Menschen zapplig machte, begann trotz seiner schweren Verwundung zu tänzeln und wollte schneller vom Fleck. Lachend sagte Malimmes: „Du Rössel aus Ingolstadt! Jetzt reitest du ein bei Herzog Heinrich in Burghausen! Und du wehrst dich nit. Wär’s dein Ingolstädter Herzog, der tät sich spreißen!“

Das jubelnde Geschrei der vielen Leute, immer wachsend, schob sich durch die enge Häuserzeile gegen den Marktplatz hin. Und schöne Glocken fingen zu läuten an.

Draußen vor dem Stadttor keuchte eine zerrissene Reihe von schweigsamen Menschen über die steile Straße hinauf, alte Mütter mit suchenden Augen, junge Frauen mit verstörten Gesichtern, täppelnde Kinder mit ratlosem Blick. Sie rannten gegen Raitenhaslach hin, immer schneller, schneller, schneller, dem langen, braun und grau gefleckten Karrenwurm entgegen, der die Sterbenden brachte und die Toten schon abgeladen hatte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Ochsenkrieg. Zweites Buch.