Der Minkreiter bei Bambergen

Autor: Ueberlieferung
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Die alte Straße von Überlingen über Lippertsreute ins Salemertal führt in der Nähe von Bambergen durch den Wald gegen den Schönbucheshof und wird hier von einem Waldweg gekreuzt. Dieser Weg heißt der Minkweg. Der Name rührt von einem Förster her, der in diesem Waldgebiet die Waldarbeiter und Holzhauer schwer gedrückt hat. Außerdem soll er unablässig greulich geflucht und gotteslästerliche Redensarten im Munde geführt haben. Deshalb mußte er nach seinem Tode als Reiter auf einem Schimmel umgehen. Manchmal hört man den Minkreiter im Walde fluchen und krakeelen. Gern auch führte er die Leute in die Irre, daß sie schließlich da wieder aus dem Wald herauskamen, wo sie hineingegangen waren. Mitunter machte er auch die Pferde scheu, daß sie gar den Wagen umwarfen.

Ein Bauer fuhr einmal nachts mit zwei Pferden in den Wald. Da hörte er in der Nähe Rossegewieher und hielt an, um das Fahrzeug oder den Reiter herankommen zu lassen. Aber es rührte sich nichts, obwohl das Gewieher weiterdauerte. Da fürchtete er, es sei der Mink, und machte, daß er weiterkam.

Einst kam ein Knecht mit seinem Meister durch den Wald. Beim Minkweg rief der Knecht: »Mink, jetzt komm einmal!« Da stand plötzlich ein großer Mann neben ihm und gab ihm eine solch kräftige Ohrfeige, daß er zu Boden stürzte. Alles dies hat auch der Meister gesehen.

Vor mehreren Jahren marschierte ein Soldat bei Mondschein heimwärts durch den Wald und bemerkte auf einmal hinter sich einen großen schwarzen Hund, der ihm folgte und der stehen blieb, wenn er auch anhielt. Der Soldat hielt seinen Säbel bereit. Aber der Hund tat ihm nichts zuleide. Ja, er murrte nicht einmal, sondern folgte ihm bis auf die Höhe, wo der Minkweg die Landstraße schneidet. Hier verschwand der Hund plötzlich.