Der Lindwurm vom Goggauersee

Autor: Ueberlieferung
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Im oberen Wimitztal bei Feldkirchen liegt in einer ziemlich unwirtlichen Gegend der kleine Goggauersee. Der Teufel soll ihn voreinst in einem großen Gefäß herbeigebracht und mit scheußlichem Gewürm und allerhand Untieren bevölkert haben. Eines davon war ein ungeheurer Fisch, der eine scharfzähnige Säge am Rücken trug, womit er alles durchschnitt, was in seine Nähe kam. Einst sollte ein Taucher die Gewässer des Sees durchsuchen und nähere Kunde über diesen gefährlichen Fisch von seiner Tauchfahrt mitbringen. Um gegen die scharfe Säge des Untiers geschützt zu sein, zog der Mann en Kleidungsstück aus neun starken Glaswänden über den Körper und tauchte so in die Fluten hinab. Trotzdem wäre es um ein Haar mit ihm zu Ende gewesen; denn acht Glasschichten durchschnitt der Sägefisch mit einem Zug, und nur rasche Flucht rettete dem Taucher das Leben. Außer dem Fisch bemerkte er aber noch viele andere gräßliche Wesen auf dem Grund des Sees, denen er nur mit knapper Not entging.

Auch eine Wassernixe hatte in früheren Zeiten dort ihren Wohnsitz. Sie hielt sich am Südende des Sees auf, wo das Wasser im Kreis fließt und einen Wirbel bildet. Ein wundervolles Gesicht und schneeweiße Arme zeichneten sie aus, an Stelle der Füße aber wollte man einen Fischschwanz an ihr bemerkt haben. Ihre große Schönheit und ihr betörender Gesang lockten viele Menschen an, die in die Nähe des Sees kamen. Wer sich aber mit ihr einließ, den zog sie unweigerlich mit sich in den Strudel hinab. Deshalb trachtete man, den See gänzlich zu meiden.